39 - Meuchelmörder von Scorpio
dem Gemach.
»Es wird sehr blutig werden«, kommentierte Caspar und arbeitete weiter.
Er hatte die Ärmel aufgerollt und einen Malerkittel angelegt. Unten in Loh mochte es als affektiert gelten, unter den jetzigen Umständen war es äußerst praktisch. Er hatte Arme und Hände mit einem Paar langer Strümpfe bedeckt. Ich ließ Leone sanft zu Boden gleiten, riß ihr Kleid und Unterwäsche herunter und warf sie Caspar hin. Mevancy schnalzte beim Anblick des schlaffen nackten Körpers mißbilligend mit der Zunge und holte die Kleider hervor, die wir mitgebracht hatten.
Ich ging zu der bewußtlosen Gestalt Shang-Li-Pos hinüber.
»Dieser Shint wird Kaour genannt.« Ich bückte mich und zog ihn ein Stück weiter. »Soll er sich den Namen verdienen.«
Caspar schaute nicht auf. »Eine vorzügliche Idee.«
»Was ...?« sagte Mevancy. Dann: »Oh, ich verstehe.«
Dem Geräusch schweren Atmens und eines Räusperns folgten Llodis Worte: »Was ist mit mir und dem Künstler?«
»Von den Meuchelmördern niedergeschlagen«, sagte ich fröhlich.
»Oh! Gut. Vielleicht sollte ich lieber derjenige sein, der aufwacht und rausrennt, um Alarm zu schlagen und so.«
»Ist mir recht«, sagte Caspar und befleckte Shang-Li-Pos Gewand absichtlich mit Blut.
Für das arme Mädchen stellt das Geschehen eine grausame und erschütternde Ironie dar: Im Leben hatte sie den hungernden Massen angehört, im Tod war sie Königin.
Caspar ließ sich Zeit und machte alles ohne unziemliche Hast fertig. Ich vermute, daß er in Wirklichkeit schnell gearbeitet hat. Er säuberte sein Messer, und wir arrangierten die Szene.
Wir zerrten Shang-Li-Pos Gestalt heran und tauchten sein Gewand in das Blut. Wir steckten ihm den eigenen Dolch in die rechte Faust – Kuong wußte, daß er kein Linkshänder war –, und das Herz des armen Mädchens in die linke. Wir beschmierten alles mit Blut. Jeder, der diese widerwärtige Szene sah, würde nicht bezweifeln, daß Shang-Li-Po die Königin getötet, an ihrem nackten Körper die Riten von Kaopan ausgeführt hatte und von dem Ergebnis übermannt worden war. Wenn Llodi es richtig berechnete, würde er die alarmierten Wachen in genau dem Moment hereinbringen, in dem der Dikaster wieder zu sich kam. Das würde schön werden.
Ich hatte nicht vor dazubleiben, um es zu erleben.
Caspar legte seinen blutbefleckten Kittel ab und rollte ihn sorgfältig zusammen. Ich mußte ihm dabei helfen, die Strümpfe herunterzuziehen. Mich störten die Blutspuren auf meiner Kleidung nicht, solange Caspar sauber blieb. Er legte sich bequem neben der Staffelei auf den Boden und entspannte sich. »Ich bin soweit.«
Ich blieb mißtrauisch. Ich musterte ihn. Ich konnte kein Blut an ihm entdecken. Auf Kregen hatte sich die moderne forensische Wissenschaft noch nicht ausreichend entwickelt, um das Blut zu entdecken, das sich zweifellos an ihm befand. »Bist du sicher? Du gehst ein großes Risiko ein«, sagte ich.
»Dieser Cramph hat nicht gesehen, wer den Dolch geworfen hat. Ich habe nichts zu befürchten. Außerdem, ein Leben ohne Risiko, wer will das schon?«
Zwar verhinderte ich, daß aus mir herausplatzte: »Ich hätte nichts dagegen, bei Vox!« Aber ich verspürte die Verlockungen eines friedlichen Lebens, bei Zair!
Diese lächerliche Vorstellung hatte sowieso keine Chance, auf Kregen jemals Realität zu werden, weder für mich noch für eine Menge anderer Leute. Die Probleme des Lebens blieben an uns hängen. Viele von uns brauchten sich nicht darum zu sorgen, wo das Geld für die Miete und das Essen herkam, doch diese Probleme sind sehr real, Opaz weiß es! Wir mußten uns wegen der Shanks sorgen, sie fürchten und versuchen, mit ihnen fertig zu werden. Solange die Auseinandersetzung mit den Räubern von der anderen Seite der Welt nicht erledigt war, blieb die Existenz aller, die auf Paz lebten, gefährdet.
Llodi nahm seine Position halb zwischen Shang-Li-Po und der Tür ein. Wenn der Bewahrer sich rührte, würde Llodi nach draußen rennen, um Alarm zu schlagen – und so.
»Ich kann nicht behaupten«, sagte er mit einer für ihn uncharakteristischen Redseligkeit, »daß das Leben nicht interessant gewesen wäre und so, seit wir uns kennengelernt haben, Drajak.«
»Raus aus den schwarzen Sachen, und beeilt euch! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit«, fauchte Mevancy.
Als wir wieder unsere ockerfarbenen Wüstengewänder trugen und Caspars blutbefleckte Kleidung in einem Beutel sicher verstaut war, sagten wir ein schnelles
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