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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wir“, stimmte der Kreishauptmann bei. „Gehen wir also!“
    „Vorher aber die Bemerkung, daß kein Mensch erfahren darf, was hier vorgegangen ist und was verhandelt wurde!“
    „Diese Bemerkung ist sehr überflüssig.“
    „Ich machte sie wegen Gökala. Diese darf am wenigsten eine Ahnung davon haben.“
    „Verlassen Sie sich auf uns! Wir sind verschwiegen wie geräucherte Sardinen. Nun aber fort von hier. Werden Sie den Weg finden?“
    „Ganz leicht.“
    „Iwan mag vorangehen, Sie in der Mitte und ich hinterher.“
    Die drei Männer setzten sich in Bewegung. Sie hatten sich jenseits der Treppe, Sam aber diesseits derselben befunden. Jetzt huschte er hin und streckte die Hand aus, aber nur so weit, wie die Mauer reichte, so daß die Röcke der sich Entfernenden seine Finger streifen mußten.
    Auf diese Weise fühlte Sam erst den Rittmeister, dann den Grafen und endlich auch den Kreishauptmann und stieg nun hinter dem letzteren leise mit empor. Da die drei stark auftraten, konnte man ihn nicht hören.
    Vorsichtig, außerordentlich vorsichtig langte er nach der Tasche, – und es glückte prächtig. Bereits auf der vierten Stufe hatte er den Inhalt der Tasche in seiner Hand. Nun fiel es ihm natürlich nicht ein, den Männern zu folgen, sondern er huschte zurück, wieder in den Keller hinab, und blieb dort unten an der Treppe lauschend stehen.
    Die drei Kumpane öffneten unterdessen oben die Tür und blieben dort ebenfalls stehen. Dann hörte Sam den Kreishauptmann sagen:
    „Das Volk da draußen habe ich ganz vergessen. Mache einmal die Tür ein wenig auf, Iwan, und schau nach, ob die Leute noch draußen sind.“
    Der Sohn folgte dieser Aufforderung und gab eine Antwort, die Sam nicht verstand.
    „Habe es mir gedacht“, meinte der Kreishauptmann. „Die gehen nicht eher fort, als bis sie Prügel bekommen. Was tun wir da?“
    „Was hat es denn eigentlich gegeben?“ fragte der Graf. „Wie sind Sie in die fatale Lage gekommen?“
    Der Kreishauptmann erzählte in kurzen Worten das Vorkommnis. Als er geendet hatte, sagte der Graf:
    „Das ist freilich ungeheuer geheimnisvoll. Der Kosak ist also fort?“
    „Natürlich. Er ist entkommen.“
    „Wie hieß er?“
    „Orjeltschasta.“
    Der Graf mochte nur gefragt haben, ohne eine besondere Absicht dabei zu hegen. Er interessierte sich für den jungen Mann, dem die Flucht auf eine so eigenartige Weise gelungen war. Als er aber diesen Namen hörte, ergriff er den Arm des Kreishauptmanns, zog ihn wieder auf die Kellertreppe zurück und sagte:
    „Orjeltschasta! Wissen Sie das gewiß?“
    „Ja.“
    „Sie irren sich wirklich nicht?“
    „Nein. Sein Name ist ein so seltener, daß man ihn sich leicht einprägt. Nicht wahr, Iwan, er heißt so?“
    „Ja“, antwortete der Rittmeister, der von der Haustür wieder herbeigekommen und zu ihnen getreten war.
    „Alle Teufel, Orjeltschasta! Das ist doch wohl eigentlich gar kein russischer Name. Ich kenne eine deutsche Familie, eine ganze verdammte Sippe, der ich Tod und Rache geschworen habe. Ihr Name ist Adlerhorst. Das heißt auf russisch Orjeltschasta. Ein Sohn dieser Familie nennt sich Georg, also Jurji Orjeltschasta. Sollte das dieser Kerl sein?“
    „Hm!“ brummte der Rittmeister. „Was war dieser Georg?“
    „Offizier.“
    „Das stimmt, das stimmt!“
    „Wieso?“
    „Als ich gestern mit ihm zusammengeriet, rühmte er sich, Offizier und Edelmann zu sein.“
    „Verflucht! Die Sache wird immer wahrscheinlicher. Seine Spur führte damals nach Rußland. Weshalb wurde er mit der Verbannung bestraft?“
    „In der Liste steht, wegen Aufwiegelung.“
    „Das hat nichts zu sagen. Er wird sich bei einem seiner Oberen mißliebig gemacht haben. Da sind die Herren gleich mit der Verbannung da. Also wann ist er desertiert?“
    „Heute nacht.“
    „Ah, wäre ich doch gestern schon gekommen! Ich hätte ihn erkannt.“
    „Kennen Sie ihn denn?“
    „Ich habe ihn noch niemals gesehen. Aber die Glieder dieser Familie haben eine solche Ähnlichkeit untereinander, daß man sich gar nicht irren kann. Haben Sie eine Ahnung, wo er ist?“
    „Nein.“
    „Aber Sie haben bereits Maßregeln zu seiner Ergreifung getroffen?“
    „Auch nicht.“
    „Donnerwetter! Warum nicht? Das ist doch Ihre Pflicht. Ergreifen Sie ihn, und finde ich, daß er der betreffende Georg Adlerhorst ist, so zahle ich Ihnen freiwillig eine Prämie von tausend Rubeln.“
    „Heiliger Bastian! Wirklich?“
    „Ja, ich halte Wort.“
    „Nun, so lasse ich alle

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