4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz
alles klar. Wie geht es ihr?“
„Immer noch sehr schlecht, Mom. Sie hat gerade erst angefangen, wieder selbstständig zu atmen, ist jedoch immer noch bewusstlos. Ich habe mit ihr in der Hoffnung geredet, dass sie mich hört. Vielleicht hilft es ihr.“
„Du musst Geduld haben, Carlo. Ich nehme an, du wirst vorerst bei ihr bleiben, und habe dir alles mitgebracht, was du brauchst.“ Sie reichte ihm die Reisetasche. „Ruf uns so oft wie möglich an, und halte uns auf dem Laufenden.“
„Das mache ich, Mom, ganz bestimmt“, versprach er.
Als sie wieder weg war, rief er Alan Forest an, entschuldigte sich und bedankte sich bei ihm dafür, dass er mit seiner Mutter gesprochen hatte.
Der Mann hatte viel Verständnis, wünschte ihm alles Gute und gab der Hoffnung Ausdruck, dass es vielleicht später doch noch zu einer Zusammenarbeit kommen würde.
„Es sieht besser aus, aber es ist noch zu früh, um etwas Endgültiges zu sagen“, erklärte der Arzt, als Carlo wieder hereinkam. „Sie wissen ja, dass sie einen Herzinfarkt hatte.“
„Nein, das weiß ich nicht“, entgegnete Carlo scharf.
„Gleich am ersten Tag hier in der Klinik. Es war nur ein leichter, aber in ihrem Zustand sind alle Komplikationen ernst zu nehmen.“
Zwei Tage später war Della endlich außer Lebensgefahr, und Carlo und Sol einigten sich, sich an ihrem Bett abzuwechseln. Da es ihr etwas besser ging, versuchte Carlo vorauszudenken. Aber es gelang ihm nicht, sich eine gemeinsame Zukunft vorzustellen. Er hatte das Gefühl, gegen eine innere Mauer zu stoßen, die sich nicht überwinden ließ.
Es kam ihm ungerecht und grausam vor, dass er ausgerechnet in dem Moment, als Della für einige Minuten aus der Bewusstlosigkeit erwachte, nicht bei ihr war.
„Was hat sie gesagt?“, fragte er Sol, der die Neuigkeit freudestrahlend verkündete.
„Nicht viel. Ich habe ihr die Hand gehalten und ihr gesagt, wer ich bin. Sie war bei klarem
Bewusstsein.“
„Haben Sie erwähnt, dass ich hier bin?“
„Nein. Ich weiß nicht, ob sie das verkraftet. Sie würde sich sicher aufregen, und der Arzt meint, wir sollten ihr nicht zu viel auf einmal zumuten.“
Das leuchtete Carlo ein, dennoch war er bitter enttäuscht.
Sol spürte, wie schwer es Carlo fiel, damit zurechtzukommen. Da er ihm einen gewissen Respekt entgegenbrachte und seine feindselige Haltung aufgegeben hatte, sagte er: „Da ist etwas, das Sie sich ansehen sollten. Das hier habe ich in der Handtasche meiner Mutter gefunden.“ Er reichte ihm einen großen Briefumschlag. „Es spricht für sich selbst, glaube ich.“ Dann verließ er rasch den Raum. In dem Umschlag befanden sich die Fotos, die Della in den ersten Wochen gemacht hatte, als sie so glücklich und unbeschwert gewesen waren. Sie hatte sie mitgebracht, und das konnte nur bedeuten, dass sie zu ihm hatte zurückkommen wollen.
Während er die Fotos betrachtete, fiel ihm etwas auf. Dass er Della liebte, konnte man deutlich sehen, er wirkte jedoch sehr besitzergreifend. Er hatte scherzhaft erklärt, er sei ihr unterwürfiger Sklave, aber er hielt sie immer so fest, als wollte er nicht zulassen, dass sie eigene Entscheidungen traf.
Wie oft hatte er sie gedrängt zu tun, was er wollte! Und wie oft hatte sie ihn gebeten, ihr mehr Zeit zu lassen! Er hatte sie mit seiner Liebe erdrückt und in die Flucht geschlagen. Deshalb war es seine Schuld, dass sie jetzt schwer verletzt im Krankenhaus lag.
Er betrachtete ihr Gesicht und versuchte, sie mit der Kraft seiner Gedanken dazu zu bringen aufzuwachen und mit ihm zu reden. Er wollte ihr unbedingt sagen, wie leid ihm alles tat.
Während der nächsten Stunden, die er an ihrem Bett verbrachte, erzählte er ihr alles Mögliche, immer in der Hoffnung, dass sie ihn hörte. Doch als Sol kam, um ihn abzulösen, wartete er immer noch vergebens auf ein Zeichen.
„Gibt es etwas Neues?“, fragte Sol.
„Nein.“ Carlo wies auf den Briefumschlag. „Danke. Die Fotos haben mir mehr verraten, als ich wissen wollte. Ich glaube, ich weiß jetzt, warum sie mich nicht angerufen und ihren Besuch angekündigt hat.“ Er stand auf und ging zur Tür, konnte jedoch der Versuchung nicht widerstehen, einen letzten Blick auf Della zu werfen. Es tat ihm weh, sie leiden zu sehen, ohne dass er ihr helfen konnte. „Sol …“ Ihre Stimme war so schwach, dass man sie kaum hören könnte. „Sol, bist du da?“ Della streckte die Hand aus.
„Ja, ich bin bei dir.“ Sol nahm ihre Hand.
„Ich dachte, du seist wieder
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