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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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des Festlandes. Bürger Colonel, ich freue mich, mit dir sprechen zu können. Ich bin dein Gefangener; du wirst mich vielleicht bestrafen, weil ich einigen unnützen Burschen den Schädel geklopft habe; ich werde diese Strafe auf mich nehmen; aber wenn ich sie verbüßt habe, so werde ich dich abermals aufsuchen, dann habe ich dir eine Bitte vorzutragen.“
    „Sprich sie aus!“
    „Heute nicht. Erst muß ich die Strafe hinter mir wissen.“
    Bonaparte runzelte leicht die Stirn.
    „Du sprichst sehr kategorisch! In deinem Alter ist man gern bescheiden, weil man da erst im Begriff steht, das Leben zu beginnen.“
    „Bürger“, lächelte der Getadelte. „Du beginnst es also vom Colonel an, denn wir werden wohl die gleichen Jahre zählen.“
    Napoleon beachtete diesen Einwurf nicht und fuhr fort:
    „Du hast allerdings Strafe verdient, denn du hast dich an den Soldaten des Convents vergriffen; aber um des Rates willen, welchen du uns gegeben hast, soll dir verziehen sein. Jetzt nun wirst du wohl Zeit finden, deine Bitte auszusprechen, Bürger Surcouf?“
    „Ich danke dir, Bürger Colonel! Meine Bitte ist sehr kurz; sie lautet: gib mir ein Schiff!“
    Der kleine Korse blickte erstaunt den Seemann an.
    „Ein Schiff?“ rief er verwundert. „Was willst du mit dem Schiff, und woher soll ich es nehmen?“
    „Hier lies zunächst diese Papiere!“
    Er zog sein Portefeuille hervor, nahm eine Anzahl groß gesiegelter Zeugnisse hervor und gab sie Napoleon. Dieser las eines nach dem anderen und gab sie ihm dann mit einer sehr nachdenklichen Miene zurück.
    „Ausgezeichnet!“ nickte er. „Bürger Surcouf, es wird wenig Männer deines Alters geben, welche sich des Besitzes solcher Papiere rühmen können. Du bist klug und kühn; der Convent wird wohltun, dich im Auge zu behalten.“
    „Pah, der Convent will mich gar nicht haben!“
    „Warst du in Paris?“
    „Ich war dort; ich war in Le Havre; ich war in Brest, in Nantes, in La Rochelle, in Bordeaux, Marseille und Lyon; ich war bei allen Marinebehörden bis hinauf zum Minister und habe nur das eine gehört, daß ich unfähig bin.“
    „So sind deine Zeugnisse eine Lüge.“
    „Sie enthalten die Wahrheit; aber die Männer, bei denen ich war, segeln im Nebel, ohne die Augen zu öffnen. Ich habe alles getan, um sie sehend zu machen; ich habe ihnen meine Ansichten entwickelt; ich habe ihnen den Vorhang der Zukunft gelüftet – sie wollen blind bleiben.“
    Jetzt lächelte Bonaparte, aber wie ein Riese, welcher einen Zwerg von Heldentaten sprechen hört.
    „Welches sind die Ansichten, die du ihnen entwickelt hast?“ fragte er.
    „Es sind die Ansichten eines einfachen Mannes, der sich durch kein Blendwerk täuschen läßt. Die republikanische Form unserer Regierung steht im Gegensatz zu den Regierungsformen der uns umgebenden Länder; unsere Interessen sind den ihrigen feindlich entgegengesetzt, und der Ausgleich kann nicht auf dem Wege des Friedens geschehen. Ferner gibt es im Innern der Republik selbst tausend noch ungezügelte Kräfte und Mächte, welche eine gewaltige Expansionskraft besitzen; eine einzige dieser Kräfte ist imstande, den noch unfertigen Bau augenblicklich zu zertrümmern. Die Religion ist das Herz der Nation; die Republik will sich dieses Herz herausreißen; sie wird zum Selbstmörder werden; sie wird sterben; aber ihr Tod wird kein sanfter, sondern ein fürchterlicher sein. Damit habe ich bewiesen, daß Frankreich vor großen Kämpfen steht, vor Kämpfen nach außen und vor Kämpfen nach innen. Hierzu bedarf es einer Land- und Seemacht, welche sich nicht nur in gutem Verteidigungszustand befindet, sondern nötigenfalls auch zum Angriff schreiten kann. Wir haben ein tapferes Heer und gute Generäle, aber was wir nicht haben, das ist eine genügende Flotte. Seeleute hat Frankreich genug, aber es mangelt an Kriegsschiffen und an Seeoffizieren, welche die Fähigkeit besitzen, die kriegerischen Traditionen unserer Feinde zuschanden zu machen – – –“
    „Und ein solcher Offizier bist du?“ unterbrach ihn Napoleon.
    „Ja“, antwortete der Gefragte mit offener Miene. „Man gebe mir ein Schiff, und ich werde es beweisen!“
    „Du sprichst sehr stolz, Bürger Surcouf, und läufst Gefahr, daß man dein Selbstbewußtsein für Prahlerei nimmt. Wer einen Kahn zu steuern vermag, ist doch noch nicht ein geborenes Genie zur See!“
    Es lag etwas wie Geringschätzung in dem Ton, in welchem diese Worte gesprochen wurden; Surcouf fühlte das, und

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