50 Rituale für das Leben
sich gegenseitig erzählen, was der Tag einem gebracht hat. Zum Feierabend gehört auch das gemeinsame Spielen oder Erleben: ein gemeinsamer Spaziergang
im Sommer oder gemeinsames Musizieren im Winter. Familien, die gerne miteinander musizieren, erleben den Abend wirklich als Feierabend. Die Musik bringt
eine andere Atmosphäre ins Haus. Und wenn die Eltern mit den Kindern spielen, dann erleben sie den Abend wirklich als Feierabend. Das Spielen führt die
Familie zusammen und gibt ihr das Gefühl von Leichtigkeit und Freiheit.
Feiern hatte immer das Ziel, einen Raum des Aufatmens zu schaffen, zur Ruhe zu kommen, unsere Gefühle zu klären und so unsere Lebensenergie zu erneuern. In einer Zeit, in der auch die freie Zeit mit vielen Aktivitäten verplant wird, täte esdem Einzelnen und der Familie gut, Phantasie zu entwickeln und zu überlegen, welche Feierabendrituale helfen könnten, mit den eigenen Quellen von Kraft und Lebendigkeit in Berührung zu kommen.
10. STRESS RITUALE
Viele fühlen sich am Abend gestresst. Sie möchten wieder mit ihrer inneren Quelle in Berührung kommen. Sie möchten spüren, dass die
Quelle in ihnen nicht versiegt ist, sondern weiterhin sprudelt.
Für den einen ist die Meditation der Weg, mit seiner Quelle in Berührung zu kommen. Im Ausatmen atme ich den Staub des vergangenen Tages aus, die
Sorgen und Probleme, alles, was sich auf meine Seele gelegt hat. Und im Ausatmen gelange ich auf den Grund meiner Seele und stelle mir vor, dass dort die
Quelle strömt. Im Einatmen lasse ich dann das frische Quellwasser in den Leib fließen.
Für einen anderen ist ein Spaziergang durch die Natur belebend. In der Natur hat er teil an ihrer Lebenskraft, die schier unerschöpflich zu sein
scheint. Er spürt die frische Abendluft und erneuert sich, indem er den immer frischen Geist Gottes, der die Schöpfung durchdringt, in sich einströmen
lässt. Und er erfährt in der Natur, dass die Natur nicht bewertet. Er darf einfach sein . Die Natur lädt ihn ein, all das Grübeln über die Arbeit
und ihre Folgen zu lassen und sich einfach dem Leben zu überlassen, das ihn überall umgibt.
Ein anderer freut sich darauf, im Joggen all die Emotionen, die bei der Arbeit hochgekommen sind, all seine Sorgen und Ängste loszulassen und sich
gleichsam freizulaufen von dem, was ihn belastet.
Gehen, Wandern und Laufen sind gute Möglichkeiten, frei zu werden von allem, was uns bedrückt. Sören Kierkegaard meinte, er kenne keinen Kummer, von
dem er sich nicht freigehen könne.
Das Joggen hat noch eine andere Funktion. Im Laufen komme ich mit meiner Kraft wieder in Berührung. Auch wenn ich nach dem Joggen müde
bin, fühle ich mich nach dem Duschen innerlich wieder erquickt und wie neugeboren. Die Spannung, die der Stress erzeugt hat, ist abgefallen.
Jeder hat seine eigenen Stressrituale. Es kommt darauf an, in sich selbst hineinzuschauen und sich zu fragen, was einem helfen könnte, am Abend den
Stress loszulassen. Ich kann mich fragen: Worauf hätte ich Lust? Was täte mir gut? Solche Fragen führen einen auf den besten Weg, um vom Denken an die
Arbeit loszukommen.
11. DEN TAG AUSKLINGEN LASSEN
Genießen Sie einen schönen Sommerabend.
Setzen Sie sich auf eine Bank und betrachten Sie die Natur.
Hören Sie auf das Zirpen der Grillen, auf das leise Rauschen des Windes.
Schauen Sie einfach, wie die Sonne langsam untergeht.
Achten Sie darauf, welche Farben sie an den Himmel zaubert.
Und genießen Sie die Ruhe des Sommerabends.
Versuchen Sie, einfach nur dankbar da zu sein,
alles zu vergessen, was sie bedrückt hat,
alles, was Sie den Tag über belastet hat,
versuchen Sie, alle Sorgen hinter sich zu lassen
und nur im Schauen und Hören zu sein.
Dann wird die Schönheit der Natur sich auch in Ihr Herz eingraben.
Und die Ruhe der Natur wird Ihnen Frieden schenken.
12. ABENDRITUAL: DIE HÄNDE GOTT HINHALTEN
Halten Sie jeden Abend, bevor Sie ins Bett gehen, Ihre Hände in Form einer Schale Gott hin. Die Hände zeigen uns, was wir heute in die Hand genommen haben, was wir geformt, gestaltet, auf den Weg gebracht haben. Mit den Händen haben wir Menschen berührt. Die Hände erinnern mich an die Menschen, denen ich die Hand gegeben habe, und an die Art und Weise, wie ich die Hand gegeben habe. Und die Hände zeigen mir, was Gott mir heute in die Hand gelegt hat, was er mir an Fähigkeiten geschenkt hat. Sie erinnern mich auch an Begegnungen, Einsichten und Erlebnisse. All das halte ich
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