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43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Er-liebt-mich-er-liebt-mich nicht- Spiel, aber dann las ich auf einmal auf der Schachtel, dass vierundzwanzig Stück darin waren, weswegen das Spiel auf nicht ausgegangen wäre, also ließ ich lieber eine kleine Handvoll von ihnen aufflackern und verlöschen, jedes einzelne ein neuer Kick, ein köstlicher kleiner Anstoß für jeden Teil, an den ich mich erinnerte, bis ich mir den Finger verbrannte und von da an nur noch still an all das dachte, was wir zusammen getan hatten.
    »Okay, und was nun?«
    Nach zwei Blocks war Lottie Carson abgebogen und hatte Majakowskis Traum betreten, ein russisches Lokal mit mehreren dichten Lagen von Gardinen im Schaufenster. Man sah absolut nichts, jedenfalls nicht von der anderen Straßenseite her.
    »Das Restaurant ist mir noch nie aufgefallen«, sagte ich. »Bestimmt isst sie da zu Mittag.«
    »Dafür wär’s ein bisschen spät.«
    »Vielleicht ist sie Basketballerin und hat auch den ganzen Tag Hunger.«
    Du schnaubtest leise. »Dann spielt sie wohl bei den Western Mustangs , das sind alles kleine alte Damen.«
    »Also gut, gehen wir ihr nach.«
    »Da rein?«
    »Wieso nicht, das ist schließlich ein Restaurant.«
    »Sieht aber ziemlich elegant aus.«
    »Wir müssen ja nur eine Kleinigkeit bestellen.«
    »Min, wir wissen doch nicht mal, ob sie’s ist.«
    »Aber vielleicht hören wir, ob der Kellner sie Lottie nennt.«
    »Min –«
    »Oder Madame Carson oder so. Ich meine, findest du nicht, dass das hier genauso aussieht, als könnte ein Filmstar hierherkommen, als Stammgast?«
    Du hast mich angelächelt. »Ich weiß nicht.«
    »Aber total.«
    »Kann sein.«
    »Und ob.«
    »Okay, okay«, sagtest du und wolltest mich über die Straße ziehen. »Du hast ja recht.«
    »Warte, ein bisschen sollten wir noch warten.«
    »Wieso?«
    »Weil es verdächtig ist, wenn wir gleich nach ihr reingehen. Wir sollten kurz warten, so drei Minuten vielleicht.«
    »Klar, dann sind wir völlig unverdächtig.«
    »Hast du ’ne Uhr? Egal, wir zählen einfach bis zweihundert.«
    »Wieso zweihundert?«
    »Die Sekunden. Eins, zwei …«
    »Min, zweihundert Sekunden sind nicht drei Minuten.«
    »Oh Mann!«
    »Zweihundert könnte nie das Dreifache von irgendwas sein.«
    »Stimmt, du bist ja so ein Mathe-Ass, fällt mir gerade ein.«
    »Hör auf!«
    »Womit?«
    »Hör auf, mich wegen Mathe aufzuziehen.«
    »Ich zieh dich gar nicht auf, ich hab mich bloß erinnert. Du hast doch letztes Jahr diesen Preis gewonnen, stimmt’s?«
    »Min.«
    »Was war das noch mal?«
    »Ich hab nicht gewonnen, ich war bloß in der Endrunde. Mit vierundzwanzig anderen.«
    »Na ja, aber entscheidend ist doch –«
    »Entscheidend ist doch, dass Trevor und die anderen sich dauernd darüber lustig machen.«
    »Ich nicht. Wieso sollte man auch? Es ist Mathe, Ed. Nichts wie, was weiß ich, wie wenn du richtig toll stricken könntest. Was nicht heißen soll, dass Stricken –«
    »Das ist beides gleich schwul.«
    »Was? Sag so was – ich meine, Mathe ist doch nicht schwul !« »Irgendwie schon.«
    »War Einstein schwul?«
    »Seine Frisur auf jeden Fall.«
    Ich betrachtete erst deine Haare, dann dich. Du lächeltest ein Kaugummi auf dem Bürgersteig an. »Also wirklich«, sagte ich, »wir leben in verschiedenen –«
    »Stimmt«, sagtest du. »In deiner sind drei Minuten gleich zweihundert Sekunden.«
    »Ah, stimmt ja. Drei. Vier.«
    »Lass gut sein, schon vorbei.« Du hieltest meine beiden Hände wie bei irgend so einem Volkstanz und führtest mich im Zickzack über die Straße. Ob zweihundert Sekunden oder einhundertachtzig, dachte ich, wen kümmert das schon?
    »Ich hoffe bloß, sie ist es.«
    »Weißt du was?«, hast du gesagt. »Ich auch. Aber selbst wenn nicht –«
    Doch kaum waren wir hineingegangen, war klar, dass wir wieder hinausgehen sollten. Nicht nur wegen der mit rotem Samt bespannten Wände. Nicht nur wegen der Lampenschirme aus rotem Stoff, der im Schein der Glühbirne dunkelrosa schimmerte, und auch nicht wegen der kleinen Glasperlen an den Lampenschirmen, die sich im Luftzug der offenen Tür drehten und wie Prismen funkelten. Es lag auch nicht an den geschäftig hin und her laufenden Männern im Frack oder den roten, wie Flaggen gefalteten Stoffservietten, mit einer kleinen, gefalzten Ecke für die Fahnenstange, die auf einem Ecktisch bereitlagen, Flagge auf Flagge auf Flagge auf Flagge, so als wäre ein Krieg vorüber und die gegnerische Partei hätte sich komplett ergeben. Es lag auch nicht an den Tellern mit dem roten

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