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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Regenrock gehüllt. Beim Anblick dieses Mannes zogen sich die Angreifer erschrocken zurück, indem sie mit der tiefsten Ehrerbietung salutierten. Er mochte vierundzwanzig Jahre zählen; sein bartloses Gesicht blieb vollständig regungslos, aber sein mächtiges Auge blitzte im Kreis umher und blieb dann auf demjenigen haften, welcher unter den Anwesenden die höchste Charge bekleidete:
    „Bürger Tambourmajor, berichte!“
    Der Genannte, dem bereits der Angstschweiß auf die Stirne zu treten begann, erzählte in kurzer, soldatischer Weise:
    „Hier ist ein Pfaffe, mon Colonel, und ein päpstlicher Emissär, welche uns beleidigten.“
    „Und darauf antwortet ihr mit Schlägen! Welcher ist der Emissär?“
    „Der mit dem Tischbein.“
    „Woher weißt du, daß er ein Emissär ist?“
    „Ich vermute es.“
    „Très bien, Bürger Tambourmajor. Du bist fertig; nun mag auch er sprechen!“
    Surcouf trat einen Schritt vor und blickte dem Offizier furchtlos in die Augen.
    „Mein Name ist Surcouf, Bürger Colonel; darf ich um den deinigen bitten?“
    „Ich heiße Bonaparte“, erklang es kalt und stolz.
    „Also ich heiße Surcouf, Robert Surcouf, bin Seemann und wollte nach Beausset, um meinen Freund Andoche Junot, den Advokat und Bürger Grenadier, zu besuchen. Ich trat hier ein, ließ diese Bürger Soldaten Wein auf meine Rechnung trinken, bis sie von diesem würdigen Priester verlangten, daß er auf das Verderben seines höchsten Oberhauptes, des Heiligen Vaters, trinken solle. Er tat es nicht, und darum wollten sie ihn schlagen. Er ist ein Mann des Friedens und kann sich nicht wehren; darum brach ich dieses Tischbein ab und habe ihn verteidigt. Nun halten sie mich für einen Emissär. Ein braver Seemann aber wird einen jeden verteidigen, welcher von einer Übermacht unschuldig angegriffen wird. Es sind noch viele Tischbeine hier!“
    Über das Gesicht des Obersten zuckte ein leises, ganz leises Lächeln, welches aber sofort wieder verschwand. Er wandte sich zu den Soldaten:
    „Bürger Tambourmajor, du marschierst sofort mit den anderen in den Arrest!“
    Das Wort war kaum gesprochen, so salutierten sämtliche ‚Bürger Soldaten‘ und marschierten zur Tür hinaus. Dann drehte sich der Oberst wieder zu den beiden anderen herum. Sein Wort galt zunächst dem Priester:
    „Wer bist du?“
    „Ich bin Bruder Martin vom Orden der Missionare des Heiligen Geistes“, lautete in bescheidenem Ton die Antwort.
    „Es sind alle Orden aufgehoben. Hast du den Bürgereid geleistet?“
    „Nein. Mein Eid gehört nur der heiligen Kirche.“
    „Das wird sich finden!“ Und sich zu dem Seemann wendend, fuhr er fort: „Surcouf? Ich muß diesen Namen bereits gehört haben! Ah, hast du den Namen ‚The Runner‘ gehört?“
    „Ja. Das war das englische Avisoschiff, welches ich durch die Klippen bringen sollte, aber mit Fleiß und Absicht auf die Bank laufen ließ.“
    Der Oberst maß den jungen Mann mit einen kurzen aufleuchtenden Blick.
    „Ah, das warst also du? Wirklich? Weißt du, Bürger Surcouf, daß dein Leben an einem Haar hing?“
    „Ich weiß es; aber sollte ich den Feind in den Hafen bringen? Ich sprang, sobald der Runner auflief, über Bord und kam glücklich ans Land, obgleich die Kugeln mir um den Kopf pfiffen. Die Engländer schießen schlecht, sehr schlecht, Bürger Colonel!“
    „Wir werden in diesen Tagen sehen, ob du recht hast. Warum nimmst du dich eines Priesters an, der den Bürgereid nicht leisten will?“
    „Weil dies meine Pflicht ist. Ich bin ein guter Katholik; ich habe mit ihm auf das Wohl des Heiligen Vaters getrunken.“
    „Ah quelle in considération! Mußtest du das tun? Brauchtest du mir dies zu sagen, Bürger Surcouf? Ich sah, daß du einige Soldaten beschädigt hast?“
    „Ja, mit dem Tischbein hier.“
    „Gut. Der Fall soll untersucht und bestraft werden. Auch ihr beide seid arretiert. Man wird euch nach Beausset bringen; doch sollst du deinen Freund Junot zu sehen bekommen. Adieu!“
    Der kleine Offizier wandte sich scharf auf dem Absatz um und verließ die Stube. Eine Minute später ritt er mit seinen Begleitern davon; er befand sich jedenfalls auf einer Rekognoszierung. Zu gleicher Zeit aber traten drei Militärs ein, welche den beiden sagten, daß sie ihnen nach Beausset zu folgen hätten.
    „Das werden wir tun“, meinte Surcouf, indem er sein Tischbein beiseite legte. „Beausset war ohnedies mein Ziel.“
    „Aber das meinige nicht“, antwortete Bruder Martin. „Ich wollte hinauf

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