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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bei dem Pferd und sagte, dasselbe an den Hals klopfend:
    „Mein weißer Bruder hat ein gutes Tier.“
    „Ja. Es ist vortrefflich.“
    „Hast du es gekauft?“
    „Nein. Ich erhielt es geschenkt.“
    „So bist du ein sehr großer Krieger.“
    „Warum vermutest du das?“
    „Sonst hättest du es nicht geschenkt erhalten. Ich habe dieses Pferd als Füllen gesehen. Es gehörte der ‚Starken Hand‘, dem großen Häuptling der Apachen.“
    „Ja, von ihm habe ich es.“
    „Du mußt ihm große Dienste geleistet haben, und darum sage ich, daß du ein großer Krieger bist. Einem anderen würde der Häuptling sein Pferd nicht schenken. Wo hast du ihn zuletzt gesehen?“
    „Am Wasser des Colorado.“
    „Wann?“
    „Gestern.“
    „Und wann wirst du ihn wiedersehen?“
    „Vielleicht morgen schon.“
    „Und wo?“
    „Hier. Er kommt mit vielen Kriegern der Apachen hierher, um dich zu rächen.“
    „Uff!“ sagte der Indianer erstaunt und erfreut.
    „Ich reite jetzt zu ihm.“
    „Mein weißer Bruder hat noch ein Pferd. Ich reite mit.“
    Das sagte er in einem so bestimmten Ton, als ob ein Einspruch gar nicht möglich sei. Steinbach antwortete:
    „Du scherzt. Wie kannst du mit mir reiten? Die Qualen, die du ausgestanden hast, haben deine Kräfte zerstört. Du mußt dich erst erholen.“
    „Seit ich dieses Pferd gesehen habe und an den großen Häuptling erinnert worden bin, habe ich meine Kräfte wiedererlangt.“
    „Das ist eine Täuschung. Selbst wenn du gesund wärst, dürfte ich dich nicht mitnehmen. Ich reite jetzt als Kundschafter fort; da muß ich allein sein und kann keinen zweiten gebrauchen.“
    „So will ich gehorchen und hierbleiben. Aber sage mir, von wo aus die Krieger der Apachen ihren Ritt begonnen haben.“
    „Vom Silbersee aus.“
    „Und du warst auch dort?“
    „Ja, ich war der Gast der ‚Taube des Urwalds‘.“
    „So hat der große Häuptling dich sehr lieb. Mit einem Fremden geht er nicht nach dem Silbersee. Hast du dort einen jungen Krieger gesehen, der sich der ‚Flinke Hirsch‘ nennt?“
    „Ja, ich habe mit ihm gesprochen. Er ist noch sehr jung, aber er hat das Herz eines bewährten Mannes. Er hat mir bewiesen, daß er klug und sehr tapfer ist.“
    „Er ist mein Bruder, der Sohn meines Vaters.“
    „Dein leiblicher Bruder?“
    „Ja, er ist fünf Frühlinge jünger als ich.“
    „So bist du auch ein Verwandter der ‚Starken Hand‘?“
    „Die ‚Starke Hand‘ ist mein Oheim, der Bruder meines Vaters, der bereits in den ewigen Jagdgründen weilt.“
    „So freut es mich, dich hier getroffen zu haben. Wie aber ist es denn gekommen, daß du dich als Gefangener hier befunden hast?“
    „Ein Maricopa hatte mich beleidigt, und ich ritt aus, um ihm den Skalp zu nehmen. Die Maricopas waren Freunde des Mannes, der sich Roulin nennt und Besitzer dieses Bergwerks ist. Der, den ich suchte, befand sich hier bei ihm im Todestal. Ich ging hierher und schlich mich um das Haus. Man hatte Senkgruben bereitet, um Präriewölfe zu fangen. Diese Gruben sind oben so zugedeckt, daß man sie nicht sehen kann. Ich trat auf die dünne Decke und stürzte hinab. Unten waren spitze Pfähle eingeschlagen. Ich fiel in dieselben und stach mir einen durch den Schenkel. Da lag ich einige Tage, bis man mich entdeckte. Das Wundfieber war gekommen. Mein Geist war infolgedessen abwesend, darum konnte man mich ohne Gegenwehr gefangennehmen. Hätte ich nicht das Fieber gehabt, so hätte ich mich gewehrt und die Feinde getötet, bevor ich an meiner Wunde gestorben wäre. Man schaffte mich in das Bergwerk. Die große Wunde heilte, ich aber war gefangen. Jetzt hast du mich befreit, und ich werde mich rächen.“
    „So wissen die Deinen gar nicht, wo du dich befindest?“
    „Sie wissen gar nichts. Der rote Krieger geht sehr oft zur Rache, ohne einem Menschen davon zu sagen. Hätten die Krieger der Apachen gewußt, wo ich mich befinde, so wären sie gekommen, mich zu befreien. Sie glauben schon längst an meinen Tod.“
    „Desto mehr werden sie sich freuen, dich wiederzusehen.“
    „Du reitest jetzt zu dem Häuptling?“
    „Ja.“
    „So sage der ‚Starken Hand‘, daß der ‚Schnelle Wind‘ noch lebt und sich heute den Skalp seines Peinigers geholt hat.“
    Steinbach nahm nun sein Tier am Zügel und führte es zum Tor hinaus, das hinter ihm verschlossen wurde. Draußen stieg er auf und ritt in östlicher Richtung davon. – – –
    Die Papago-Indianer hatten vom Colorado aus die westliche Richtung

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