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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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benutzte. Peinlich, peinlich – vor allem gegenüber ausländischen Kollegen!
    »Mappen aus organischem Material lassen sich problemlos mit Schutzzaubern belegen, die eine Sondierung aus der Ferne verhindern«, erklärte Geser. »Aus demselben Grund werden nur Bücher benutzt, um Magie zu lehren. In einem Text, der im Computer gespeichert ist, steckt keine Magie mehr.«
    Ich sah Geser in die Augen.
    »Ich habe noch nicht einmal den Versuch unternommen, deine Gedanken zu lesen«, bemerkte Geser. »Solange du dein Gesicht nicht unter Kontrolle hast, besteht dafür nämlich keinerlei Notwendigkeit.«
    Jetzt spürte auch ich die Magie, die der Mappe entströmte. Ein leichter Schutz- und Alarmzauber, der für Lichte kein Problem darstellte. Nebenbei bemerkt könnten ihn auch Dunkle ohne Weiteres aufheben – jedoch nicht lautlos.
    Als ich die Mappe aufschlug, die der Große Geser mit einem schmalen Band verschnürt hatte, entdeckte ich vier topaktuelle, noch nach Druckerschwärze riechende Zeitungsausschnitte, ein Fax und drei Fotos. Drei der Artikel waren auf Englisch, auf sie konzentrierte ich mich zunächst.
    Der erste kurze Artikel beschäftigte sich mit einem Zwischenfall in der Sehenswürdigkeit »Schottlands Verliese«. Soweit ich es verstand, war in dieser Einrichtung, einer recht banalen Variante eines Gruselkabinetts, »aufgrund eines technischen Defekts« ein russischer Tourist gestorben. Die Verliese waren geschlossen worden, die Polizei hatte Ermittlungen eingeleitet und untersucht, ob den Angestellten etwas vorzuwerfen sei.
    Der zweite Artikel war wesentlich ausführlicher. Ein »technischer Defekt« wurde hier mit keinem Wort erwähnt. Der Text war ein wenig trocken, ja, sogar pedantisch. Mit wachsender Unruhe las ich, dass es sich bei dem Toten um den fünfundzwanzigjährigen Viktor Prochorow handelte, den Sohn »eines russischen Politikers«, der in Edinburgh studiert und die Verliese zusammen mit seiner Freundin Valerija Chomko besucht hatte, die aus Russland zu Besuch gekommen und in deren Armen er an Blutverlust gestorben war. In der Dunkelheit der touristischen Attraktion hatte ihm jemand die Kehle durchgeschnitten. Oder etwas hatte sie ihm durchgeschnitten. Der arme Kerl hatte zusammen mit seiner Freundin in einem kleinen Kahn gesessen, der langsam über den Blutfluss geschippert war, einen kleinen Kanal, der sich um das Schloss der Vampire schlängelte. Ob aus der Mauer vielleicht ein spitzer Eisenhaken herausgeragt haben mochte, der Viktor den Hals aufgeschlitzt hatte?
    Kaum hatte ich diese Stelle erreicht, seufzte ich und sah Geser an.
    »Du hast immer ein gutes Händchen gehabt, wenn es … äh … um Vampire ging«, meinte der Chef, wobei er sich kurz von seinen Papieren losriss.
    Der dritte Artikel entstammte irgendeiner schottischen Boulevardzeitung. Hier erzählte der Schreiber natürlich eine schaurige Geschichte über moderne Vampire, die in der Finsternis der Sehenswürdigkeiten ihren Opfern das Blut aussaugen. Das einzige originelle Detail war die Versicherung des Journalisten, Vampire saugten ihre Opfer normalerweise nicht derart aus, dass diese stürben. Als echter Russe musste der russische Student jedoch derart betrunken gewesen sein, weshalb der arme schottische Vampir ebenfalls in einen Rausch geriet und sich darüber vergaß.
    Trotz des tragischen Ausmaßes der Geschichte musste ich lachen.
    »Die Boulevardpresse ist überall auf der Welt gleich«, bemerkte Geser, ohne den Blick zu heben.
    »Das Schlimmste ist jedoch, dass es genauso war«, meinte ich. »Bis auf die schwere Trunkenheit natürlich.«
    »Ein Glas Bier zu Mittag«, bestätigte Geser.
    Der vierte Artikel stammte aus einer unserer Zeitungen. Ein Nachruf. Dem Abgeordneten der Staatsduma Leonid Prochorow wurde Beileid ausgesprochen anlässlich des tragischen Todes seines Sohns …
    Ich nahm mir das Fax vor.
    Wie ich vermutet hatte, handelte es sich dabei um den Bericht der Nachtwache aus Edinburgh, Schottland, Großbritannien.
    Als leicht ungewöhnlich konnte der Adressat gelten, nämlich Geser persönlich, nicht der diensthabende Fahnder oder der Leiter der Internationalen Abteilung. Auch der Ton des Briefs war etwas persönlicher als sonst in offiziellen Dokumenten.
    Der Inhalt dagegen erstaunte mich nicht im Mindesten.
    »Mit Bedauern teilen wir mit … die Ergebnisse sorgfältiger Untersuchungen … vollständiger Blutverlust … keine Anzeichen einer Initiierung … die Fahndung hat keine Ergebnisse erbracht …

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