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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesprochen hast!“
    „Nein; ich habe ihr noch nichts gesagt.“
    „So weiß sie auch nicht, daß ich mich jetzt im Palais befinde?“
    „Sie weiß es nicht.“
    „Darf ich zu ihr gehen?“
    „Wollt Ihr denn?“
    „Ja, gern.“
    „Sie wird diese Überraschung wohl aushalten, wenn Ihr nicht böse mit ihr redet, Señor.“
    „Ich werde kein hartes Wort über meine Lippen gehen lassen.“
    „So kommt. Ich werde Euch führen.“
    Sie erhob sich und geleitete ihn über einen Korridor, auf welchem ihnen kein Mensch begegnete, nach einer Tür, auf welche sie mit dem Finger deutete.
    „Hier ist es“, sagte sie. „Tretet ein.“
    Er öffnete und zog die Tür dann wieder hinter sich zu. Das Zimmer war leer, aber aus dem nebenliegenden hörte er eine halblaute, leidende Stimme fragen:
    „Bist du es, Zarba?“
    Er antwortete nicht, aber er trat näher. Er hätte nicht ein Wort über seine Lippen bringen können, so bewegt war er. Sie saß am Fenster, noch immer so schön, ja noch schöner als früher, aber ihre Schönheit war eine andere, eine leidende, eine rührende geworden. Ihr Auge zeigte noch die Spur von Tränen, die sie soeben in der Stille vergossen hatte. Sie sah so müde, so teilnahmslos aus; sie blickte nicht einmal nach dem Eingang, obgleich sie das Geräusch des Nähertretenden gehört haben mußte.
    „Fräulein Wilhelmi!“
    Endlich brachte er diesen leisen Ruf über seine Lippen. Sie fuhr zusammen und wandte ihm das Gesicht zu. Sie erblickte ihn. Ein tiefer Schreck durchzuckte ihr Gesicht und ihre ganze Gestalt.
    „O mein Gott!“ schluchzte sie. „Sie sind es, Herr Sternau?“
    Sie schlug die Hände vor das Gesicht und wendete sich ab. Er sah die Tränen zwischen ihren schlanken Fingern hervorquellen und faßte sich. Er trat näher und zog die Hände von ihrem Gesicht fort.
    „Verzeihen Sie mir“, bat er mit zitternder Stimme, „daß ich Sie überrasche. Ich wollte Sie schon längst besuchen, aber man ließ mich nicht zu Ihnen.“
    „Gehen Sie, gehen Sie wieder“, bat sie.
    „Sie weisen mich fort?“ fragte er. „Hassen Sie mich denn so sehr?“
    „Hassen?“ fragte sie. „O nein. Sie sind so gut, so stolz, so stark und rein. Ich bin es nicht wert, daß Sie sich in meiner Nähe befinden.“
    Da zog ihn seine tiefe Bewegung vor ihr auf das Knie nieder. Er legte seine Stirn in ihre Hände und weinte lange, lange Zeit. Als er dann das Gesicht wieder zu ihr erhob, war es von dieser Tränenflut benetzt, aber aus seinem Auge glänzte ein Strahl unendlicher Liebe.
    „Zürnen Sie mir, daß ich Sie aufsuche?“ fragte er.
    „Nein, o nein. Aber es wird das letzte Mal sein, daß Sie bei mir sind.“
    „Warum?“
    „Weil ich Ihnen sagen muß, daß Sie recht gehabt haben in allem, was Sie mir sagten und wovor Sie mich warnten.“
    „Ja, ich hatte recht in allem, aber auch darin, daß die Liebe nimmer aufhören kann.“
    „Sie wird aufhören!“
    „Nie! Ich fühle es in dieser Stunde.“
    Er erhob sich wieder von dem Boden und legte den Arm um sie. Er zog sie an sich und legte seinen Mund auf ihre Lippen. Sie ließ es geschehen, ja, er fühlte sogar, daß sie den Druck seiner Lippen erwiderte. Sie wollte ihm zeigen, daß ihr Herz sich ihm nun zugewendet habe; dann aber wand sie sich aus seinen Armen los und sagte:
    „Das war unser Abschied, unser Abschied für immer. Leben Sie wohl!“
    Er zog sie wieder an sich und drückte sie an seine Brust.
    „Nein, das war nicht ein Abschied“, sagte er; „sondern das war der Anfang unseres Glücks.“
    „Unmöglich!“ rief sie abwehrend.
    „Warum unmöglich?“ fragte er. „Hassen Sie mich noch?“
    „Hassen? O nein, nein!“
    „Aber Sie lieben mich auch nicht? O bitte sagen Sie mir es doch!“
    Da leuchtete es in ihrem Angesicht, und sie antwortete:
    „Ich liebe Sie, ja, ich liebe Sie! Ich liebte Sie bereits, seit ich Sie zum ersten Mal sah; ich habe das zu spät erkannt, o Gott, zu spät, zu spät!“
    „Nein, nicht zu spät“, sagte er. „Um glücklich zu sein, ist es immer noch Zeit genug.“
    „Bei mir nicht“, flüsterte sie, „denn ich bin des Glückes unwürdig geworden.“
    „Sie täuschen sich“, versicherte er, sie immer inniger an sich ziehend; „Sie täuschen sich!“
    „Ich täusche mich nicht“, antwortete sie. „Aber Sie wissen nicht alles.“
    „O doch, ich weiß alles“, sagte er.
    „Alles?“ fragte sie, vor unendlicher Scham erglühend.
    „Ja.“
    „Wer hat es Ihnen gesagt?“
    „Zarba.“
    „Mein

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