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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hohngelächter erscholl.
    „Donnerwetter! Was ist das?“ rief der Agent.
    „Ein Scherz jedenfalls“, antwortete der Derwisch. „Aber ein sehr dummer. Macht auf!“
    Auf diese Aufforderung wurde jedoch nicht die Tür, sondern die darin befindliche Klappe geöffnet, und in derselben erschien das Gesicht des Paschas, vom Licht der Laterne deutlich beleuchtet.
    „Was schreien Sie denn so, meine Herren?“ fragte er. „Befinden Sie sich nicht ganz wohl da drinnen?“
    „Ach was! Lassen wir den Spaß! Machen Sie auf. Wir sind nicht hier herabgekommen, um unnötigen Scherz zu treiben, sondern um die Rufe zu hören.“
    „Die werden wir sogleich drinnen bei euch hören.“
    „Pah! Wir werden doch nicht etwa um Hilfe rufen!“
    „Wer denn sonst?“
    „Wir? Ach! Wo befinden wir uns denn?“ fragte jetzt der Agent, dem ganz unheimlich wurde.
    „Ahnen Sie das nicht?“ fragte der Pascha.
    „Nun, neben der Brunnenstube.“
    „Da irren Sie sich, mein Bester. Sie befinden sich in ihr selbst. Überzeugen Sie sich.“
    Damit hielt er die Laterne an die Luke, so daß das Licht derselben hineinschien. Die beiden dem Tod Geweihten stießen einen Schrei des Entsetzens aus.
    „Hören Sie die Schreie?“ fragte der Pascha lachend. „Jetzt werden Sie nicht mehr daran zweifeln, daß zwei noch leben, die auch da hinab müssen.“
    „Um Gottes willen, das ist doch nicht etwa Ihr Ernst?“ rief der Agent.
    „Mein völliger Ernst.“
    „Nein, nein! Es ist ein Spaß, aber ein sehr schlechter, den ihr mit uns treibt.“
    „Fällt uns gar nicht ein. Ihr seid zwei Zeugen meiner Taten, die ich verschwinden lassen muß. Wie die Tat, so der Lohn. Ihr habt diese Opfer hinabstürzen lassen und werdet ihnen folgen.“
    „Pascha! Mensch! Sind Sie des Teufels?“
    „Nein, sondern Sie werden in wenigen Augenblicken des Teufels sein.“
    Erst jetzt erkannte der Agent deutlich, daß von Scherz keine Rede sei, daß man ihn und den Derwisch im Gegenteil dem sicheren Tod geweiht habe. Er begann zu heulen und um Erbarmen zu wimmern. Da aber ergriff ihn der Derwisch am Arm und schleuderte ihn zur Seite.
    „Feigling!“ rief er ihm zu. „Was jammerst du! Dieser Mensch da draußen hört nicht auf unsere Bitten. Aber noch hat er uns nicht sicher. Paß einmal auf!“
    Mit diesen Worten holte er aus und rannte mit solcher Gewalt gegen die Tür, daß nicht nur die, sondern sogar die Mauer zu beben schien. Das tat er einige Male, doch vergeblich. Er vermochte nicht, die Tür aus ihren Angeln zu bringen.
    Da schob der Pascha sein Gesicht wieder vor die Luke und lachte hinein:
    „Ah, der Wolf rennt gegen die Tür des Käfigs! Aber er kann nicht hinaus. Kerl, du warst mir längst schon im Weg, und ich danke Allah, daß er dich endlich in meine Hände gegeben hat. Du wärst ja doch früher oder später zum Verräter an mir geworden. So aber werde ich dich los, und du erleidest zugleich die Strafe für alle deine Missetaten!“
    Der Derwisch zitterte noch vor Aufregung und wohl ebenso vor Angst und Wut. Sein Blick war stier nach der Luke gerichtet. Dort lag die einzige Möglichkeit der Rettung.
    „Was meinst du?“ rief er. „Was bildest du dir ein? Allah hätte mich in deine Hand gegeben? Nein! Du befindest dich ganz im Gegenteil in meiner Gewalt. Das will ich dir beweisen.“
    Ein Griff durch die Luke, und er hatte den Pascha mit beiden Händen an der Gurgel. Er drückte dieselbe mit solcher Gewalt zusammen, daß dem Pascha der Atem verging. Sein Gesicht wurde blau, und seine Augen traten weit aus ihren Höhlen.
    „Hilfe! Hilfe!“ ächzte er mit dem Verlust des letzten Luftrestes seiner Lunge.
    „Der Teufel soll dir helfen!“ schrie der Derwisch. „Nicht ich sterbe, sondern du selbst sollst zur Hölle fahren. Ich halte mich noch an deiner Leiche so fest, daß ich nicht in die Tiefe stürzen kann!“
    Der Derwisch hielt wie ein Panther sein Opfer fest. Der Kastellan griff nun zwar zu, aber es gelang ihm nicht, die zusammengekrallten Finger von dem Hals des Paschas zu lösen. Da zog er sein Taschenmesser, öffnete es und stach damit dem Wütenden in die Hände, so daß dieser den Pascha fahren lassen mußte.
    Ibrahim war der Besinnungslosigkeit bereits sehr nahe gewesen. Er sank, sobald er aus der tödlichen Umkrallung befreit war, zu Boden nieder. Sein Grimm aber war doch noch größer als seine Schwäche. Obgleich er an allen Gliedern zitterte und kaum einen verständlichen Laut auszustoßen vermochte, rief er doch mit heiserer

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