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42 - Die Trommeln von Scorpio

42 - Die Trommeln von Scorpio

Titel: 42 - Die Trommeln von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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würde eine häßliche kleine Schlägerei werden. Sollte ich in Erfüllung der Wünsche der Herren der Sterne sterben und meine Delia nicht retten können, würde ich es den Everoinye niemals verzeihen. Nein, niemals!

5
     
     
    Die Frauen machten ausnahmslos einen entschlossenen Eindruck. Ihr Umgang mit den Waffen zeigte, daß sie darin geübt waren, auch wenn sie sich nicht sonderlich geschickt anstellten. So pathetisch und unreif übertriebene Gefühlsausbrüche, unheilverkündende Litaneien und rachsüchtige Zerstörungswut auch sein mögen: wir mußten uns der Situation stellen.
    Die Menge draußen gierte nach Blut.
    Mu-lu-Manting wollte etwas sagen, doch ich unterbrach sie kurzerhand.
    »Gibt es hier einen Hinterausgang?«
    »Wir sollen was tun?«
    »Du hast mich verstanden.«
    Sie war regelrecht bestürzt. Ein Stein prallte gegen die Tür am Ende des Korridors. »Du willst weglaufen, Drajak?«
    »Allerdings! Bei Lhun, Frau, man wird uns in Stücke reißen!«
    Sie fuchtelte mit dem Schwert. Sie hatte nur zwei weitere umgeschnallt, also war sie nach kregischem Standard nicht übertrieben bewaffnet. »Fast, Drajak der Schnelle, fast hätte ich dir das Jikai gegeben ...«
    »Nun, gib dir keine Mühe«, knurrte ich. »Ich werde ein paar Möbel vor die Tür rücken. Du führst die Frauen hinten hinaus.«
    »Du hast hier nicht das Kommando, Mann«, fauchte Lola.
    »Wer die Glückliche auch ist, sie sollte lieber die Flügel schwingen oder besser gesagt, schleunigst verschwinden, bevor es zu spät ist.«
    Während wir herumstanden und diskutierten, prallten weitere Steine gegen die Tür, und ein nachhallender, solider Ton kündete vom Aufprall einer Ramme.
    »Das reicht!« Ich riß den Tisch förmlich hoch und lief durch den Korridor. Auch die mit dem Tisch verbarrikadierte Tür würde dem Mob nicht lange standhalten. Vielleicht hatten wir gerade noch genug Zeit, um uns über die hintere Mauer zu schwingen. Falls es in diesem Haus überhaupt einen Hinterausgang gab!
    Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, standen die Frauen wie versteinert herum und starrten mich an. Tilly kicherte in einer nervösen Reaktion auf ihre eigene Angst. »Den Tisch können wir sonst nur zu viert anheben.«
    »Wo ist der Hinterausgang?« Ich schrie. Langsam wurde mir heiß.
    Mu-lu-Manting zuckte bei meinem Ton zusammen. »Es ist genauso wie damals«, sagte sie, und ihre Stimme verhärtete sich. »Genauso war es, als wir das Reich verloren. Die Frauen haben gekämpft, und die Männer sind geflüchtet. Ihr seid alle Jikarna.« *
    Der Lärm von draußen erinnerte an eine Meute wilder Tiere kurz vor der Fütterung. Nun wußte ich nur zu gut, daß ich nicht weglaufen und die starrsinnigen Frauen zurücklassen konnte – und das nicht nur, weil die Herren der Sterne wollten, daß ich Manting beschützte –, aber sie wußten es nicht. Ich trat auf die hintere Tür des Wohnzimmers zu. Ich machte übertrieben große Schritte, um zu zeigen, daß mir mit meinem Vorhaben ernst war.
    Tilly bewegte sich als erste. Sie lief hinter mir her, ließ das Schwert fallen, bückte sich, um es mit einer anmutigen gleitenden Bewegung beim Laufen aufzuheben, und piepste: »Warte auf mich, Drajak! Ich zeige dir den Weg!«
    Ich sah zurück. Nola fingerte mit ihrer dicken Hand am Speerschaft herum; sie hatte sich – das ist die Wahrheit – ein Nudelholz in den Gürtel gesteckt. Lola die Assandra wandte den Kopf, blickte zuerst in den Korridor und dann in meine Richtung. Was Mu-lu-Manting angeht, diese feurige Frau war im Begriff, mit erhobenem Schwert durch den Korridor zu stürmen, um den ganzen verdammten Mob dort draußen in Stücke zu hacken.
    »Tilly! Du gehst zuerst. Ihr anderen folgt ihr und beeilt euch. Und paßt auf, falls der Mob auch hinten schon herumlungert.« Mit diesen Worten durcheilte ich das Zimmer und stürmte in den Korridor.
    Der Tisch erzitterte unter jedem Schlag wie ein armes mißhandeltes Tier unter der Peitsche. Ich legte Manting den linken Arm um die Taille, hob sie hoch, drehte mich um und lief zurück, wobei ich sie wie eine Teppichrolle trug, den Kopf nach vorn, die Füße nach hinten.
    Sie schrie mich an und schlug mich – glücklicherweise traf sie mich nicht mit dem Schwert. Ich verstärkte einfach den Griff um ihre Taille und eilte weiter. Im Wohnzimmer war niemand mehr. Ich stürmte durch die hintere Tür und versetzte ihr einen Tritt, damit sie ins Schloß fiel. Vor uns leuchtete eine Laterne, die sich auf- und niederbewegte.

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