40 - Im fernen Westen
es lag eine sichtbare Zustimmung in ihrem Blick, als Forster, verächtlich die Achsel zuckend, meinte:
„Ein Coyote (Schakal), mehr nicht. Laßt ihn stehen, Leute.“
Trotz dieser neuen und größeren Beleidigung hielt ich an mich, und nun war es wirklich die ausgesprochenste Verachtung, mit welcher sich das Mädchen zur Seite wandte und ihren Verwandten zum Aufbruch mahnte.
Mein Auge folgte ihr, bis die letzte Falte ihres Kleides verschwunden war, und dann überkam mich eine Bitterkeit, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch nicht empfunden hatte. Ganz gewiß war nur ich allein schuld an der Unbill, die mir widerfahren; aber warum war ich doch nur so besonnen und überlegsam! Ein wenig Jähzorn, ein wenig Leichtsinn ist oft nicht so ganz am unrechten Platze.
So dachte ich in meinem Unmut und erhob mich endlich, um denselben im Handel vielleicht zu vergessen.
Als ich mich mit dem Nötigen versehen hatte und dem Wirt die geforderte Summe vorzählte, fragte er:
„Wollt Ihr für diese Nacht nicht dableiben? Man wird bei mir gut bedient.“
„Danke, schwärme nicht für Eure Bude.“
„Könntet aber doch dableiben, Mann, nicht bloß für heute, sondern für morgen und übermorgen und immer. Ich brauche einen Boardkeeper, der nicht gleich dreinspringt, wenn er einen Tritt bekommt oder zwei. In unserem Geschäft ist die Ambition oft ein recht überflüssiges und schädliches Ding. Wie gesagt, Ihr könntet hier bleiben, denn ich meine, Ihr seid der beste Mann dazu.“
Eigentlich hätte ich den scharfsinnigen Landlord (Gastwirt) recht deutlich belehren sollen, daß er sich sehr in mir geirrt habe; doch war die Offerte wirklich mehr lächerlich als ärgerlich, und so ließ ich ihn ruhig stehen und trat ins Freie, wo Swallow immer noch meiner wartete.
Der Abend hatte sich mittlerweile über das Tal gebreitet, und es war ziemlich dunkel geworden. Mir war die Lust vergangen, an meiner ursprünglichen Absicht, zu bleiben, festzuhalten; Pferd und Reiter hatten sich ausgeruht, und so konnte es heute noch ein Stück in die offene Prärie hineingehen, wo es sich jedenfalls angenehmer schlafen ließ als in dem nach Petroleum duftenden Tal. Zuvor aber trieb es mich die kurze Strecke abwärts, nach dem Wohngebäude zu, welches ich am Nachmittag von der Höhe aus gesehen.
Der Weg führte den Fluß entlang, und was ich vorher nicht bemerkt, das fiel mir jetzt, wo meine Aufmerksamkeit nicht von der schönen Begleiterin in Anspruch genommen wurde, sofort auf, nämlich daß in der Nähe des Wassers sich der Ölgeruch verstärkte und der Fluß also eine nicht unbedeutende Quantität des Brennstoffs mit sich führen müsse.
Der Gebäudekomplex lag vollständig schwarz vor mir, aber als ich eine leichte Krümmung des Weges hinter mir hatte und nun das Herrenhaus von vorn nehmen konnte, fiel heller Lichtglanz von der Veranda herüber, und ich sah, daß dort eine kleine Gesellschaft versammelt sei. Ich sprang vom Pferd, welches ich an eine Fenzstange band, und schlich mich leise über die dunklen Stellen des Vorplatzes bis an das niedere Mauerwerk, in welches die Träger der leichten Überdachung befestigt waren.
Noch nie in meinen Leben hatte ich den Lauscher gemacht; aber heute trieb mich ein unbestimmtes und bisher ungekanntes Etwas zum unerlaubten Beobachten, und mit Genugtuung bemerkte ich die Gesuchte, welche, von einem leichten Hauskleid umflossen, in einer der Hängematten lag. Eben war sie im Begriff, dem in ihrer Nähe sitzenden Forster eine Auseinandersetzung zu machen.
„Es ist ein unnützes und lästerliches Unternehmen, dear uncle, und du hast dir die Sache wohl nicht richtig berechnet.“
„Lerne uns doch das Kalkulieren nicht, Mädchen. Die Preise sind nur deshalb so gedrückt, weil die Quellen zu viel liefern. Wenn wir also, einer wie der andere, das Öl so einen Monat lang ablaufen lassen, so muß es dann wieder teurer werden, und wir machen Geschäfte, gute Geschäfte, sage ich dir. Und diesen Coup werden wir ausführen, es ist so beschlossen, und ein jeder wird sein Versprechen halten.“
„Mir scheint nur, ihr habt die Quellen drüben im alten Land und sonst wo noch dabei außer acht gelassen. Euer Verhalten wird die dortige Konkurrenz sofort zur äußersten Anstrengung anspornen, und ihr selbst gebt also den noch schlafenden Gegnern die Waffen in die Hand. Übrigens sind auch hier in den Staaten die aufgestapelten Vorräte so groß, daß sie für sehr geraume Zeit zureichen.“
„Du kennst den
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