4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz
seiner Besuche zu ihr. Er brachte Fotos von seinem kleinen Sohn mit, hatte das Examen bestanden und eine Stelle in Aussicht.
Als Della sich so weit erholt hatte, dass sie sich wieder völlig gesund fühlte und keinerlei Hilfe mehr brauchte, verkündete Carlo eines Abends, er würde drei Tage in der Woche im Museum arbeiten. Da er eine solche Tätigkeit bisher weit von sich gewiesen hatte, waren Della und Hope ziemlich entsetzt. „Was hast du dir dabei gedacht?“, fragte Hope, als sie einmal mit ihm allein war.
„Ich will wieder Geld verdienen“, antwortete er. „Ich habe schon viel zu lange nicht gearbeitet und bald alle Ersparnisse aufgebraucht.“
„Du brauchst uns ja dafür, dass ihr vorübergehend bei uns wohnt, nichts zu bezahlen.“
„Das kommt nicht infrage“, lehnte er das Angebot entschieden ab. „Ich nehme den Job an.“ „Für wie lange?“
Er zuckte gleichgültig die Schultern.
„Was wird denn dann aus deinen Plänen, den Projekten, den Reisen?“
„Ich möchte Della nicht zu viel zumuten, aber sobald sie mich begleiten kann, werde ich wieder Ausgrabungen leiten, auch im Ausland.“
Hope ließ das Thema fallen. Dass ihr talentierter, hochintelligenter Sohn, der eine glänzende Zukunft vor sich gehabt hatte, auf berufliche Erfolge verzichtete, tat ihr leid. Doch er war glücklich, denn er hatte etwas gefunden, das ihm noch mehr bedeutete.
Della kam von sich aus darauf zu sprechen, als sie mit Hope allein war. „Ich könnte mir vorstellen, dass du mich hasst“, sagte sie.
„Nein, denk bitte so etwas nicht. Dazu habe ich keinen Grund“, antwortete Hope.
„Du wolltest nicht, dass er mich heiratet, und jetzt hast du noch mehr Gründe, gegen die Heirat zu sein. Er verbringt viel zu viel Zeit mit mir, statt sich auf seine Karriere zu konzentrieren.“ „Ehe er dich kennengelernt hat, ist ihm ja immer alles zugefallen. Das Leben war ziemlich leicht für ihn, wahrscheinlich zu leicht. Dann musste er um dich kämpfen, und das hat ihn gestärkt. Lass ihn doch gewähren, und nimm, was er dir anbietet. Wenn du das tust, gibst du ihm die Liebe, die er braucht.“
Am nächsten Tag bewunderten die Frauen der Familie Della in ihrem Brautkleid aus
elfenbeinfarbener Seide und Spitze. Dann begleiteten sie sie in das große Wohnzimmer, wo die anderen Familienmitglieder warteten. Nur Carlo und Ruggiero waren schon vorausgefahren zur Kirche.
Nachdem alle weg waren, fuhr auch Della mit ihrem Sohn zur Kirche. Er half ihr beim Aussteigen, sie hakte sich bei ihm unter und ließ sich von ihm zum Altar führen, wo Carlo mit strahlenden Augen und einem glücklichen Lächeln auf sie wartete.
Ich liebe dich, weil du mich vom ersten Augenblick an so akzeptiert hast, wie ich bin, ohne etwas von mir zu verlangen, außer dass ich deine Frau werden sollte. Dadurch, dass du mich geachtet und respektiert hast, habe ich gelernt, mich selbst zu achten.
Ich liebe dich, weil du mir gezeigt hast, was es bedeutet, geliebt zu werden, als ich schon geglaubt hatte, ich würde es nie erfahren.
Und ich liebe dich, weil du mir gezeigt hast, dass ein Mann viel tiefer und intensiver empfinden kann, als ich es jemals für möglich gehalten habe. Du hast mir dein Herz geschenkt und mich ins Leben zurückgeholt.
Aus diesen und aus tausend anderen Gründen werde ich dich für immer lieben.
So lautete ihre stumme Botschaft an ihn, und sie hoffte, er würde sie empfangen, denn er konnte ihre Gedanken lesen, wie er ihr schon oft bewiesen hatte.
– ENDE –
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