Magie des Mondes - Vollmond
Kapitel 1
Ein seltsam klirrendes Geräusch, als ob eine Fensterscheibe zu Bruch gegangen wäre, riss mich aus dem Traum zurück in die Realität.
Erschrocken fuhr ich aus dem Bett hoch. Was war das?
Rasch glitten meine Blicke im Raum umher, bis ich zum Fenster sah. Es war mitten in der Nacht. Das grelle Licht einer Straßenlaterne fiel durch vereinzelte Schlitze meines Rollladens.
Sofort kam mir ein gruseliger Gedanke – Einbrecher?!
Unfähig mich zu bewegen, hielt ich gebannt den Atem an und lauschte einige Augenblicke aufmerksam in der Dunkelheit doch im Haus herrschte eine gespenstige Stille. Lediglich das Ticken unserer alten Standuhr sowie ein gelegentliches Knarzen der alten Holzdielen drangen durch den Flur nach oben.
Nachdem ich nichts Weiteres hören konnte, beruhigte ich mich wieder.
Vor kurzem erst hatte ich in der Zeitung gelesen, dass Einbrecher meist tagsüber in Häuser einstiegen. Schließlich arbeiten die meisten Leute am Tag und können ihnen nicht so leicht in die Quere kommen als nachts.
Wahrscheinlich hatte ich mir das Klirren im Traum nur eingebildet.
Unwillkürlich fiel mein Blick auf meinen Wecker. Es war erst kurz nach 23 Uhr. Meine Adoptiveltern konnten es wohl auch noch nicht gewesen sein; sie würden nicht vor 4 Uhr zurückkommen. Die beiden waren auf der Hochzeit von guten Freunden geladen.
Aufatmend stieg ich aus dem Bett und wollte gerade mein Zimmer verlassen, als ich mit jemandem zusammenstieß. Natürlich wusste ich sofort, dass es niemand war, der hierher gehörte.
Das folgende passierte so schnell – geschah innerhalb weniger Sekunden. Panisch schrie ich auf, warf mich herum und wollte fliehen. Doch bereits nach wenigen Schritten umschlossen mich unbezwingbar starke Arme. Währenddessen legte sich eine andere Hand über meinen Mund, die meine Schreie sofort erstickte.
Kurz darauf spürte ich einen Stich im Nacken. Mir wurde es augenblicklich schwindelig. Eine Männerstimme, die mir seltsam vertraut vorkam, flüsterte sanft: „Wehr dich nicht dagegen.“
Dennoch versuchte ich es – ich wollte mich wehren, doch mein Bewusstsein entglitt von Sekunde zu Sekunde immer weiter, bis ich schließlich in eine alles verschlingende Dunkelheit fiel.
…
Als mein Bewusstsein sich langsam zurück an die Oberfläche kämpfte, spürte ich, dass ich auf einem dünnen unbequemen Polster lag.
Rauschende Fahrgeräusche drangen in meine Ohren, die mich realisieren ließen, dass ich mich in einem Auto befand.
Allmählich kehrten auch die anderen Gefühlssensoren in meinem Körper zurück und ich empfand Kälte – obwohl man mich bis zu den Schultern zugedeckt hatte.
Unwillkürlich bewegte ich meine Hand und bemerkte dadurch, dass etwas nicht stimmte. Mein Finger war in irgendetwas eingezwickt.
Panisch öffnete ich die Augen. Mein Herz schlug immer schneller. Ich konnte nicht viel erkennen, da das einzige Licht im Raum von einem Überwachungsgerät gespendet wurde, wie es in Krankenhäusern dazu benutzt wurde, um die Herzfrequenz und den Sauerstoffwert im Blut zu überwachen. Dennoch konnte ich erkennen, dass ich mich in einem speziellen Geländewohnmobil befand. Wie war ich nur hierher gekommen?
Wieso konnte ich mich nicht daran erinnern?
Verunsichert wollte ich die Decke umklammern, als ich bemerkte, dass in meiner Hand ein Venenzugang steckte. In diesem Moment kehrte meine Erinnerung schlagartig zurück. Ich war entführt worden! War dies real oder nur ein Traum?
Nein, das konnte nicht real sein! Das passierte schließlich nur anderen oder im Fernsehen und abgesehen davon, so reich, dass meine Adoptiveltern Lösegeld zahlen konnten, waren sie nun auch wieder nicht. Das Gerät piepste alarmierend, als mein Herzschlag sich weiter beschleunigte. Ich wollte einfach irgendwie weg von hier.
Panisch zupfte ich mit einer schnellen Handbewegung meinen Finger frei, versuchte mich aufzuraffen. Doch durch die Nebenwirkungen des Betäubungsmittels, welches man mir verabreicht hatte, quälten mich heftige Kopfschmerzen und eine leichte Übelkeit.
„Ganz ruhig Lucy! Bleib besser noch liegen.“, flüsterte diese seltsam vertraute Männerstimme wieder sanft.
Schockiert suchte ich mit meinem Blick nach einer Silhouette, konnte jedoch keine erkennen. Ich hatte ihn nicht kommen hören. Wie konnte sich jemand so leise bewegen?
Kurzerhand schaltete er das piepsende Gerät aus und setzte sich vorsichtig neben mich. Zur Beruhigung legte er seine Hand sanft auf meinen Arm, woraufhin sich ein warmes, elektrisches
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