52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
Neonbeleuchtung und die langen Schlangen bewirken, dass ich mich nur noch erschöpfter fühle. Schließlich überrede ich ihn, mich für ein Nachmittagsschläfchen ins Hotel zu begleiten.
Dort streife ich meine Stiefel und zwei Paar Socken ab, ziehe Jeans, Leggings, Pulli, Bluse und drei T-Shirts aus und schlüpfe unter die Bettdecke. Herbert kuschelt sich von hinten an mich. Ich bin schon fast eingeschlafen, als ich merke, wie er meinen Nacken küsst. Unwillkürlich fahre ich mit meinen Fußsohlen an seinen Schienbeinen entlang.
Am Sonntag haben wir Sex, während ich mit meinem Körper die Kluft zwischen unseren beiden Betten überbrücke. Dann machen wir uns zum Abendessen auf den Weg nach Belleville. Ich trage meine schönsten Schuhe, die auf so eisigem Pflaster eigentlich ein Witz sind: schwarze Wildlederstiefeletten
mit Absätzen im Leoparden-Look. Andererseits sind hochhackige Schuhe ja ein bisschen wie Sex. Man muss selbst für Gelegenheiten sorgen, bei denen man sie tragen kann. Das erzähle ich jedenfalls Herbert, während ich mich beim Hinuntersteigen der steilen Stufen zur Metro an seinen Arm klammere.
Herbert trinkt Mojitos, ich Wein. Wir reden über die Ferien im kommenden Jahr, unsere Pläne für Weihnachten und darüber, ob es uns wohl noch gelingen wird, Kätzchen Elvis zu sozialisieren. Dann schneide ich das Thema Verführungen noch mal an.
»Meinst du, wir werden ohne sie zurechtkommen? Glaubst du, dass wir uns wirklich verändert haben?«
»Ja«, sagt Herbert. »Das glaube ich. Du etwa nicht?«
»Ich weiß nicht. Am Anfang wollte ich das Gefühl zurück, das ich hatte, als wir frisch verliebt waren und nicht voneinander lassen konnten. Ich wollte wieder Schmetterlinge im Bauch spüren. Jetzt weiß ich, dass das nicht passieren wird. Da kann man so viel Mühe und Planung investieren, wie man will. Aber ich bin sicher, dass es die Sache wert war.«
»So ist das Leben, Betty. Es läuft nicht wie in einem Kitschroman. Nichts passiert wie von Zauberhand.«
»Ja, natürlich. Aber ich möchte einfach wissen, dass in Zukunft nicht die ganze Anstrengung mir überlassen bleibt. Ich möchte mich darauf verlassen können, hin und wieder von dir verführt zu werden, ohne dass ich vorher darum bitten muss.«
Herbert zuckt mit den Achseln, und ich weiß, dass ich zu viel verlange. Ich möchte eben beides: Unsere Beziehung soll
praktisch und unabhängig sein und gleichzeitig romantisch und fürsorglich. Im Laufe der Jahre habe ich dafür gesorgt, dass es zwischen uns aufrichtig, gleichberechtigt und ausgewogen zugeht; aber manchmal sehnt sich ein Teil von mir danach, von der Liebe meines Mannes geradezu überwältigt zu werden, mit Rosen und großen Gesten. So was macht Herbert ratlos, und ich würde ihn auch gar nicht anders haben wollen. Liebe und Sex lassen sich letztlich doch auf dieselbe Essenz reduzieren: Nähe. Und die haben Herbert und ich in höchstem Maße. Dafür bin ich dankbar.
»Na«, meint Herbert, »wie wäre es, wenn ich jetzt mal zu dir rüberkommen und mich neben dich setzen würde, damit wir ein bisschen wie die Pariser knutschen können?«
Als wir spätabends, jeder in seinem Bett, kurz vor dem Einschlafen sind, sage ich: »Ich liebe dich.«
»Wie heißt ›Ich liebe dich‹ auf Französisch?«
»Je t’aime.«
»Also dann: Je t’aime vous.«
»Nein, nur ›je t’aime‹. Über das Vous wären wir sowieso schon längst hinaus.«
»Sag ich doch. Je t’aime vous.«
»Also gut, Herbert, je t’aime vous aussi. Nachtnacht.«
DANK
Z uallererst und vor allem gilt mein tiefempfundener Dank und Respekt Herbert, der seinen Körper so bereitwillig für ein Jahr sexueller Experimente zur Verfügung gestellt hat. Wie eh und je hat er mich mit seinem Vertrauen, seiner Unterstützung und Liebenswürdigkeit erstaunt. Er ist wirklich ein Mann fürs Leben.
Riesiger Dank gebührt auch den Menschen, die dieses Buch erst möglich gemacht haben: der Superagentin Felicity Blunt und dem Team bei Curtis Brown; Carly Cook, Rhea Halford, Helena Towers, Vicky Cowell und Jo Whitford bei Headline; Katie McGowan und Lucy Abrahams.
Und ohne die folgenden Personen hätte ich dieses Jahr bestimmt nicht überstanden: Andrea Gibb, Barbara Carrellas, meine Komplizin Peggy Riley, außerdem Beccy Shaw, Sarah Williams, Amy Barker, Marnie Summerfield-Smith, Rosa Ainley, Sue Jones, Tracey Falcon und Imogen Noble, die allesamt
mein obsessives Bedürfnis, über das Projekt zu reden, ausgehalten haben. Bedanken
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