52 Verfuehrungen - Ein Paar Holt Sich Die Lust Zurueck -
Betrachten von Pornos stellt sich schon eine leichte Erregung ein, aber eher reflexartig. Das Ganze spielt sich im Reptiliengehirn ab, dem Teil unseres Gehirns, der Sex erkennt und sagt: Ah ja, das kann ich auch. Ich konnte nur leider mein Gehirn aus dem späten 20. Jahrhundert nicht lange genug abschalten, um das Gesehene nicht zu analysieren. Ich frage mich, ob von einer Frau gedrehte Pornos eine andere Qualität hätten.
Eines genieße ich aber tatsächlich, nämlich dass Herbert zu mir herüberlangt und während des Films beginnt, meine Klitoris sanft zu streicheln. Langsam und beständig baut sich so ein wundervolles Erregungsniveau bei mir auf, das ich genieße, als wir danach miteinander schlafen. Herbert glaubt, das würde bedeuten, der Film hätte mich mehr angemacht als ich zugeben will.
Ich widerspreche ihm, bin aber bereit, meine Theorie auf die Probe zu stellen. Am nächsten Abend probieren wir das Gleiche nochmal, allerdings während wir die große TV-Debatte zur Parlamentswahl sehen.
Der Effekt ist absolut identisch. Dazu kommt noch, dass wir diesmal beide bereitwillig nach Erlösung aus der Langeweile suchen.
Es ist Sonntagnachmittag, und ich bereite in der Küche gerade einen Salat zu.
Herbert kommt frisch geduscht nach unten. Ich bohre meine Nase in seinen Hals und schnuppere ausgiebig. Ich liebe diesen Geruch hinter seinen Ohren, nach feuchtem Wald und gebuttertem Toast. Und ich spüre, welches Signal dieser Geruch in meiner Beckenregion auslöst: eine kleine, aber deutliche Explosion.
Ich wende mich von Herberts Hals ab und wieder dem Salat zu. Erst als ich höre, dass er die Küche verlässt, wird mir klar, was sich da gerade abgespielt hat. Es lag nicht daran, dass ich nicht an Sex gedacht hätte. Vielmehr habe ich den Gedanken schon beiseitegeschoben, bevor er mir bewusst werden konnte. Er lautete auch nicht: »Wir können jetzt nicht miteinander schlafen«, sondern »Wir schlafen jetzt nicht miteinander«. So etwas machen wir einfach nicht. Das ist bei uns nicht üblich.
Dabei hätte ich alles stehen und liegen lassen und Herbert die verdammte Treppe hinaufjagen sollen. Aber ich tue es nicht. Ist bei uns wohl auch nicht üblich. Selbst nach all den Monaten mit den Verführungen wäre es für uns beide immer noch schockierend, wenn ich so etwas tun würde.
Aber es bedeutet immerhin einen gewissen Fortschritt, diesen kleinen Gedanken überhaupt zu bemerken. Ich versage mir also nach wie vor meine eigenen Bedürfnisse.
Das bringt meine Gedanken noch mal zu unserer Verführung in dieser Woche zurück, dem gemeinsam angesehenen Porno. Hätte ich mir, unter welchen Umständen auch immer,
überhaupt erlaubt, Gefallen daran zu finden? Ich glaube nicht. Ich glaube, das wäre in meinen Augen einem Machtverlust gleichgekommen. Ich hätte das Gefühl gehabt, meine sexuellen Reaktionen nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Irgendwie scheine ich mich mit dieser Vorstellung nicht anfreunden zu können. Bevor ich mich meinen Trieben ergebe, bin ich doch lieber kopfgesteuert und zynisch.
Verführung Nr. 16
NICHT JUGENDFREI, TEIL ZWEI
I ch liege auf dem Sofa, und Herbert steht über mir. Langsam fahre ich mit meiner Zunge seinen Penis hinauf und hinunter, während er von einem Fuß auf den anderen springt und keucht: »Aah! Das ist einfach zu gut! Ich halt’s nicht aus! Das ist alles so empfindlich!«
Der Unterschied besteht, wie Herbert später schelmisch bemerkt, darin, dass diesmal ich den Porno ausgesucht habe. Lassen wir mal die Tatsache beiseite, dass ich gerne meinen Kopf durchsetze, dann hat er tatsächlich Recht. Mir war schon im Vorhinein klar, dass ich auf den von Herbert gewählten Film nicht ansprechen würde, selbst wenn das unterbewusst geschähe. Als es darum ging, selbst die Wahl zu treffen, musste ich erst einmal etwas finden, das mich anmachte.
Ich verwendete Stunden auf die Suche, meist mit einem schlechten Gefühl im Bauch, das mir sagte, ich würde nie etwas finden, das mich anmacht. Schließlich wurde mir klar,
dass ich meine Vorlieben schon spezifizieren musste, um den Porno ausfindig zu machen, den ich mir vorstellte. Als ich intensiver darüber nachdachte, war das auch gar nicht schwer. Meine Vorstellungen sahen folgendermaßen aus:
Es sollten Leute darin mitspielen, die ich ansehnlich finde, keine Idioten, bei deren Anblick man normalerweise die Straßenseite wechselt.
Es sollte um die Lust der Frau ebenso gehen wie um die des Mannes.
Ich habe kein Interesse daran, dass
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