39 - Satan und Ischariot III
keine Rede sein. Wenn es auf Tod und Leben geht, ist ein jeder sich selbst der Nächste.“
„Und da schlägt und sticht man seinen eigenen Bruder nieder? Wißt Ihr, wie er Euch genannt hat?“
„Wie?“
„Judas Ischariot. Und diesen Namen hat Euch auch Krüger-Bei und haben Euch noch andere gegeben. Eure Seligkeit scheint zu sein, Eure Wohltäter zu verraten und mit Undank zu belohnen. Wo steckt das Geld, welches Ihr Eurem Bruder abgenommen habt?“
„Ich habe keines.“
„Ihr habt es ihm genommen! Wir sahen es, und er sagte es dann auch.“
„Hat er denn noch gesprochen?“
„Ja. Sein letztes Wort war ein Fluch für Euch. Also, wo habt Ihr das Geld?“
„Das geht Euch nichts an!“
„Es geht uns sogar viel an, denn es gehört dem rechtmäßigen Erben des alten Hunter.“
„Bringt mir doch diesen Erben!“
„Das könnte man wohl tun!“
„Ja, man könnte, aber man kann doch nicht“, lachte er schadenfroh.
„Man kann! Master Vogel ist frei! Wir haben ihn aus dem Gang, an dessen Ende er an den Pfahl gebunden war, geholt.“
„Was? Habt Ihr! Wirklich?“ rief er aus, indem er an den Fesseln zerrte. „Wer hat Euch den Ort verraten?“
„Niemand. Haben ihn selbst gefunden.“
„Das ist nicht wahr. Jemand muß es Euch gesagt haben!“
„Wir brauchen keinen Verräter Eures Gelichters. Unsere Gedanken reichen allein für so was aus.“
„Ihr habt doch nur durch Judiths Wohnung hinunter gekonnt! Wie steht es mit der Jüdin?“
„Sehr wohl.“
„Und mit Jonathan, meinem Sohn?“
„Auch so gut. Die beiden haben sich so unendlich lieb, daß man sie nächstens am Galgen trauen wird.“
„Wie? Ist Jonathan etwa gefangen?“
„Verlangt Ihr, daß er es besser haben soll, als Ihr?“
„Gefangen, gefangen!“ stöhnte er. Und dann fuhr er knirschend fort:
„Ihr wart aber doch nur vier Personen!“
„Sogar nur drei, denn einen hattet Ihr gefangen.“
„Die Hölle hat Euch geholfen! Aber das Geld werdet Ihr doch nicht bekommen! Es ist so gut versteckt, daß Ihr es selbst mit dem Teufel nicht zu finden vermöchtet.“
„Wir werden es schon noch bekommen!“
„Nie, nie! Außer Ihr seid klug und mäßigt Euch in Euern Absichten und Forderungen. Nehmt das an, was wir Euch durch Judith anbieten ließen, sonst bekommt Ihr gar nichts! Mein Sohn hat das Geld so gut verborgen, daß Ihr es unmöglich finden könnt. Und niemand weiß den Ort, als nur er.“
„Und Ihr!“
„Ja, ich!“
„Und Judith!“
„Ich glaube nicht, daß er ihr es gesagt hat. So etwas ist nichts für Weiber.“
„Oh, die Liebe ist mitteilsam!“
„Das ist Nebensache. Die Hauptsache ist, daß Ihr nichts finden werdet. Was habt Ihr davon, wenn Ihr uns fangt und der Polizei ausliefert und doch nichts bekommt.“
„Das wäre freilich nicht sehr tröstlich.“
„Also! Habt Verstand! Laßt uns los, und nehmt Geld an! Ihr habt die Wahl. Entweder habt Ihr uns, aber kein Geld, oder Ihr gebt uns frei und bekommt Geld.“
„Wieviel?“
„Ich biete Euch das Doppelte von dem, was wir Euch durch Judith bieten ließen.“
„Dann bekommt der Erbe nur einen Pappenstiel, und Ihr habt immer noch Millionen und die Freiheit dazu. Das ist denn doch ein schlechter Handel. Und meint Ihr etwa, daß ich Euch der Polizei übergebe? Ich werde mich hüten, Euch so lange und so weit mit mir herumzuschleppen!“
„Was wollt Ihr denn tun!“
„Euch einfach eine Kugel geben.“
„Sir, das wäre Mord!“
„Nein, sondern nur gerechte Strafe. Ihr habt noch mehr verdient. Denkt an Eure Taten! In Fort Uintah habt Ihr einen Offizier und zwei Soldaten ermordet, in Fort Edward den Schließer, drüben in Tunis den echten Small Hunter. Wie oft habt Ihr dann mir nach dem Leben getrachtet! Ich habe das volle Recht, Euch den Garaus zu machen. Und Euer Sohn hat nichts Besseres verdient. Dabei habe ich den Brudermord noch ganz vergessen. Ihr seid ein Scheusal, und der Mensch, der Euch vernichtet wie ein wildes Tier, verdient einen Gotteslohn.“
„Was hilft Euch der Lohn, wenn er nicht in Geld besteht!“
„Es gibt noch andere, bessere Reichtümer als Geld; nur habt Ihr keine Ahnung davon. Ihr seid mir so oft zum Schaden anderer Menschen entkommen; jetzt habe ich Euch fest, und Ihr werdet die Freiheit nicht wiedersehen. Wir werden über Euch beraten. Sehr wahrscheinlich wird mit dem kommenden Morgen Euer letzter Tag anbrechen.“
„Das werdet Ihr unterbleiben lassen, denn Ihr seid nicht meine Richter!“
„Wir sind es. Wir
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