Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
rief ihm Judith voller Angst zu:
    „Bleib unten; bleib unten; sie schießen sonst auf dich! Ergib dich drein! Ich sehe es hier oben besser als du, das keine Rettung ist. Diese Menschen sind schrecklich!“
    Da machte er die wenigen Schritte zurück, setzte sich nieder und sah dumpf vor sich hin in das Wasser. Nach einer Weile stand er auf, holte einen Stein, welcher in der Nähe lag und setzte sich wieder nieder. Was wollte er mit dem Stein? Das fragte ich mich, ohne aber eine Antwort zu finden. Ihn als Gegenwaffe, als Wurfgeschoß zu gebrauchen? Lächerlich!
    So hatte er gesessen, bis der letzte Yuma und der letzte Mogollon gebunden war. Da trat Emery zu ihm und fragte zu mir herauf:
    „Der Halunke soll doch auch gefesselt werden?“
    „Natürlich.“
    „Und wenn er sich wehrt?“
    „Schlägst du ihn mit dem Gewehrkolben nieder; dann wird er schon gehorchen!“
    Da fuhr Melton schnell in die Höhe, sprang einige Schritte von Emery zurück und rief mir zu:
    „Binden soll ich mich lassen?“
    „Ja, Master. Ich habe es befohlen, und da wird es wohl nicht anders werden. Ergebt Ihr euch nicht drein, so machen wir Euch ein wenig besinnungslos; ein guter Hieb bringt das schnell fertig. Wenn Ihr dann erwacht, seid Ihr gefesselt!“
    „Die Mogollons werden mich befreien!“
    „Bildet Euch das nicht ein! Es stehen schon vierhundert Nijoras bereit, sie zu empfangen. Ihr seht ja hier bei mir hundert Gegner in ihrem Rücken.“
    „Das ist dein Werk, du Satan!“ zischte er. „Was habt Ihr mit mir vor?“
    „Wir bringen Euch zur Polizei, die so große Sehnsucht nach Euch hat.“
    „Wo ist mein Vater?“
    „Auch bereits unterwegs zu ihr.“
    „Und sein Geld?“
    „Hat Mister Vogel, dem es gehört.“
    „Tausendmal die Verdammnis über Euch!“
    Das schrie er mit einer überschnappenden Stimme, wie so wütend ich noch keine gehört hatte. Dann machte er zwei Schritte nach dem Wasser zu, als ob er sich hineinstürzen wolle, um sich zu ersäufen, fuhr aber wieder zurück, wohl weil er keinen Mut dazu hatte, riß die Tasche, welche er am Riemen um die Schulter trug, herab, machte sie auf, ehe es Emery verhindern konnte, tat den Stein hinein, schloß sie zu und schleuderte sie, ein Gelächter verzweiflungsvollen Hohnes ausstoßend, weit hinaus in das Wasser, wo sie sofort unterging. Als dies geschah, stieß Judith einen durchdringenden Schrei aus, schlug die Hände vor das Gesicht und stöhnte:
    „Fort, fort, verloren! Für immer und ewig verloren!“
    Dann rannte sie wie eine Wütende zu ihm hinab und brüllte ihn an:
    „Feigling! Verräter! Betrüger! Das gehörte auch mir mit! Das war auch mit mein! Nun ist es fort, unwiederbringlich fort!“
    „Ja, fort – fort!“ wiederholte er wie geistesabwesend.
    „Und es war mein Eigentum geradeso wie das deinige! Du hattest es mir versprochen! Er war der Preis, der Kaufpreis meines Herzens! Meinst du denn, daß ich dich geliebt hätte ohne das Geld? Und du wirfst es fort, du Wicht, du elender Schwächling, du –!“
    Sie faßte ihn bei den Armen und schüttelte ihn hin und her. Da stieß er sie von sich fort und rief:
    „Weg von mir, Schlange! Nur du hast mich in das Verderben getrieben! Wäre ich dir nicht nach deinem Pueblo gefolgt, so hätte ich jetzt alles, wonach mein Herz geschmachtet und getrachtet hat, auch die Freiheit, die ich nun verloren habe. Ich bin gefangen – gefangen – gefangen!“
    „Recht so, recht so!“ rief sie, ihn wieder fassend und schüttelnd. „Nun du mich um das Geld betrogen hast, hasse ich dich. Ich freue mich deiner Gefangenschaft und werde entzückt sein, wenn ich höre, daß der Scharfrichter, hörst du, der Scharf – –“
    Sie konnte nicht weiter; er schnürte ihr mit der Hand die Kehle zu und schrie in höchster Wut:
    „Vom Scharfrichter redest du, von meinem Tod! Da sollst du doch, ehe mir die Hände gefesselt werden, mir vorangehen! Fahre hin, du Satansweib; fahre hin in die Hölle, aus welcher du gekommen bist!“
    Er schleuderte sie mit Anspannung aller seiner Kräfte von sich und hinein in das Wasser des grundlosen Sees, beugte sich weit über das Ufer hinaus und rief ihr im Ton eines Wahnsinnigen nach:
    „Da unten, unten ist die Tasche! Suche sie! Ich habe sie dir versprochen; nun hast du sie. Gratuliere, gratuliere!“
    Ich rannte hinab, um dem Weib nachzuspringen; da aber stürzte sich schon Winnetou hinein. Nach einigen Sekunden kam er mit ihr empor, und die Hände mehrerer Indianer streckten sich aus, sie

Weitere Kostenlose Bücher