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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unfähig; der eine war ein Maler und der andere ein Arzt gewesen; sie waren im Atelier und Lazarett an ihrem Platz, nicht aber vor den gewaltigen Außenwerken eines so großartigen Waffenplatzes, und darum hatte man den jungen Napoleon Bonaparte gesandt, um den beiden Generälen beizustehen.
    Der kleine Korse hielt soeben neben den beiden Obergenerälen, als Surcouf zu ihm geführt wurde. Er beachtete den Gefangenen gar nicht und schien nur in das Gespräch vertieft, welches er mit seinen zwei Vorgesetzten führte.
    „Und ich kann dennoch nicht von meiner Überzeugung abgehen“, sagte er. „Wenn wir so fortfahren, werden wir nach Jahren immer noch unverrichteter Sache vor Toulon liegen. Was sind unsere Geschütze gegen die Feuerschlünde der Festung und der Flotte! Wir müssen so schnell wie möglich weiteres Belagerungsgeschütz aus Marseille und den anderen Waffenplätzen kommen lassen. Wir dürfen nicht nur die Befestigungen der Stadt beschießen, sondern wir müssen vor allen Dingen die feindlichen Schiffe mit glühenden Kugeln bewerfen. Haben wir die Flotte vernichtet und vertrieben, so kann sich die Stadt unmöglich lange mehr halten. Geben Sie mir Vollmacht, so verspreche ich, daß Toulon sich in vierzehn Tagen in unseren Händen befindet.“
    „Nur nicht sanguinisch!“ erwiderte Cartaux in hochfahrendem Tone. „Selbst wenn die Flotte weichen muß, wo haben wir die Mittel, Befestigungen wie Fort Malbosquet, Balagnier und Eguilette zu bezwingen?“
    „Man schaffe nur zunächst Geschütze und Munition herbei, verstärke die Belagerungsarmee bis auf vierzigtausend Mann und versehe diese Verstärkungen mit den notwendigen Requisiten. Ich habe das Terrain noch nicht genau studieren können, aber es muß ein Punkt zu finden sein, welcher die feindlichen Werke dominiert, und von diesem aus werden wir den Gegner zu bezwingen wissen.“
    Surcouf hatte diese Worte gehört; er trat mit zwei raschen Schritten an die drei Offiziere heran und sagte:
    „Pardon, Bürger! Dieser Punkt ist bereits gefunden.“
    Cartaux machte eine strenge, zurückweisende Gebärde; auch Doppet drehte sich stolz zur Seite. Napoleon aber überflog den Sprecher mit einem Blitz seines Auges und meinte:
    „Du bist sehr kühn, Bürger Surcouf! Wenn Offiziere sprechen, hat ein jeder andere zu schweigen, besonders wenn er gar ein Gefangener ist. Welchen Punkt meinst du?“
    „Bürger Colonel, sieh dort den Platz zwischen beiden Hälften der Stadt. Wenn du ihn besetzt, so kannst du die feindliche Flotte in ihrer ganzen Ausdehnung bestreichen. Die Stadt muß sich in zwei oder drei Tagen ergeben, sobald du ihre Werke von dort aus mit Vierundzwanzigpfündern und Mörsern demolierst. Das Auge wird dich lehren, daß von diesem Punkte aus Fort Malbosquet sehr leicht zu bombardieren ist.“
    Bonaparte setzte das Fernrohr an und musterte die betreffende Gegend. Als er es wieder absetzte, bewegte sich kein Zug seines ehernen Gesichtes. Er blickte lang auf den Horizont hinaus; dann aber wandte er sich plötzlich zu den beiden Generälen:
    „Dieser Mann hat recht, vollkommen recht. Ich ersuche die Bürger Generäle, seinen Rat, welchen ich mit meiner Überzeugung unterstütze, in schnelle Erwägung zu ziehen!“
    „Den Rat eines Arrestanten!“ rief Cartaux. „Schäme dich, Bürger Colonel!“
    Auch auf diese beleidigende Antwort zuckte keine Wimper in Napoleons Gesicht, aber seine Stimme klang scharf und schneidig, als er entgegnete:
    „Allerdings schäme ich mich, Messieurs, aber nicht über den Rat, welcher uns erteilt wurde, sondern darüber, daß bis jetzt noch nicht gefunden worden ist, was dieser Bürger auf den ersten Blick bemerkte. Ich bin gewohnt, jeden nützlichen Rat anzunehmen, er komme, von wem er auch sei, und bitte, den betreffenden Punkt schleunigst besetzen und befestigen zu lassen. Wenn uns die Engländer zuvorkommen, so muß es uns außerordentliche Opfer kosten, die Unterlassung wieder auszugleichen.“
    „Colonel!“ brauste Cartaux auf. Er wollte mehr sagen, Doppet aber ergriff ihn beim Arme und zog ihn fort.
    Bonaparte blickte ihnen mit finsterer Miene nach.
    „Man wird dennoch tun müssen, was ich will“, murmelte er, und zu Surcouf gewendet, fuhr er fort: „Dein Plan ist gut, Bürger; ich danke dir! Wo hast du diesen Scharfblick her, du, ein Matrose?“
    „Matrose?“ lachte der Gefragte. „Ein Schüler der See-Akademie und des Bureau des longitudes! Der Seemann hat ebenso seine Strategie und Taktik wie der Offizier

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