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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der Sarah‘ nennt. Auch gibt es zwei in dem Felsen angebrachte Ölkeltern und unweit davon die Ruinen einer großen Kirche, möglicherweise der Basilika, welche Konstantin der Große bei der ‚Terebinthe von Mamre‘ erbaute. Man nennt diese Stelle noch heute das ‚Terebinthental‘ und es ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß hier die Gegend des einstigen Haines Mamre zu suchen sei.
    Als wir das Mauerviereck erreichten, sahen wir eine ärmlich gekleidete Araberin, die mit einem kleinen Mädchen in der Brunnenecke saß. Sie zog sich bei unserem Anblick sofort vom Wasser zurück. Wir schöpften für unsere Tiere, und dann, als sie getrunken hatte, machte sich meine Frau daran, den Platz zu photographieren. Als der Hammahr das sah, brachte er sich und seine Maulesel sofort in Sicherheit, denn er war der Meinung, daß nur Christen und Juden das Photographieren aushalten können, jede andere Kreatur aber, gleichviel ob Mensch oder Tier, daran zugrunde gehen müsse. Schließlich aber trieb ihn die Neugierde doch, sich in der Nähe an den Stein zu stellen, um zuzuschauen. Er sah das ‚Auge des Ungeheuers‘, nämlich das Glas der Kamera, auf mich nach der Ecke gerichtet und war überzeugt, nicht mit getroffen zu werden; die Sonne aber hat auch ihn mit an das Licht gebracht. – Eigentlich brauchten wir ihn und seine Maulesel nicht mehr. Wir befanden uns an Ort und Stelle und konnten die paar hundert Schritt nach der Straße, wo wir auf Mustafa Bustani warten sollten, auch zu Fuß zurücklegen. Das sagte ich ihm, als das Photographieren vorüber war, und lohnte ihn ab. Es ist im Verkehr mit anderen Menschen niemals meine Art und Weise gewesen, zu knickern und zu feilschen. Man kommt mit offener Hand bedeutend weiter, als auf dem Weg des Geizes. So auch hier. Der Hammahr zählte, was ich ihm gegeben hatte, und sagte dann: „Das ist zuviel, Effendi.“
    „Nein“, antwortete ich. „Ich gebe es dir gern. Du bist freundlich und höflich gewesen und hast diesen Bakschisch also verdient.“
    „Auch als Bakschisch ist es zuviel. Aber vielleicht verdiene ich es mir noch besser. Ich werde also diesen Ort nicht eher verlassen, als bis auch du ihn verläßt. Ich habe nichts weiter zu tun und es ist ja doch nicht ausgeschlossen, daß ich dir noch dienen kann.“
    Was Thar betrifft, so hatten wir geglaubt, daß er sich für das Photographieren interessieren werde; er tat dies aber nicht. Die fremde Araberin und ihr Töchterchen übten größere Anziehungskraft auf ihn aus, als der ihm schon wohlbekannte, schwarzverhangene Apparat. Er suchte an sie zu kommen. Er schlängelte sich nach Knabenart erst von weitem um sie herum, kam ihnen immer näher, saß dann plötzlich zwischen ihnen drin und redete mit einer Vertraulichkeit auf sie ein, als ob er ein längst Bekannter oder gar Verwandter von ihnen wäre. Als ich nach vollendeter photographischer Aufnahme wieder mit meiner Frau am Brunnen saß, brachte er uns das kleine Mädchen zugeführt. Ihre Mutter blieb sitzen. Das Kind hatte ein gar liebes und zartes, aber trotzdem kerngesundes Gesichtchen, leise gerötete Pfirsichwangen und große, blaugraue Samtaugen, deren Blick so tief aus dem Inneren zu kommen schien, daß er wie ein holdes, aber noch völlig unberührtes Rätsel wirkte. Eine Fülle lichtbraun gewellten Haares quoll unter einem roten Käppchen hervor. Das eine kleine, sonnverbrannte Händchen hielt einige lange, große Glockenblumen gefaßt. Das andere versteckte sich in Falten des dünnen, aber fleckenlosen Kleidchens, und die niedlichen, dunkelgebrannten Füßchen mit den winzigen, elfenbeinernen Miniatur-Nägeln an den feinen Zehen machten einen so eigentümlichen Eindruck auf mich, daß ein unendliches Erbarmen und der Wunsch in mir aufstieg, diesem ebenso schönen wie armen Kind irgendeinen recht, recht großen Dienst erweisen zu können. Genau dasselbe fühlte, wie sie mir später mitteilte, auch meine Frau.
    „Hier bringe ich euch meine neue Freundin“, sagte der Bub, indem er sie uns hinschob.
    „Wie heißt sie denn?“ erkundigte sich meine Frau.
    „Das weiß ich nicht. Frag sie selbst! Ich habe noch weiter gar nichts mit ihr reden können als dreierlei: nämlich daß sie mir gefällt, daß ich ein Held bin und daß ich für sie kämpfen werde.“
    „Ich bin Schamah“, sagte das Kind, den Ton auf die zweite Silbe des Wortes legend; „und dort ist meine Mutter!“ Das andere Händchen kam aus den Falten hervorgekrochen und richtete den ausgestreckten

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