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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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man brüllendes Hundegeheul, noch lauteren Jammer von Mutter und Sohn, bis schließlich Steinbach mit seiner mächtigen, durchdringenden Stimme fragte:
    „Wurde jemand gebissen?“
    „Ich nicht“, antwortete Juanito.
    „Ich auch nicht“, fügte seine Mutter bei.
    „So schreit doch auch nicht so, als ob ihr skalpiert werden solltet.“
    „Aber mein Söhnchen, mein Kleiner!“ antwortete die Frau.
    „Seht nach ihm!“
    Sofort eilte die Mutter hin, untersuchte den Irren und rief erfreut:
    „Die Heiligen haben ihn beschützt. Ich werde noch heute dem Patron dieses Tages eine neue Kerze anzünden.“
    „Ja, die Heiligen haben Wolf und Hunde erschossen“, meinte Günther ironisch.
    „Erschossen?“ fragte Juanito. „Ist der Wolf tot?“
    „Natürlich! Sonst hätte er euch ja zerfetzt. Seht her! Da liegt er.“
    Der Pulverdampf begann, sich zu verziehen, und nun konnte man das Tier sehen. Es lag, mitten durch den Kopf getroffen, am Boden. Die Zunge hing ihm weit aus dem Rachen. Die Zähne schimmerten gelb aus dem blutigen Schaum, und ein penetranter Geruch ging von der scheußlichen Bestie aus.
    „Tot! Wahrhaftig tot!“ bestätigte die Frau, indem sie sich furchtsam zu dem Tier niederbeugte.
    „Und die Hunde auch“, fügte Juanito hinzu. „Das ist schade, jammerschade!“
    „Warum schade?“ fragte Steinbach.
    „Weil es so prächtige Tiere sind, und weil sie nicht uns oder Euch gehören. Ihr werdet den Besitzern ganz gewiß Schadenersatz leisten müssen, Señor.“
    „Das werde ich auf keinen Fall tun.“
    „Man wird Euch zwingen. Es läßt sich niemand einen so wertvollen Hund ungestraft niederschießen.“
    „Auch nicht, wenn der Hund von einem tollen Wolf gebissen worden ist und in das Zimmer fremder Leute eindringt?“
    „Hm!“
    „Diese Hunde waren gebissen worden. Hier sind die Wunden. Sie befanden sich in grimmigster Wut. Sie drangen hier ein. Es lag die Gefahr nahe, von ihnen gebissen zu werden. Ein Biß von ihnen aber war so gefährlich wie von dem Wolf selbst. Ich schoß sie nieder, um Euch und uns alle zu retten. Ihr seid mir Dank schuldig, anstatt mir Vorwürfe zu machen.“
    „Das ist wahr“, sagte die Frau. „Ihr habt uns nicht nur das Leben gerettet, sondern Ihr habt uns alle vor einem fürchterlichen Tod bewahrt, vor dem entsetzlichsten, den es nur geben kann. Wir vermögen gar nicht, Euch den Dank abzutragen, den wir Euch schuldig sind, Señor. Das mußt du doch wohl auch einsehen, Juanito.“
    „Freilich“, gestand der junge Mann, indem er Steinbach die Hand entgegenstreckte. „Nehmt meinen Dank, Señor! Kann ich etwas für Euch tun, so bin ich mit Freuden bereit dazu. Ihr habt eine große Geistesgegenwart und eine außerordentliche Schußfertigkeit an den Tag gelegt. Wie war es nur möglich, drei Schüsse abzugeben, ohne zu laden?“
    „Meine Büchse ist ein Magazingewehr. Das ist die ganze Erklärung. Aber seht, welche Menschenmenge sich draußen angesammelt hat. Wollen wir die Leute hereinlassen? Ah, sie kommen schon!“
    Erst vorsichtig, dann aber unverzagter traten die Leute in das Haus und in das Zimmer, das sich bald so füllte, daß kein einziger mehr Platz finden konnte. Als sie den Hergang erfuhren, wurde Steinbachs schnelles Handeln allseitig anerkannt und bewundert. Selbst die Eigentümer der beiden Hunde, als sie sich eingefunden und die Bißwunden ihrer Tiere gesehen und untersucht hatten, gaben zu, daß sie kein Recht hatten, einen Schadenersatz zu fordern. Er hatte im Gegenteil vielleicht auch sie vor einem schlimmen Schicksal behütet.
    Der Fall wurde noch des längeren und breiteren besprochen, und dann schaffte man die erlegten Tiere fort, um sie einzuscharren. Die Menge verzog sich nach und nach.
    Nun war die Wirtin mit ihren beiden Söhnen und den zwei Gästen wieder allein.
    Juanito hatte sich eine Schnapsflasche genommen und sich mit derselben an den Tisch gesetzt. Erst jetzt konnte Steinbach ihn genau betrachten. Er war noch nicht dreißig Jahre alt. Sein Gesicht hatte ein eigentümliches graugelbes Aussehen. Eins seiner Augen schielte. Dieser Umstand in Verbindung mit dem breiten, lippenlosen Mund und den sehr hervorstehenden Backenknochen wirkte abstoßend. Es war eine Physiognomie, zu der man nicht leicht Vertrauen fassen konnte.
    Er hatte seinen Dank mit einem Händedruck und den bereits erwähnten Worten abgetragen und verhielt sich im übrigen kalt. Daß seine Mutter und sein Bruder sich in Gefahr befunden hatten, erwähnte er gar nicht. Er

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