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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie – Sie lagen doch da draußen. Ich hörte Sie fallen!“
    „Das habe ich auch gehört!“
    „Ich glaubte Sie im Sterben, und nun – nun – stehen Sie hier vor mir! Sind Sie denn nicht verwundet?“
    „Nein.“
    „Aber warum röchelten Sie da so entsetzlich?“
    „Ich habe die Angewohnheit, nur zu meiner Unterhaltung zu röcheln.“
    „Und ich war so erschrocken darüber! Ich hatte Sie ja nur erschrecken wollen.“
    „Sonderbar! Und das soll ich glauben?“
    „Sie können es glauben! Sie sollten nicht herunterkommen.“
    „Und als ich unten war, schossen Sie doch noch auf mich! Señora, darüber werden wir später sprechen. Jetzt bitte ich, mir zu sagen, wo Mr. Jonathan Melton sich befindet; ich habe mit ihm zu sprechen.“
    „Er ist nicht hier!“
    „Sie verleugnen ihn? So muß ich ihn mir suchen!“
    „Suchen Sie!“
    „Das werde ich freilich tun, und Sie haben die Güte, mir dazu zu leuchten!“
    „Ich bin nicht Ihre Dienerin. Hier haben Sie die Lampe!“
    Sie hielt mir das kleine, vasenartige Gefäß hin; ich schüttelte den Kopf und antwortete:
    „Sie sind hier daheim, und ich bin unbekannt; ich muß Sie also bitten, mich zu führen!“
    „Und ich tue es nicht.“
    „Sie werden es tun!“
    „So kommen Sie! Sie sind imstande, eine Dame zu malträtieren und vielleicht gar zu schlagen!“
    „Das ist mir allerdings unter Umständen zuzutrauen! Also bitte, gehen Sie voran! Ich bleibe hart hinter Ihnen. Sollte es irgend jemanden hier geben, der einen Angriff auf mich beabsichtigt, so dienen Sie mir als Schild und müssen außerdem gewärtig sein, daß Ihnen mein Messer in den Rücken dringt. Sie haben zweimal auf mich geschossen; ich habe also gar keine Veranlassung, Sie zu schonen!“
    „Es ist niemand hier. Kommen Sie!“
    Sie sagte das in einem Ton, der mich irremachte. Das klang so glaubhaft, und doch mußte Melton sich hier befinden. Sie führte mich nach rechts, durch die Räume, welche sie selbst bewohnte. Die Ausstattung ließ, die Verhältnisse und die Örtlichkeit in Betracht gezogen, nichts zu wünschen übrig. Hinter jedem Türvorhang glaubte ich, auf Melton zu treffen; er war nicht da!
    Dann kehrten wir um; sie führte mich auf die linke Seite, also in seine Wohnung hinüber. Dieser sah man es an, daß sie früher der Aufenthalt eines Indianerhäuptlings gewesen war. Der Gesuchte war auch hier nicht zu sehen!
    „Nun, haben Sie ihn?“ fragte sie mich im Ton und mit einem Blick des Triumphes.
    „Bis jetzt noch nicht. Er ist irgendwo hier versteckt, und ich werde nicht eher ruhen, als bis ich ihn gefunden habe.“
    „So tut mir's um Ihre Ruhe leid, zu welcher Sie niemals kommen werden. Mr. Melton ist seit mehreren Stunden fort.“
    „Wohin?“
    „Weiß ich es? Er ist nicht mehr hier, nicht mehr im Pueblo und überhaupt nicht mehr in der Gegend desselben.“
    „Und vor einer halben Stunde habe ich ihn noch gesehen!“
    „Das ist nicht wahr!“
    „Ich hörte ihn sogar mit Ihnen sprechen, vorn auf der Bank unter dem Eingang. Kehren wir jetzt dorthin zurück! Sie werden noch anderen Besuch bekommen.“
    „Wen?“
    „Winnetou.“
    „Herrlich!“ meinte sie in spöttischem Ton. „Ich bin begierig, ob zwei so berühmte Westmänner die Spur finden werden!“
    „Ich hab' sie schon, Señora! Da, wo die Leiter jetzt liegt, welche an Ihrem Eingang fehlt, nachdem ich sie kurz vorher noch dort gesehen habe.“
    „Und wo liegt sie jetzt?“ fragte sie mich spöttisch.
    „Ich werde sie Ihnen zeigen.“
    „Da müßten Sie allwissend sein. Ich weiß, was für eine Spürnase Sie besitzen, aber so lang ist sie doch nicht, wie sie sein müßte, wenn Sie mit ihr an die Leiter stoßen wollten!“
    „Werden sehen. Kommen Sie jetzt mit nach dem Eingang!“
    Als wir dort anlangten, rief ich Winnetou. Die Leiter, natürlich eine andere, als die, von der wir jetzt gesprochen hatten, wurde herabgelassen, und dann kam der Apache herniedergestiegen. Er würdigte die Jüdin keines Blickes, blickte besorgt an mir hernieder und fragte:
    „Jonathan Melton?“
    „Nicht zu sehen.“
    „Werden suchen.“
    Jetzt nahm ich der Jüdin die Lampe aus der Hand und leuchtete. Sie ging neugierig hinter uns her. Wir begaben uns zunächst hinüber nach der linken Seite, der Männerwohnung. Die Beschreibung derselben hat kein Interesse. Es gab auch hier niemals ein Tageslicht, und wo die Außenluft Zutritt fand, das hätte ich auch nicht sagen können. Wir fanden nichts und begaben uns also nach der rechten

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