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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Seite.
    Was mir dort, ohne daß ich es erwähnte, aufgefallen war, das bemerkte der Apache sofort auch. Der Indianer hatte uns gesagt, daß die weiße Squaw im letzten Raum auf dieser Seite zu kochen und im vorletzten zu schlafen pflege. Es gab ganz hinten allerdings eine Küche. In der hintersten Ecke war eine Art Herd aus Lehm errichtet und darüber ein Loch durch die Decke gebrochen, durch welches der Rauch abziehen konnte. Auch Teller, Tassen, Schüsseln und anderes Geschirr gab es, dazu einen großen irdenen Wasserkrug.
    In der anderen Ecke stand oder vielmehr lag das Bett, bestehend aus einer Art Matratze, mehreren Fellen und Decken. In dem vorletzten Raum hingen Kleidungsstücke; auf einem Tisch befanden sich mehrere Toilettengegenstände, und auf der Erde, dem Fußboden, lagen verschiedene andere Sachen. Man sah es, daß dieselben absichtlich so hingeworfen worden waren.
    „Nun?“ fragte sie jetzt. „Der große und berühmte Häuptling der Apachen ist auch da. Was haben Sie gefunden? Nichts!“
    „Allerdings nichts“, antwortete ich.
    „Und Sie behaupteten doch, die Spur zu haben!“
    „Die haben wir und das Finden wird sofort beginnen.“
    Wir standen im vorletzten Raum. Winnetou brachte es doch nicht fertig, auch jetzt noch zu schweigen; er war zwar zu stolz, sich direkt an die Jüdin zu wenden, sagte aber, daß sie es hörte, zu mir:
    „Wenn die Squaw ein Mann wäre, würde Winnetou ihr eine Antwort geben. Mein Bruder reiche mir die Lampe her!“
    Ich gab sie ihm. Er bückte sich nieder und leuchtete auf den Boden, indem er mich fragte:
    „Glaubt mein Bruder, daß die Sachen stets hier liegen?“
    „Nein. Sie sind vor ganz kurzer Zeit hergeworfen worden.“
    „Wozu?“
    „Um den Raum zu füllen. Man soll nicht sehen, was hier eigentlich fehlt.“
    „Mein Bruder hat sehr richtig gesprochen. Er blicke in diese Ecke. Was ist da zu bemerken?“
    „Ein langes Viereck, welches von dem anderen Teil des Bodens absticht.“
    „Wie lang und breit ist dieses Viereck?“
    „Gerade so lang und breit wie das Bett, welches jetzt draußen in der Küche liegt.“
    „Richtig! Das Bett hat also stets hier gelegen; die Squaw hat hier geschlafen. Warum hat sie ihr Bett so plötzlich hinüber neben den Herd geschafft?“
    „Um damit etwas zu verdecken, was wir nicht sehen sollen.“
    „So ist es. Old Shatterhand mag also mit in die Küche gehen.“
    Als wir drüben standen und Winnetou nach den Decken griff, um sie wegzunehmen, rief Judith:
    „Señores, was soll das heißen! Hoffentlich ist Ihnen die Ruhestätte einer Dame heilig!“
    „Allerdings“, antwortete ich. „Darum wollen wir sie wieder dorthin schaffen, wo sie sich stets befunden hat. Hier in der Küche haben Sie nie geschlafen.“
    „Stets!“
    „Auf der Leiter?“
    „Auf der Leiter! Was meinen Sie?“
    „Ich meine natürlich die Leiter, welche wir suchen. Übrigens habe ich Ihnen eine sehr wichtige Frage noch nicht vorgelegt. Wo steckt der junge Señor, welcher hier gefangen ist?“
    „Ich weiß es nicht. Um Männerangelegenheiten habe ich mich nicht gekümmert.“
    „Er hat aber in Ihre Wohnung herabsteigen müssen!“
    „Davon weiß ich nichts.“
    „Wenn Sie es wirklich nicht wissen, werden wir es Ihnen sagen; er steckt unter Ihrem Bett.“
    Da legte sie sich plötzlich auf die Decken nieder und rief:
    „Hieran darf sich kein Mensch vergreifen! Es ist eine Roheit, eine Gemeinheit, welche Sie begehen wollen!“
    „Stehen Sie auf, Señora!“
    „Nein! Ich werde nur der Gewalt weichen. Sie haben mich ja schon prügeln wollen. Tun Sie es doch jetzt!“
    Es widerstrebte mir, Gewalt anzuwenden, aber was wollte man mit dem obstinaten Frauenzimmer anders tun? Da kam mir Winnetou zu Hilfe, welcher trotz seines ernsten Charakters doch zuweilen den Schalk im Nacken hatte; er sagte:
    „Wer nicht freiwillig fortgeht, wird weggeschwemmt!“
    Er nahm das große, tönerne Wassergefäß vom Boden auf, welches so schwer war, daß er es kaum zu tragen vermochte, und näherte sich damit dem Bett.
    „Himmel! Er will das Wasser auf mich schütten!“ rief Judith und sprang auf.
    Winnetou hatte das Gefäß noch nicht wieder an seinen Ort gestellt, so hatte ich schon alles, was zu dem Bett gehörte, auf die Seite gerissen. Da sahen wir denn, was wir erwartet hatten. Ein Loch führte von hier in das Erdgeschoß hinab; es war zugedeckt, und die Decke bestand aus Rundhölzern, welche aus starken Ästen zugeschnitten und mit Riemen zusammengebunden

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