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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Drahtes außen befanden, dann hörte er auf.
    „Eine Drahtleitung!“ sagte der Lord zu sich. „Wozu? Hat er etwa eine gefährliche Absicht? Ich muß aufpassen.“
    Er lauschte wieder. Da vernahm er leise Schritte. Der Derwisch hatte den Kiosk verlassen. Der Lauscher hatte kaum Zeit, eine kurze Strecke zurückzukriechen, so war der andere bereits da, um an der Stelle, wo sich das Loch befand, niederzukauern. Was er da tat, konnte der Lord nicht sehen.
    Nach einigen Minuten schlich sich der Derwisch wieder in das Gebäude. Schnell kroch nun der Engländer hin und untersuchte die Stelle mit den Fingern. Der Draht war zur Erde niedergelenkt und da mit Hilfe einer der erwähnten Nadeln festgesteckt worden. Er hatte von dort aus dann eine genügende Länge, um bis zur Mauer und über diese hinweggeführt zu werden.
    „Jetzt errate ich, was er will“, dachte der Lord. „Dieser Mensch will das Gartenhäuschen in die Luft sprengen. Doch auf welche Weise? Nun, der Sprengstoff befindet sich jedenfalls in der Kapsel. Aber der Draht ist doch keine Lunte: er brennt nicht. Soll es mit Elektrizität geschehen? Hm, ein Derwisch und Elektrizität! Das paßt ja gar nicht zusammen. Was will ein solcher Kerl davon verstehen!“
    Es war gut, daß er aufmerkte, denn nach bereits sehr kurzer Zeit kam der Genannte wieder und setzte seine heimliche Arbeit fort. Der Engländer war schnell zurückgewichen, blieb ihm aber, immer auf der Erde liegend, so nahe, daß er ihn so leidlich beobachten konnte. Und richtig! Der Derwisch befestigte den Draht an mehreren Stellen bis zur Mauer hin an den Boden. Jetzt war es für den Lord Zeit, sich zurückzuziehen, und rasch kroch er an der Mauer entlang bis zu der Stelle hin, wo er hatte warten sollen. Nach kurzer Frist kam der Derwisch.
    „Nun, haben Sie etwas Verdächtiges bemerkt?“ fragte er.
    „Nein. Es ist niemand gekommen. War sie da?“
    „Ja. Sie war eben im Begriff fortzugehen, und da sie bereits sehr lange gewartet hatte, konnte sie nicht länger bleiben.“
    „Haben Sie von mir gesprochen?“
    „Ja.“
    „Nun, wie steht es?“
    „Gut. Sie bringt eine mit.“
    „Wann?“
    „Morgen abend. Wir sollen um Mitternacht kommen.“
    „Das ist gut. Gehen wir jetzt?“
    „Noch nicht gleich. Damit die Mädchen auf eine bequemere Weise wie wir über die Mauer gelangen können, wollen wir jetzt dieses Stückchen Draht hier an der Mauer empor und drüben wieder hinabführen. Verstanden?“
    „Hm! Ja! Ich sehe aber wirklich nicht ein, wie Sie damit Ihren Zweck erreichen wollen.“
    „Nun, das ist doch ganz einfach! Morgen abend befestigen wir an diesem Draht, der ja nur oberflächlich von den leicht wieder zu entfernenden Nadeln an der Mauer festgehalten werden soll, eine Strickleiter, die von den Mädchen bequem in den Garten hereingezogen werden kann. Kommen Sie. Einige Schritte von hier geht es am besten.“
    Der Lord gab sich den Anschein, als wenn er den geheimen Zweck, den der Derwisch verfolgte, nicht durchschaute, und so wurde denn mit seiner Hilfe der Draht an der Mauer emporgezogen, mit einigen Nadeln in die Ritzen befestigt, und dann stiegen beide Männer empor, um ihn drüben herabzulassen und abermals anzustecken. Er war so dünn, daß er allerdings nicht leicht bemerkt werden konnte, selbst am Tag nicht. Hinauf und drüben hinab kamen sie natürlich auf dieselbe Weise, wie sie vorher in den Garten gelangt waren. Die Tasche hielt der Engländer jetzt nicht mehr in die Hand.
    „So!“ meinte der Derwisch, als sie fertig waren. „Jetzt haben wir unsere Vorbereitungen getroffen und können gehen. Morgen kommen wir wieder.“
    Der Lord folgte einer augenblicklichen Eingebung. Er zog sein Klappmesser aus der Tasche, machte es auf und steckte es mit der Klinge in eine Mauerspalte, um die Stelle sicher wieder finden zu können. Er nahm sich vor, nach dem italienischen Haus zu gehen und Normann und Wallert herzuführen.
    Schnell schritten sie nunmehr vorwärts und kamen an dem Haus vorüber, das Ibrahim Pascha gemietet hatte und in dem auch der Derwisch wohnte. Das wollte dieser aber nicht merken lassen. Darum führte er seinen Begleiter schweigend weiter bis zu der Wasserleitung, die selbst in ihren Resten noch Zeugnis gibt von der Großartigkeit der Unternehmungen früherer Jahrhunderte. Da blieb er stehen und sagte:
    „Jetzt müssen wir uns trennen. Hier unter diesem Mauerbogen, unter dem wir stehen, wollen wir uns kurz vor Mitternacht treffen. Ist es Ihnen so

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