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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihm abzunehmen. Melton blickte gar nicht hin; er hatte mich beim Arm gefaßt und zischte mich an:
    „Ihr seid mir nach, um mein Geld, mein Geld, das viele Geld zu bekommen! Ist es nicht so, Sir?“
    „Ja“, antwortete ich ruhig.
    „So springt hier hinein, und holt es Euch aus dem See. Ich habe es hineingeworfen!“
    „Das ist nicht wahr!“
    „Nicht wahr? Nicht wahr? Sir, ich hatte es in der Tasche, in der Tasche, welche vorhin im Wasser verschwunden ist. Verschwunden – verschwunden! Wißt Ihr, was das heißt? Man gibt seine Ehre, sein Gewissen, seine Ruhe, seine Seligkeit dafür hin; man tritt die Gesetze mit Füßen; man – man – man tut alles, um es zu gewinnen. Und wenn man es erlangt hat, muß man sich in der Wildnis verbergen, wo man es nicht genießen kann, rennt hinter einem verruchten Weib her, welches das Leid, aber nicht die Qualen des Gewissens mit einem teilen will, und wirft es, um es nicht hergeben zu müssen, in das Wasser – ins Wasser – ins Wasser! Wißt Ihr, Sir, was das heißen will?“
    Es war eine Szene von solcher Häßlichkeit, daß sich die Feder sträubt, sie zu beschreiben. Ich schüttelte den Kerl von mir ab, bat Emery, ihn doch nun binden zu lassen, und ging nach der Stelle, an welcher die Jüdin lag. Es war nur eine Ohnmacht, welche sie umfangen hielt; tot konnte sie nicht sein; dazu war sie viel zu kurze Zeit im Wasser gewesen. Ich nahm ihre Hand, um den Puls zu fühlen; er ging langsam und schwach, aber doch bemerkbar. Sie lebte, und ich brauchte also um sie keine Sorge zu haben; ja, ich war so hartherzig, mir zu sagen, daß das Wasserbad ihr gar nichts schaden könne. Ich ließ sie also liegen, um mich um Dinge zu bekümmern, welche notwendiger waren.
    Zunächst galt es, die Nijoras zu benachrichtigen, daß wir jetzt die Mogollons gefangen hatten. Ich schickte also einen der Kundschafter ab, welcher seinem Häuptling die Botschaft überbringen sollte. Dabei schärfte ich ihm ein, sich ja nicht von den Mogollons sehen zu lassen. Diese waren nach der ‚Quelle des Schattens‘ unterwegs, und er mußte also nicht nur sie und die Quelle umreiten, sondern auch dafür sorgen, daß dahinter seine Spuren unsichtbar blieben, denn, wenn sie von den Feinden gesehen wurden, stand zu befürchten, daß sie Verdacht schöpften.
    Nun wollte ich gerne erfahren, ob die Mogollons ihre beiden Gefangenen mitgenommen oder am ‚Weißen Felsen‘ zurückgelassen hatten; das mußte mir die Fährte sagen. Am ‚Tiefen Wasser‘ konnten wir dieselbe nicht ansprechen, da der Boden ganz zertreten war; ich ging also mit Winnetou fort, um das Gebüsch zu umkreisen. Richtig! Auf der westlichen Seite desselben – wir waren von der östlichen gekommen – entdeckten wir die Spur des Wagens; dort hat er gestanden. Aus den Stapfen ersahen wir, daß die Pferde ausgespannt worden waren, um getränkt zu werden. Dann führte die Spur um den Platz herum, wo sie sich wieder mit der breiten Fährte der fortgezogenen Mogollons vereinigte.
    Daß diese die Sängerin und den Advokaten mitgenommen hatten, deutete auf ihre Überzeugung, die Nijoras vollständig überrumpeln und besiegen zu können. Darauf wies Winnetou hin, als er kopfschüttelnd sagte:
    „Der ‚Starke Wind‘ muß seines Sieges ganz sicher sein, sonst hätte er die beiden Bleichgesichter nicht mitgenommen. Aber warum er sie überhaupt mitgenommen hat? Sie können ihm nur hinderlich sein. Aber vielleicht hat er keinen Nutzen, sondern nur die Verhütung eines Schadens beabsichtigt.“
    „Du meinst ihre Flucht?“
    „Ja. Er hat alle zuverlässigen Krieger mitgenommen und nur die Alten, Weiber, Knaben und Mädchen im Lager zurückgelassen. Diese Leute aber taugen nichts zur Bewachung von Gefangenen. Wie leicht konnten sie also fliehen!“
    „Dies ist allerdings der einzige Grund, den ich aufzufinden vermag, kann aber selbst ihn nicht als vollwichtige Ursache gelten lassen, weil das Mitschleppen der Wagen und ihrer Insassen Beschwerden und Störungen bereiten muß. Auch wenn er sie bei sich hat, muß er sie Tag und Nacht beobachten lassen. Wären sie aber, und einige Krieger mit ihnen, im Lager beim ‚Weißen Felsen‘ zurückgeblieben, so befanden sie sich unter guter Obhut, und er konnte sich auf dem Kriegszug, den er angetreten hat, frei bewegen.“
    „Mein Bruder hat sehr richtig gesprochen; aber dieser Grund ist der einzige, den man sich denken kann, obgleich es nicht klug ist, danach zu handeln.“
    „Dazu kommt das Terrain, auf

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