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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Papiere aus der Brusttasche und trat mit ihnen an das brennende Licht. Dann nahm er jedes einzelne und sagte, welches der Inhalt desselben sei, hielt aber dabei das Terzerol schußbereit.
    „Hier zum Beispiel ist Ihr Geburts- und auch Ihr Taufschein!“
    „Der meinige? Pah!“
    „Ich meine den Geburts- und Taufschein Saltikoffs. Hier die Legitimationen Ihrer Frau, einer geborenen Karanin, darunter der Trauschein. Hier der Geburts- und Taufschein von Iwan Saltikoff, Ihrem Sohn.“
    „Ist ja gar nicht mein Sohn! Ich heiße eben Rapnin.“
    „Diese Behauptung werden Sie nicht lange aufrechterhalten. Hier ist ein Dokument, in dem Sie amtlich bescheinigen, daß Sie eigentlich Saltikoff heißen.“
    „Das wäre wunderbar!“
    „So hören Sie!“
    Der Graf faltete das Papier auseinander und las:
    „Bekenntnis:
    Auf Verlangen des Herrn Grafen Alexei von Polikeff bescheinige und gestehe ich der Wahrheit gemäß, daß ich eigentlich jener Wassilij Saltikoff bin, der zur lebenslänglichen Deportation und Zobeljagd verurteilt worden ist. Meine auf den Namen Rapnin lautenden Legitimationen sind gefälscht.
    Parankow, den 11. Oktober 18‥
Wassilij Rapnin.
Kreishauptmann.“
    Dann legte er das Papier wieder zusammen, steckte es mit den übrigen in die Brusttasche zurück und fragte in triumphierendem Ton:
    „Sind Sie nun zufriedengestellt?“
    „Ja“, lachte der Kreishauptmann.
    „Sie geben also zu, daß Sie sich ganz in meiner Hand befinden?“
    „Das fällt mir nicht im Traume ein.“
    „Ich brauche nur diese Papiere bei der Behörde zu deponieren!“
    „Sie würden sofort erfahren, wie ungeheuer Sie sich irren. Mit diesen Schreibereien haben Sie nicht die geringste Macht über mich.“
    „Das ist lächerlich.“
    „Ich kann es Ihnen beweisen.“
    „Beweisen Sie es!“
    „Schön! Wer hat das Bekenntnis, das Sie soeben vorgelesen haben, geschrieben und auch untersiegelt?“
    „Sie selbst.“
    „Wer hat es entworfen, ich meine, dem Wortlaute nach?“
    „Sie!“
    „Ja. Sie hätten auch eine große Dummheit begangen, wenn Sie es entworfen hätten. Aber ebenso dumm waren Sie, daß Sie sich mit diesem Wortlaut einverstanden erklärten.“
    „Ich möchte doch wissen, worin die Dummheit zu suchen sei.“
    „In den Anfangsworten. Sie lauten: ‚Auf Verlangen des Herrn Grafen Alexei von Polikeff‘. Diesen Anfang habe ich sehr mit Berechnung niedergeschrieben. Wenn ich ‚auf Ihr Verlangen‘ meine Sünde bekenne, so müssen Sie doch von derselben gewußt haben und auch heute noch wissen. Sie sind also der Mitschuldige von mir.“
    Der Graf machte ein undefinierbares Gesicht.
    „Donnerwetter!“ fluchte er.
    „Ja“, lachte der andere. „Sie sind überlistet. Sehen Sie das ein?“
    „Den Teufel sehe ich ein!“
    „Übrigens habe ich meine Handschrift verstellt.“
    „Das schadet nichts. Ich beschwöre, daß Sie es geschrieben haben.“
    „Damit beschwören Sie Ihre eigene Mitschuld. Und nun komme ich, nachdem Sie vorhin mit so viel Selbstbewußtsein mir meine Armseligkeit vorgeworfen haben. Ich kann Ihnen alle Ihre Trümpfe überstechen.“
    „Das bilden Sie sich wirklich ein?“
    „Ja. Ich bilde es mir nicht nur ein, sondern es ist eine unumstößliche Gewißheit. Warum haben Sie mir die auf Rapnin lautenden Papiere verschafft?“
    „Aus Mitleid, um Sie zu retten.“
    „Ja, Sie sind eine grundgütige, mitleidige Seele! Ihre Barmherzigkeit ist geradezu unendlich. Ist Ihnen nicht vielleicht ein kleines, indisches Ländchen namens Nubrida bekannt?“
    „Das geht Sie nichts an!“
    „Vielleicht doch. Der Fürst dieses Landes hieß Banda. Er wurde von Ihnen über die Grenze gelockt und für mich ausgegeben, für Wassilij Saltikoff. Sie wollten seine Tochter haben, und darum mußte der Alte an meiner Stelle in die Wälder, um den Zobel zu jagen. Wenn es aber Saltikoff sein sollte, so mußte Saltikoff einen anderen Namen erhalten. Darum brachten Sie mir die auf Rapnin lautenden Papiere. Sie haben nur Ihre Pläne verfolgt, aber keineswegs aus Mitleid gehandelt.“
    „Oh, doch. Ich hätte den Maharadscha ja für einen jeden anderen Verbrecher ausgeben können. Ich wählte gerade Sie, weil ich mich für Sie interessierte.“
    „Nun, so wünsche ich, daß Sie sich nicht mehr für mich interessieren. Es würde jedenfalls für beide Teile empfehlenswert sein, wenn Sie so täten, als hätten wir einander niemals gekannt.“
    „Ich würde darauf eingehen, wenn es mir möglich wäre.“
    „Warum sollte es nicht

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