50 Rituale für das Leben
Engelfest, dem Fest von Michael, Gabriel und
Rafael, um uns zu zeigen, dass die Engel uns im Herbst unseres Lebens begleiten, schützen und heilen.
Es geht aber nicht nur darum, die kirchlichen Feste zu feiern, sondern sie auch durch persönliche Rituale und durch Rituale in der Familie für das
eigene Leben fruchtbar zu machen. Seit den ersten Jahrhunderten war es immer ein Bedürfnis des Volkes, die Feste des Kirchenjahres auch durch persönliche
Rituale ins Leben zu übersetzen. Es entwickelte sich ein reiches Brauchtum, das oft auch frühere heidnische Bräuche übernommen, diese aber christlich
umgeprägt hat.
Es würde zu weit führen, all diese Bräuche und Rituale zu beschreiben. Ich beschränke mich auf einige Rituale, die wir während eines Jahres persönlich vollziehen können, damitwir erleben: Es ist ein gesegnetes Jahr und ein Heilsjahr, in dem unsere Wunden heilen und in dem wir mit dem Heil in Berührung kommen, dessen Erscheinen wir an Weihnachten feiern.
15. DAS NEUE JAHR SEGNEN
Das Ende eines Jahres und der Beginn eines neuen Jahres üben immer wieder eine besondere Faszination auf die Menschen aus. Es ist ein Bedürfnis, das alte Jahr gut abzuschließen und das neue mit Gottes Segen zu beginnen. In unserer Familie haben wir den Silvesterabend immer mit unseren Verwandten und Freunden begangen. Wir haben feierlich Mahl gehalten. Mein Vater hielt jedes Jahr eine Ansprache, in der er das vergangene Jahr nochmals Revue passieren ließ und Gott für alles, was im Jahr geschehen war, dankte. Schließlich bat er Gott um Segen für das kommende Jahr. Und dann haben wir den Jahresbeginn immer mit einem Glas Sekt begonnen.
Als Mönch habe ich 20 Jahre lang zum Jahreswechsel einen Kurs mit Jugendlichen gehalten. Bei diesen Kursen haben wir uns ausführlich mit dem Loslassen des vergangenen Jahres und dem Hineinschreiten in das neue Jahr beschäftigt. In der Silvesternacht haben wir einen langen Gottesdienst gehalten, der um 21 Uhr begann und oft bis 2 Uhr oder gar bis 3 Uhr nachts dauerte. Betend, schweigend und feiernd haben wir den Wechsel von einem Jahr zum anderen begangen. Um Mitternacht saßen wir immer in der dunklen, nur von Kerzen beleuchteten Abteikirche. Schweigend erlebten wir das Verrinnen der alten Zeit und das Nahen der neuen, unverbrauchten Zeit. Schweigend konnten wir das Alte lassen und das Neue begrüßen. Das erste Wort, das wir dann miteinander sprachen, war das Vaterunser. Wir bildeten große Kreise um den Altar, fassten uns an der Hand und sprachen in das Schweigen hinein die Worte des Gebets, das Jesus uns gelehrt hat. Siebekamen in diesem Augenblick eine ganz neue Bedeutung. Inzwischen wird in vielen Kirchen ein Angebot der Stille gemacht. Man verbringt den Übergang vom alten zum neuen Jahr bewusst schweigend in der Kirche, vielleicht eingeführt mit einem meditativen Orgelspiel, dann aber auch mit Gebeten, und man beendet dann diese Zeit der Besinnung mit einem Segen für das neue Jahr.
Ganz gleich, wie Sie das neue Jahr beginnen,
allein oder in Gemeinschaft,
schweigend oder feiernd,
ein guter Weg ist es immer, das neue Jahr zu segnen:
Stellen Sie sich aufrecht hin
und erheben Sie die Hände zur Segensgebärde.
Halten Sie die Hände über dem Kopf nach vorne geöffnet
und senden Sie den Segen durch Ihre Hände zu allem,
was Ihnen im neuen Jahr begegnen wird.
Vertrauen Sie darauf,
dass Gottes Segen durch Ihre Hände in alles hineinfließt,
was Sie in diesem Jahr in die Hand nehmen und anpacken werden.
Dann werden Sie mit größerem Vertrauen in das neue Jahr gehen.
Versuchen Sie, jeden Tag im Januar mit dieser Segensgebärde zu beginnen.
Schicken Sie den Segen in die Räume Ihrer Wohnung
und zu den Mitgliedern Ihrer Familie und zu Ihren Freunden.
Senden Sie den Segen auch in die Räume, wo Sie arbeiten,
und zu den Menschen, mit denen Sie zusammenarbeiten.
Dann werden Sie den Tag anders erleben.
Sie gehen überall in gesegnete Räume und werden gesegneten Menschen begegnen.
Das wird auch Ihnen Segen bringen.
16. DAS HAUS SEGNEN (EPIPHANIE)
Als Kinder haben wir uns immer auf die Haussegnung am Fest Epiphanie (Dreikönigsfest) gefreut. Der Vater hat an die Haustür die
Jahreszahl und die drei Buchstaben C + B + M geschrieben. Wir meinten, es seien die Namen der drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar. Doch es heißt:
«Christus mansionem benedicat» – «Christus segne dieses Haus». Und dann sind wir mit dem Weihrauchfass durch die Räume des Hauses gegangen
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