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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welchem die Mogollons sich bewegen müssen. Denke doch an den Hohlweg, welcher auf die ‚Platte des Cañons‘ hinauf- und jenseits wieder hinabführt! Wie können sie da mit dem Wagen fortkommen?“
    „Vielleicht kennen sie den Weg nicht genau und haben geglaubt, daß man da auch mit einem Wagen fahren kann.“
    „Dann sind sie außerordentlich unvorsichtige Leute. Wenn man einen feindlichen Stamm überfallen will, bekümmert man sich doch um die Wege, welche dahin führen. Wie du mir die Gegend beschrieben hast, können sie mit dem Wagen gar nicht viel weiter als bis zu der ‚Quelle des Schattens‘ kommen. Dort werden sie diese Nacht lagern. Meinst du nicht, daß es notwendig ist, sie da zu beobachten?“
    „Es ist notwendig.“
    „Kann aber nur in der Dunkelheit des Abends geschehen?“
    „Nahe an sie herankommen kann man freilich nur des Nachts; besser aber ist es, wenn ich ihnen schon am Tag nachreite. Mein Bruder Charlie mag mir später folgen und es so einrichten, daß er in der Dunkelheit dort ankommt.“
    „Schön. Wie und wo treffen wir uns?“
    „Du warst schon mit an der Quelle und kennst sie also. Ich werde dir soweit entgegenreiten, bis ich mich zehn Büchsenschüsse von der Quelle entfernt habe; da warte ich auf dich. Wenn du soweit herangekommen bist, läßt du deinen Bärentöter einmal sprechen, und ich antworte mit meiner Silberbüchse. Wir kennen die Stimmen unserer Gewehre genau und werden uns leicht zusammenfinden.“
    „Gut! Jedenfalls kehren wir dann nicht wieder nach hier zurück?“
    „Nein. Die Unsrigen müssen nachkommen. Sie mögen noch während der Nacht mit den Gefangenen aufbrechen und es so einrichten, daß sie eine Stunde nach Anbruch des Tages zu uns stoßen. Dann werden die Mogollons schon von der Quelle aufgebrochen sein. Ich tränke jetzt mein Pferd, und dann reite ich fort.“
    „So sag den Nijoras, daß sie auch die anderen Pferde bringen mögen.“
    Er entfernte sich südwärts, wohin wir unsere Pferde geschickt hatten, und diese wurden gebracht. Als er das seinige getränkt hatte, ritt er davon. Er war der beste Kundschafter, welchen ich den Mogollons nachsenden konnte.
    Da wir nun so lange am ‚Tiefen Wasser‘ lagern mußten, machten wir es uns daran so bequem wie möglich. Weniger bequem hatten es die Gefangenen, weil sie alle gefesselt waren. Auch Judith wurde gebunden, als sie aus ihrer Ohnmacht erwachte. Das besorgte der lange Dunker, welcher mit ihr nicht viel Federlesens machte. Er war so maliziös, sie neben ihren gefesselten Jonathan ins Gras zu legen. Als ich ihn darüber zur Rede setzte, fragte er mich:
    „Meint Ihr etwa, daß uns das schaden könnte, Sir?“
    „Ja. Läßt man solche Gefangene gern miteinander sprechen? Sie können doch einen Plan zur Flucht miteinander bereden oder sich über Ausreden und sonstige falsche Aussagen einigen.“
    „Mögen sie! Wir brauchen ihre Aussagen nicht; wir haben ja Beweise genug. Seht Ihr denn nicht ein, weshalb ich sie zu einander gebracht habe?“
    „Aus Bosheit, aus reiner Bosheit, Master Dunker. Oder nicht?“
    „Nein, nicht aus Bosheit. Höchstens könnte man es eine kleine Schalkhaftigkeit nennen. Nach dem, was geschehen ist, nehme ich an, daß sie nicht sehr zärtlich miteinander sprechen werden. Ich möchte, daß sie einander ärgern. Seht doch einmal hin! Die Blicke, welche sie sich gegenseitig zuwerfen! Die giftigen Mienen, die sie ziehen! Well, ich muß hin zu ihnen, um einmal zuzuhören.“
    Er näherte sich ihnen und setzte sich dann zu ihren Häupten nieder, so daß sie ihn nicht sehen konnten. Das Gesicht, welches der alte Schabernack dann schnitt, sagte mir sehr deutlich, daß er sich über die Reden, welche sie sich zuwarfen, köstlich amüsierte. Ich aber legte mich in den Schatten unter die Bäume und schlief ein, denn es stand zu erwarten, daß die nächste Nacht mir nicht viel Schlaf bieten werde.
    Man war so verständig, mich ungestört schlafen zu lassen. Als man mich endlich weckte, fühlte ich mich genügsam gestärkt, denn es war zwei Stunden vor Untergang der Sonne. Vielleicht hätte man mich gar noch länger schlafen lassen, wenn nicht Jonathan Melton und die Jüdin eifrig nach mir verlangt hätten. Als ich zu ihnen kam, rief mir die letztere zornig zu:
    „Herr, warum bringt man mich hier mit diesem Menschen zusammen? Dieser Mörder, dieser Halunke, welcher aus Furcht das viele Geld in das Wasser geworfen und mich darum betrogen hat, muß weg, muß fort von hier, wenn ich nicht

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