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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sonderbarste aber war, daß man erst nach dieser Entdeckung bemerkt hatte, daß auch der junge Melton fehle. Dazu waren die drei besten Eilkamele fort!
    Winnetou hatte kein Wort von denen, die wir gesprochen hatten, verstanden. Er sah mich fragend an, und ich erklärte ihm das neue, nicht eben freudige Ereignis. Er senkte den Kopf, überlegte eine kleine Weile und sagte dann:
    „Ein Wächter ist tot. Wo ist aber der zweite?“
    „Auch fort!“ antwortete Krüger-Bei, dem ich die Frage verdolmetschte.
    „Dann war der andere Wächter im Einverständnis mit Melton“, erklärte der Apache. „Und darum hat Melton zu dir gesagt, er sei nicht so machtlos, wie du anzunehmen scheinst.“
    „Ganz richtig!“ stimmte ich bei. „Und wir beide sind durch die Aufmerksamkeit unsers Hüters einer großen Gefahr entgangen. Die Meltons haben sich nach unserem Zelt geschlichen, um sich zu rächen, sind aber von diesem Mann vertrieben worden.“
    „Wir müssen ihnen nach!“
    „Ja, und zwar ohne Säumen. Leider haben sie die besten Kamele mitgenommen. Wir müssen uns mit den nun besten begnügen.“
    Ich teilte dem Herrn der Heerscharen unseren Entschluß mit und bat ihn, drei schnelle Tiere aussuchen und für mehrere Tage mit Wasser und Proviant versehen zu lassen.
    „Nur drei? Warum nicht mehr?“
    „Weil nur wir drei reiten werden, Emery, Winnetou und ich.“
    „Ich nicht auch?“
    „Nein. Die Pflicht verbietet es dir. Du mußt bei deinen Truppen bleiben.“
    Wenn wir deutsch sprachen, nannten wir uns Sie; redeten wir aber arabisch, so brauchten wir das in dieser Sprache geläufigere Du.
    „So will ich euch einige Offiziere und tüchtige Soldaten mitgeben!“ schlug er vor.
    „Auch das muß ich ablehnen. Schnelligkeit ist hier die Hauptsache. Viele Begleiter würden uns nur hinderlich sein. Wenn wir drei die besten Kamele bekommen, würden die anderen, welche keine guten haben, bald hinter uns zurückbleiben; sie können uns also auf keinen Fall etwas nützen. Es bleibt dabei, wir drei reiten allein. Befiehl, daß man sich beeile!“
    Das tat er denn auch. Winnetou war schon über das Lager hinausgegangen, um nach den Spuren zu suchen. Er kam zurück und meldete:
    „Sie sind nordwärts geritten.“
    „Also nach Tunis“, meinte Krüger-Bei. „Das war vorauszusehen.“
    „Nein“, antwortete ich. „Ich möchte wetten, daß sie nicht dorthin reiten, weil das für den Kolarasi zu gefährlich ist. Man kennt ihn dort. Findet er nicht sofort ein Schiff, so muß er warten. Kommen dann inzwischen seine Verfolger dort an, so befindet er sich in der größten Gefahr, ergriffen zu werden.“
    „Aber du weißt doch, daß er nach dort gewollt hat!“
    „Gewollt, ja, aber jetzt wohl nicht mehr. Damals, als er seinen Sohn kommen ließ, lagen die Verhältnisse anders. Jetzt weiß er, daß Emery, Winnetou und Old Shatterhand sich nicht nur hier befinden, sondern sich sofort an seine Spur hängen werden. Wir würden ihm nach Tunis folgen; das weiß er ganz bestimmt. Und findet er nicht augenblicklich dort ein Schiff, so kann er überzeugt sein, daß wir ihn unbedingt erwischen werden. O nein, er geht nicht nach Tunis, sondern nach irgendeinem Hafen des Golfes von Hammamet. Das ist derjenige Teil des Meeres, welcher von hier aus am schnellsten zu erreichen ist.“
    „Aber Winnetou hat doch gesagt, daß sie nach Norden geritten sind! Da liegt ja Tunis!“
    „Das macht mich nicht irre. Melton hat längere Zeit unter Präriejägern und Westmännern gelebt; er kennt die Kniffe derselben, wenn er auch nicht Meister darin ist. Er will uns irreführen und ist darum zunächst nordwärts geritten, damit wir ihm dorthin folgen sollen. Dann wartet er, bis er einen Boden erreicht, der so hart ist, daß wir die Fährte seiner Kamele nicht erkennen können, und sobald dies geschieht, wendet er sich nach Osten.“
    „Aber in Tunis fände er Geld. Hier am Golf von Hammamet gibt es keinen Menschen, von welchem er welches bekommen kann.“
    „Er braucht keines. Erstens hat sein Sohn welches. Da ich diese Wendung der Dinge nicht vorhersehen konnte, habe ich es ihm nicht abgenommen. Und zweitens hatte Small Hunter ganz gewiß eine bedeutende Summe bei sich.“
    „Ob das aber Melton hat? Wir fanden doch nichts bei ihm!“
    „Er hatte es versteckt und ist jedenfalls nicht von hier fort, ohne es sich vorher zu holen. Jetzt aber sehe ich, daß die drei Kamele gesattelt und bepackt sind. Wir können aufbrechen.“
    „Wann kommt ihr

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