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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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    Mit einem valkanischen Drachen auch nur bei schwachem Wind umzugehen, erfordert Geschicklichkeit, Nerven und Kraft. Der junge Inky hatte von den erstgenannten Eigenschaften überreichlich mitbekommen – aber es haperte mit der Geschicklichkeit. Nun ja, immerhin war der junge Inky sehr jung und voller Feuer und Temperament und noch längst nicht zu voller Kraft herangewachsen. Ich schwöre, von Zeit zu Zeit wurde er dermaßen in die Höhe gezogen, daß seine Füße den Kontakt mit dem Boden verloren.
    Er lachte. Der Wind zupfte ihm an den Locken und wirbelte sie ihm um die geröteten Wangen. Die Brise frischte weiter auf, und der Drachen schwankte und stieg empor und drohte Inky nun wirklich mitzuziehen.
    Ich fand, daß es nun genug war, und wandte dem unter den Klippen ausgebreiteten Panorama den Rücken zu. Valkaniums neue Gebäude schimmerten im Sonnenlicht, das Wasser der Bucht dehnte sich in funkelnder Pracht. Hier oben vermengten sich die Düfte von Meer und Land, das frische salzige Aroma stieß auf den Geruch nach Büschen und Blumen; eine Szene, die von dem vermengten Licht der Zwillingssonne beleuchtet wurde. Während ich Inky ins Auge faßte, wandte ich mich auch von der Klippenfeste Esser Rarioch ab, dem Palast, den ich mein Zuhause nannte.
    Begeistert starrte Inky in die Höhe. Von dem Drachen gezogen, schleifte er mit nackten Füßen durch das Gras. Ich beschleunigte meine Schritte. Wenn er über den Klippenrand geriete ...
    »Schau doch!« rief er und schaute hinauf, ohne die Leine loszulassen. »Schau!«
    Seine Füße berührten das Gras, die Zehen krümmten sich und gruben sich ein. Die Leine verlor an Spannung. Ich hob den Blick.
    Ein prächtiger großer Vogel, golden und scharlachrot leuchtend, hatte die scharfen Krallen um die Querstange des Drachens geschlagen, drehte den drohend aussehenden Kopf zur Seite und starrte zu uns herab. Ich kannte dieses Wesen. O ja! Ich kannte diesen vornehmen Vogel. Inky vermochte ihn ebenfalls zu sehen, was mich nicht überraschte. Der Gdoinye, der Bote und Spion der Herren der Sterne, zeigt sich manchmal nicht nur alten verdorbenen Seelen wie mir, sondern auch unschuldigen jungen Wesen. Allerdings nahm ich nicht an, daß Inky etwas anderes als einen Vogelschrei hörte, als der Besucher nun mit mir zu sprechen begann.
    »Dray Prescot! Du wirst sofort gebraucht. Die Herren der Sterne gewähren dir in ihrer Weisheit diese Gnade; ihre Forderungen sind nicht in Zweifel zu ziehen, und doch ...«
    Ich spürte, wie mir der Atem aus den Lungen gepreßt wurde. Ein Nebelschleier erschien vor meinen Augen.
    »Nein!« wollte ich brüllen, hörte aber nichts und sah ringsum nur ein alles durchdringendes Blau. Über mir erhob sich der riesige Umriß des Phantom-Skorpions, den ich durch die wogenden Nebelschwaden ausmachen konnte; sein blaues Licht vermittelte ein Gefühl von Kälte und brachte Dunkelheit und ein Schicksal, dem ich nicht entweichen konnte.
    Kopfüber, kopfunter schleuderten mich die Herren der Sterne von der hohen Klippe Esser Rariochs in Valka – wohin?
    Die Herren der Sterne hatten es eilig. Als ich die Kälte tief in den Knochen spürte, wußte ich, was diese Eile bedeutete. Irgend jemand hatte einen Fehler gemacht. Ein Kregoinye, der Befehle der Everoinye ausführen sollte, hatte versagt. Daraufhin stürzten sich die Everoinye mit gewohnter Rücksichtslosigkeit auf ihren Nothelfer, auf den Burschen, den sie oft benutzt hatten, um Löcher in ihren sorgfältig gestrickten Plänen zu stopfen. Ich spürte Hitze.
    Flammen brausten und zuckten ringsum, Rauch stach mir unangenehm in die Augen und reizte die Atemwege. Der Wechsel war schnell erfolgt, verflixt schnell, bei Vox! Ich stand in einem brennenden Gebäude. Das war also der Notfall! Ich mußte den Menschen finden, den die Herren der Sterne retten wollten. Dennoch fiel mir zuerst etwas anderes als wichtig auf – ich war voll bekleidet! Ich trug meine anständige rotbraune Tunika, die von meinem alten Ledergürtel mit seiner mattsilbernen Schnalle zusammengehalten wurde. An diesem Gürtel befanden sich mehrere nützliche Beutel. An weiteren Gurten hingen mein Rapier und meine Main-Gauche. Ich trug keine Schuhe oder Sandalen; ich war so barfuß wie Inky.
    Der Boden war heiß, das muß ich an dieser Stelle anmerken.
    Schmale Rauchstreifen stiegen zwischen den Dielen auf und schlossen sich dem übelriechenden Qualm an, der von den Wänden und der Decke waberte. Ich befand mich in einem großen Saal,

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