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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weit vor, daß er mich sehen konnte, und antwortete:
    „Hundert geladene Flintenläufe, Sir! Das ist ein Morgengruß, den ich Euch bringe.“
    „Old Shatterhand! Old –“
    Er sprach den Namen zum zweiten Male nicht ganz aus, riß sein Gewehr, welches er über die Schulter hängen hatte, los, legte es auf mich an und drückte ab. Ich hatte aber Zeit, mich niederzuwerfen; die Kugel machte ein Loch in die Atmosphäre. Dann war ich schnell wieder auf, richtete den Stutzen auf ihn und rief:
    „Wirf das Gewehr weg, Canaille, sonst schieße ich!“
    Er behielt es in den Händen und starrte mich an.
    „Weg damit, sonst gebe ich dir die Kugel! Eins – zwei – –“
    Er ließ es fallen. Der Schuß war für alle seine Roten wie ein Signal gewesen, nach oben zu blicken. Sie sahen mich und sahen auch die Gewehre. Die Mogollons kannten mich nicht; aber einige Yumas riefen meinen Namen. Er wurde überall gehört.
    „Ja, ich bin Old Shatterhand“, rief ich. „Dort steht Winnetou, der Häuptling der Apachen“ – Winnetou hatte, wie die anderen, im Gras gelegen; jetzt stand er auf, um sich den Feinden zu zeigen – „und rundum stehen die Krieger der Nijoras. Erhebt euch aus dem Gras!“
    Sie standen auf und bildeten rundum eine ununterbrochene Kette von Männern, welche die Läufe ihrer Gewehre nach unten gerichtet hielten. Da ertönte drüben neben Winnetou eine Stimme:
    „Soll ich denn allein im Gras hocken bleiben! Hier steht Emery Bothwell, der Englishman. Ich werde euch zeigen, wie man es zu machen hat!“
    Er stieg langsam und gemächlich hinab zu den Mogollons, ergriff die Flinte des ihm Nächststehenden, hielt sie einem Nijora empor, damit dieser sie nehmen solle und befahl mit lauttönender Stimme:
    „Die Mogollons mögen ihre Gewehre hinaufgeben und ihre Messer hinaufwerfen, wenn sie nicht augenblicklich erschossen sein wollen!“
    Und sich einem anderen zuwendend, der ihn wie eine Geistererscheinung anstierte, schnauzte er denselben an:
    „Na, wird es bald! Hinauf mit der Flinte, sonst –“
    Er zog den Revolver und hielt ihn dem Roten vor die Brust. Sofort gab dieser sein Gewehr hinauf. War es das Beispiel des letzteren oder das kühne Auftreten des Englishman, waren es die vielen, drohend nach unten gerichteten Gewehre, tat es die Überraschung oder wirkte das alles zusammen, kurz und gut, die Mogollons wagten es nicht, zu widerstehen; noch weniger aber wagte einer von ihnen einen Schuß. Sie reichten ihre Gewehre herauf und warfen dann auch ihre Messer nach oben; sie schienen keinen Willen zu haben als nur den, zu gehorchen. Es war eine Panik über sie gekommen. Desto wilder gebärdete sich Melton. Er rief ihnen zu, nicht zu gehorchen; er befahl ihnen, zu schießen; er zeterte und schimpfte; er nannte sie Feiglinge; aber seine Flinte aufzuheben, selbst Widerstand zu leisten, das wagte auch er nicht. Emery, welcher sich noch unten befand, ging hin zu ihm, hob das Gewehr auf, hielt ihm den Revolver vor das Gesicht und drohte:
    „Schweig, dummer Junge, sonst bringe ich deine Zunge zur Ruhe! Noch ein Wort, so ist es aus mit aller Rede, die du halten willst! Gib her das Zeug, welches du nicht wieder brauchen wirst!“
    Er nahm ihm die anderen Waffen aus dem Gürtel und kam dann herauf zu mir gestiegen.
    „Alles in Ordnung, Charley“, sagte er. „Entwaffnet ist die Bande. Was soll nun geschehen?“
    „Fesseln. Sie dürfen einzeln, nacheinander herauf, um gebunden zu werden.“
    „Well! Wer nicht kommt, erhält eine Kugel.“
    Er stieg wieder hinab. Winnetou und Dunker folgten ihm, nachdem der letztere die Jüdin einem Nijora übergeben hatte. Auch ‚Scharfes Auge‘ ging hinab, um die Zaudernden durch Drohungen zu veranlassen, Gehorsam zu leisten. Übrigens handelten die meisten Mogollons klug; sie sahen ein, daß Widerstand aussichtslos war, und ergaben sich in die Gefangenschaft. Die weniger Verständigen mußten schließlich diesem Beispiel folgen. Das Binden ging außerordentlich schnell. Jeder bekam seinen eigenen Lasso um die Arme und Beine geschnürt und wurde dann ins Gras gelegt.
    Der letzte, den wir uns aufgehoben hatten, war Jonathan Melton. Er hatte erst wilde, unternehmende Blicke um sich geworfen und ganz das Gebaren eines Mannes gezeigt, der nach einem Ausweg zur Flucht sucht; er wäre aber blind gewesen, wenn er nicht bemerkt hätte, daß jeder Versuch nur sein Leben in Gefahr bringen mußte. Ein einziges Mal machte er drei, vier rasche Schritte an der Böschung herauf; da aber

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