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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gefangenen nun kurz erfahren hatten, was ihnen über Jonathan Melton zu wissen nötig war, fuhr ich fort:
    „Die Mogollons werden früh, sobald der Tag zu grauen beginnt, aufbrechen. Ihr sollt mit dem Wagen unter Bedeckung noch für einige Zeit zurückbleiben. Diese Bedeckung werden wir überfallen, und dann seid ihr frei.“
    „Wie das klingt!“ meinte der Advokat. „Die Bedeckung werden wir überfallen, und dann seid ihr frei! Als ob das nur so glatt abgehen müßte, wie beim Papier beschneiden! Meint Ihr denn, daß die Bedeckung sich nicht wehren wird?“
    „Vielleicht, oder sogar wahrscheinlich tut sie es.“
    „Schrecklich! Und das sagt dieser Mann so ruhig! Sir, ich bitte Euch, bringt mich nur dieses Mal glücklich heim! Es soll mir nie im Leben wieder einfallen, nach dem Wilden Westen zu gehen! Was meint Ihr wohl, wird die Bedeckung, die bei uns zurückzubleiben hat, stark sein?“
    „Schwerlich. Der Häuptling wird sicher nur so viele Reiter bei euch lassen, wie unumgänglich nötig sind, ungefähr zehn.“
    „Die können doch nichts gegen Euch und Eure hundert Nijoras machen!“
    „Volle hundert haben wir nicht, da wir eine Anzahl zur Bewachung der heute gefangenen Mogollons verwenden müssen, dennoch aber werden wir eurer Bedeckung sechs- oder siebenmal überlegen sein. Dazu kommt der Schreck, den die Leute haben werden, wenn wir so unerwartet über sie herfallen. Ich denke, daß wir die Sache ganz ohne Blutvergießen abmachen werden. So, nun will ich gehen.“
    „Nehmt Euch in acht, daß Euch nicht doch noch schließlich der Posten bemerkt!“
    „Den schicke ich fort, wie den vorigen. Paßt auf!“
    Ich zog zwei Steine aus der Tasche; da sagte Martha, und zwar in deutscher Sprache, während wir uns bis jetzt der englischen bedient hatten:
    „Sie haben so viel, so außerordentlich viel für uns getan und gewagt; fügen Sie jetzt noch die Erfüllung einer großen Bitte hinzu!“
    „Gern, wenn ich kann.“
    „Sie können. Schonen Sie sich! Warum müssen nur Sie immer voran sein! Überlassen Sie den Überfall morgen doch anderen!“
    „Ich danke Ihnen für die Freundlichkeit, welche für mich in Ihrer Bitte liegt. Daß ich mich schone, versteht sich ganz von selbst; doch will ich Ihnen gern versprechen, daß ich mich morgen ganz besonders in acht nehmen werde.“
    Ich mußte ihre Bitte doch beantworten, und konnte dies nicht gut in einer anderen Weise tun. Nun warf ich einen Stein hinaus. Wir paßten auf und sahen, daß der Posten aufmerksam wurde; beim zweiten Stein stand er auf, und als ich dann noch einen dritten, den letzten, weiter hinüberwarf, entfernte er sich in der Richtung des Geräusches, welches dadurch verursacht worden war.
    „Gute Nacht!“ sagte ich. „Es wird alles gut ablaufen; habt also keine Sorge! Auf Wiedersehen morgen früh!“
    Durch das Fenster greifend, öffnete ich die Tür, stieg hinaus und machte sie leise wieder zu, um mich dann gleich auf den Boden niederzuwerfen, denn ich sah, daß der Posten schon zurückkehrte. Auch ihn hatte der Fall der Steine mißtrauisch gemacht. Er setzte sich nicht nieder, sondern trat, ganz wie sein Vorgänger, zum Wagen, um das Innere zu untersuchen, glücklicherweise auf der mir entgegengesetzten Seite. Es war als wahrscheinlich anzunehmen, daß er dann auch diesseits kommen werde; darum rollte ich mich so schnell und so weit wie möglich fort und blieb dann liegen, um nicht etwa seine Aufmerksamkeit durch irgendeine Bewegung auf mich zu ziehen. Er kam aber nicht herüber, sondern blieb drüben und setzte sich wieder nieder. Nun kroch ich weiter. Da ich jetzt wußte, wo die Feinde sich befanden und daß ich keinen von ihnen vor mir hatte, konnte ich mich bald vom Boden erheben und den Weg zu Winnetou gehend zurücklegen.
    Er stand noch genau da, wo ich ihn verlassen hatte. Ich fragte ihn:
    „Ist dir die Zeit lang geworden?“
    „Nein“, antwortete er. „Mein Bruder ist zwar länger, als ich dachte, fortgeblieben, aber da kein Lärm zu hören war, wußte ich, daß er eine Gelegenheit zum Lauschen gefunden habe, und war also ohne Sorge um ihn.“
    „Ja, ich habe gelauscht; doch komm fort zu unseren Pferden! Wir haben keine Veranlassung, hier stehen zu bleiben, und es ist für alle Fälle besser, wenn wir uns nicht so sehr in der Nähe des feindlichen Lagers befinden.“
    Der Nijora saß bei den drei Pferden. Als er uns kommen sah, stand er ehrerbietig auf. Wir setzten uns und forderten ihn auf, dies auch zu tun. Er gehorchte, doch

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