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2581 - Wunder in Gefahr

2581 - Wunder in Gefahr

Titel: 2581 - Wunder in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Was sind unsere Erinnerungen anderes als blasse, abgeschmackte, hoffnungslos

unterkühlte Träume?
    Genistos Befurisfagis
     
    Prolog:
    Qual der Auswahl
     
    Er zog sich um, wieder und wieder.
    Die Hüllen, die Agrester zur Verfügung standen, waren ebenso zahlreich wie unterschiedlich,

nicht nur in Farb- und Formgebung, sondern auch in Größe und Verwendungszweck. Aber alle saßen

wie angegossen. Schließlich hatte man sie millimetergenau auf ihn zugeschnitten.
    Gleichwohl konnte Agrester sich nicht entscheiden, welches Kleidungsstück er wählen sollte.

Fahrig schlüpfte er von einem ins andere, mit keinem zufrieden, und wenn er ans Ende der Reihe

kam, fing er von vorne wieder an.
    Agrester ärgerte sich.
    Er wusste schon, warum er seinen Dienst am liebsten in Uniform versah. In Uniform war man

stets korrekt gekleidet.
    War er deshalb zur Flotte gegangen?
    Wenn er sich recht erinnerte, hatte er sich nie für Mode interessiert. Schon von klein auf

hatte er es gehasst, dass verschiedene Anlässe verschiedene Kleidung erforderten. Und oft genug

danebengegriffen.
    Dann hatten ihn die Mädchen ausgelacht. Dumme, unreife Gören, aber weh tat es doch.
    Die anderen Burschen hatten ihn verspottet, und seine Eltern ...
    Welche Eltern?
    Welche Uniform?
    Es war keine dabei. Wie kam er überhaupt auf so was?
    Kein Zweifel, mit ihm stimmte einiges nicht. Diese Unentschlossenheit, ja geistige Trägheit

vertrug sich kaum mit seiner Position. Schon gar nicht in einer Notlage!
    Agrester sollte, musste dringend etwas unternehmen. Stattdessen zog er sich um, wieder

und wieder, und wurde immer verzweifelter dabei.
    Seine Gedanken flossen zäh, unklar, ineinander verstrickt, vermischt zu Brei. Er fühlte sich

schrecklich; als sei er nicht mehr er selbst, sondern im Begriff, sich zu verwandeln.
    Etwas rumorte in ihm, drängte heraus, drohte gewaltsam, unaufhaltsam hervorzubrechen. Er hatte

Angst, davon überwältigt und verschlungen zu werden.
    Noch größere Angst hatte Agrester, seine Pflichten zu vernachlässigen. Ausgerechnet er

gefährdete, was er beschützen sollte!
    Schon einmal hatte er versagt. Der Schock saß tief. Fogudare war ermordet worden - und er,

Agrester, hatte es nicht verhindern können!
    Die Bilder der Aufzeichnungen hatten sich in ihm eingebrannt: Sie zeigten die letzten

Augenblicke im Leben seines Meisters. Blitze, die aus dem Inneren des Riesenleibes schlugen, sich

verästelten und ein Netz um Fogudare woben.
    Bis sie seinen Körper einfassten in einem Gewebe aus grellem, selbst die Optiken blendenden

Licht, und dann ...
    ... war Fogudare nicht mehr. Auch nichts mehr zu sehen vom Wasser, in dem der Anthurianer

geschwommen war, nichts übrig von der Psi-Materie und der Schutzschirmblase; nur ein dunkler

Höhlenraum, wie eine kahle, kauterisierte Wunde.
    Ihn traf keine Schuld außer jener, nicht vor Ort gewesen zu sein. Zu spät, viel zu spät hatte

er das Bewusstsein wiedererlangt.
    In Wahrheit rang er nach wie vor darum, voll zu sich zu kommen. Ungekannte Apathie lag über

ihm wie eine nasse schwere Decke, die ihn hinunterzog, ihn zurücklockte in die Dunkelheit des

Vergessens.
    Er wehrte sich wacker. Immerhin blieb er bei Sinnen. Allerdings schaffte er es kaum, sich

länger als ein, zwei Atemzüge zu konzentrieren.
    Außerdem fror ihn. Er brauchte Kleidung, richtige Kleidung. Eine Uniform.
    Vielleicht war es ja der Schock, der ihn lähmte. Fogudare tot!
    Welch ein Verlust - der schwerer wog, da Fogudare offenbar der Letzte seiner Art gewesen war;

zumindest im Wunder von Anthuresta.
    Nun lag es an Agrester, die Untat zu sühnen und darüber hinaus Sicherheit und Ordnung

wiederherzustellen. Er musste die mörderischen Eindringlinge dingfest machen. Und die

Hintergründe des Verbrechens lückenlos aufklären. Und TALIN ANTHURESTA vor größerem Unheil

bewahren.
    Und. Und.
    Und ... scheiterte doch bereits daran, sich eine passende Verkleidung auszusuchen. Zog sich,

unfähig, die Herrschaft über seine Körper zu erlangen, um und um und um, während die Zeit

verstrich.
    Agrester schrie. Er brüllte vor Pein, ohne dass der leiseste Ton erklungen wäre.
     

1.
    Tief, tief im Stern
     
    »Ich war in der Maschinenstadt«, sagte Mondra Diamond stockend, mit flacher Stimme. »In der

anderen. Oder einer der anderen. Auf Wanderer, glaube ich.«
    Ihre Hand zitterte, als sie nach dem Multifunktions-Armband tastete. »Wie spät ... Welches

Datum haben

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