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42 - Die Trommeln von Scorpio

42 - Die Trommeln von Scorpio

Titel: 42 - Die Trommeln von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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riesigen Karren zog, auf dem sich nicht zu erkennende Gegenstände türmten, einer Reihe Lasten-Calsanys und einem einsamen Reiter, der auf einem Lictrix saß.
    Man hielt uns nicht an.
    »Sie sind wirklich äußerst kühn«, kommentierte Manting.
    Die Wachen waren Bogenschützen aus Loh, also hatten sie durchaus das Recht, kühn zu sein.
    Ich sagte, halb zu mir selbst: »Mu-lu, wenn du willst, kannst du mich einen Onker nennen.«
    »Ach?«
    »Ich hätte unserem Kanzai-Bruder etwas Gold abnehmen sollen. Wo sollen wir übernachten?«
    »Ich habe Freunde in Shamfrin – Onker.«
    Ich lächelte zwar nicht, doch ich muß zugeben, daß ich erleichtert war. Es ist eine lästige Sache, wenn man in einer fremden und möglicherweise feindlichen Stadt ohne Geld strandet. Wie Sie wissen, war dies nichts Neues für mich, und ich würde irgendwie damit zurechtkommen. Befindet man sich zudem in Begleitung einer Frau, ist das Problem bedenklicher. Falls die diskutierfreudige Manting hier Freunde besaß, waren es wahrscheinlich fanatische Befürworter des lohischen Reiches. Es konnte also durchaus sein, daß mir ein Abend bevorstand, an dem ich totgeredet wurde.
    Wir gingen ruhig in dem strömenden Mondlicht weiter, und das eine kann ich Ihnen sagen: Ich bewegte mich mit federnden Schritten und dem in der Scheide gelockerten Drexer voran.
    Manting kannte den Weg tatsächlich, und wir passierten Gebäude, deren Wände mit Lichtern übersät waren und in denen ständiges Kommen und Gehen herrschte. Sänften huschten vorbei, und in der warmen Luft lag der Duft des lauen Abends. Eine lange Arkadenreihe wurde von einem Platz unterbrochen, und auf diesem Kyro standen viele kleine mit Baldachinen versehene Stände. Straßenhändler priesen lautstark ihre Waren an. Die Auswahl war erstaunlich, von Schuhen und Hemden bis zu Kochtöpfen und Gurken und kleinen dickbäuchigen Vutch-Ikar-Statuen mit hervorquellenden Augen. Mu-lu-Manting streifte die Masse der Götterstatuen mit einem Seitenblick.
    »Vutch-Ikar.« Sie schnaubte verächtlich. »Ein männlicher und falscher Gott. Doch er ist nicht wegen seiner Männlichkeit ein falscher Gott.«
    Ich wich rasch zur Seite, um einem mit Säcken beladenen Calsany auszuweichen, dessen Führer das Tier einfach drauflostrotten ließ. Das angenehme Gefühl, das ich bei dem vom Himmel strömenden Mondlicht und den verstreuten Sternen empfunden hatte, wich plötzlich, und ich fühlte mich eingeengt und von den Händlerbuden, den schreienden Menschen, dem Staub und den Gerüchen unangenehm berührt.
    Laternen und Fackeln leuchteten mir ins Gesicht, als Manting fortfuhr. »Als das Reich unterging, war Vutch-Ikar der modische Gott. Die Menschen haben die einzig wahre Hlo-Hli als etwas viel zu Selbstverständliches betrachtet.«
    »Was ist mit Raffi der Blitze und des Donners?« fühlte ich mich genötigt zu sagen. Ich deutete mit dem Kopf auf eine Bude, in der Statuen dieser Göttin feilgeboten wurden. »Sie war stets eine Göttin des Pantheon, vor und nach dem Untergang. Außerdem«, fügte ich hinzu, »sind ihre Statuen recht hübsch. Sie sieht so nett aus.«
    Sie schnaubte erneut, dabei wollte ich sie nicht bewußt ärgern. »Du tust so, als wüßtest du eine Menge über lohische Geschichte. Erstaunlich für einen barbarischen Klansmann, Drajak!«
    »Oh, auch wir Barbaren haben unsere verborgenen Qualitäten, mußt du wissen.«
    Wir drängten uns durch das lärmende Chaos des Marktes in die Stille der Arkaden, wo Manting bald in eine Seitenstraße einbog. Die Häuser hier waren kleiner. Dann hatten wir die Tür erreicht, die sie suchte, und sie klopfte. Sie klopfte dreimal kurz hintereinander. Nach diesem Geheimzeichen öffnete sich in der Tür ein kleine rechteckige Klappe, die von schwarzen Eisenstäben gesichert wurde, und es zeigte sich ein schnurrbärtiges Gesicht, dessen stechende Augen Manting musterten.
    Ich konnte nicht verstehen, was sie sagte, doch die Tür öffnete sich, und wir traten ein.
    Die Gestalt war in ein weitfallendes Gewand gehüllt, das einem Haufen schmutziger Wäsche glich. Das Gesicht war rund und teigig, und durchdringende Augen musterten mich. Der feuchte Mund unter einem Schnurrbart öffnete sich und sagte: »Ein Mann.«
    »Ja, Nola, ein Mann. Er war mir nützlich.«
    Nola, die schnurrbärtige Dame, schnaubte. In mir bildete sich der Verdacht, daß das verächtliche Schnauben ein Kennzeichen dieser Leute war. Sie trat beiseite, und Manting führte uns durch den schwach

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