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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wird Winnetou nicht verlassen!“
    Ich konnte nur ein kurzes Wort der Beruhigung aussprechen; denn der Augenblick war gekommen. Einen blendenden Lichtschein vor sich werfend, brauste der Zug heran. Ich zog den Revolver und drückte los. Im Nu flammte das Pulver auf und brachte das dürre Gras in glimmenden Brand. Die Lunte schwingend, versetzte ich sie in helle Flammen und gab mit dem anderen Arm das Zeichen zum Halten.
    Der Maschinist mußte das Zeichen durch die Glastafeln des Wetterschutzes sofort bemerkt haben; denn schon nach den ersten Schwingungen des Brandes ertönte ein sich rasch und scharf wiederholender Pfiff, fast in demselben Augenblicke wurden die Bremsen angezogen, und mit donnerndem Dröhnen flog die Wagenreihe an uns vorüber.
    „Uff, uff, uff!“ rief voller Schrecken Winnetou; aber ich hatte nicht Zeit, auf sein ängstliches Erstaunen zu achten, sondern gab ihm nur ein kurzes Zeichen, mir zu folgen und sprang dem seine Geschwindigkeit zusehends verringernden Zug nach.
    Endlich hielt er. Ohne zunächst die sich von ihren erhöhten Plätzen herabbeugenden Beamten zu beobachten, eilte ich an den Wagen vorüber bis vor die Lokomotive und warf die Decke, welche ich vorsorglich von der Erde gerafft hatte, über den Reflektor und rief zu gleicher Zeit mit möglichst lauter Stimme:
    „Lichter aus!“
    Sofort verschwanden die Laternen. Die Angestellten der Pazificbahn sind ein geistesgegenwärtiges und schnell gefaßtes Völkchen.
    „'s death!“ rief es von der Maschine herab; „warum verdeckt Ihr unsere Flamme, Mann? Ich hoffe nicht, daß da vorn irgend etwas los ist!“
    „Wir müssen im Finstern sein, Sir“, antwortete ich, „es sind Indianer vor uns, und ich glaube sicher, daß sie die Schienen aufgerissen haben!“
    „Alle Teufel! Wenn das so ist, so seid Ihr der bravste Kerl, der jemals durch dieses verfluchte Land stolperte.“ Und zur Erde herabspringend, drückte er mir die Hand, daß ich hätte aufschreien mögen.
    In einigen Augenblicken waren wir von Neugierigen umringt, und ich mußte mich fast wundern über die bedeutende Anzahl von Leuten, die sich da aus den verschiedenen Wagen hervorpaddelten.
    „Was ist's, was gibt's, warum halten wir?“ rief es rund im Kreis.
    Mit kurzen Worten erklärte ich ihnen die Verhältnisse und brachte dadurch eine nicht geringe Aufregung unter den Männern hervor.
    „Gut, sehr gut!“ rief der Ingenieur. „Zwar bringt das eine Störung im Betrieb hervor; aber das hat nichts zu sagen gegen die prächtige Gelegenheit, den roten Halunken einmal eins aufs Fell zu brennen. Das ist in kurzer Zeit das dritte Mal, daß sie es wagen, Züge zu überfallen und auszurauben; aber heut' sollen sie sich geirrt haben und den Dank gleich in Summa bekommen. Jedenfalls haben sie geglaubt, daß dieser Zug Güter und wie gewöhnlich nur fünf bis sechs Leute bei sich habe. Glücklicherweise aber haben wir einige hundert Arbeiter geladen, und da diese Leute sämtlich bewaffnet sind, so wird uns die Sache nur Spaß machen! Aber was steht denn da drüben für ein Mann? Bei Gott, eine Rothaut!“
    Er griff in den Gürtel und wollte sich auf Winnetou stürzen, welcher mir gefolgt war und nun in aufrechter, zuwartender Stellung seitwärts im Halbdunkel hielt.
    „Bleibt ruhig hier, Sir! Es ist mein Jagdgenosse, der sich freuen wird, die kühnen Reiter des Feuerrosses kennen zu lernen.“
    „Das ist was anderes. Ruft den Mann her.“
    Ich winkte dem Häuptling, und er trat langsamen Schritts herzu, fuhr aber mit einem lauten Ausruf des Schreckens wieder zurück; denn der Ingenieur war wieder auf den Wagen gestiegen, um die Dämpfe abzulassen, welche mit gellendem Zischen den Ventilen entströmten und die Umgebung der Maschine in eine weiße Wolke hüllten.
    „Uff, uff! Warum ruft mein Bruder Winnetou, wenn das Roß zornig ist?“
    „Winnetou?“ rief es da laut im Hintergrund, und ein Mann drängte sich hastig durch die Umstehenden. „Winnetou, der große Häuptling der Apachen, ist er hier?“
    Es war ein Mann von wahrhaft riesigen Körperformen, wie ich in der Dunkelheit erkennen konnte; auch schien er mir nicht die Kleidung der ihm rasch Platz machenden Arbeiter, sondern das Gewand eines Präriejägers zu tragen. Er stellte sich vor dem Häuptling auf und fragte mit hörbar freudigem Ton:
    „Hat Winnetou die Gestalt und die Stimme seines Freundes vergessen?“
    „Uff“, antwortete mit ebensolcher Freude der Gefragte. „Wie könnte Winnetou vergessen Old Firehand,

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