Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
rächen.“
    „Mädchen, du hast recht, vollständig recht“, entgegnete der Pascha nach einigem Überlegen betroffen. „Aber es gibt ja ein einfaches, sehr einfaches Mittel, diesen Menschen und auch den Derwisch für immer unschädlich zu machen. Wie wäre es, wenn sie vorhin mit den anderen in die Tiefe gestürzt wären?“
    „Da wären sie allerdings vollständig unschädlich für uns.“
    „Freilich! Schade, daß wir beide, du und ich, uns nicht früher ausgesprochen haben.“
    Sie blickte sinnend und ohne zu antworten zu Boden.
    „Oder widerspricht dir dieser Gedanke?“
    „Nein, gar nicht. Sind so viele Leute, die doch gute und brave Menschen waren, zugrunde gegangen, so kann es mein Gewissen gar nicht beschweren, wenn zwei solche Bösewichter, die den Tod verdient haben, ihnen folgen müssen.“
    „Nun, dann ist es vielleicht möglich, das Versäumte nachzuholen?“
    „Möglich ist es vielleicht, jedenfalls aber sehr schwierig.“
    „Es kommt ganz darauf an, daß der Oheim sein möglichstes tut, die beiden Menschen wieder in die Brunnenstube zu locken.“
    „Nun, so biete ihm alles, was er will und wünscht.“
    „Er wird wünschen, bei mir bleiben zu dürfen.“
    „Das kann er ja. Wenn du erst mein Weibchen bist, soll er als dein Verwandter hochgehalten werden!“
    „Das werde ich ihm sagen, und ich hoffe, daß er auf unsere Absichten eingehen wird. Jetzt aber wollen wir uns sputen, wir sind zu weit weggegangen, und die anderen sind bereits oben.“
    Oben angekommen, lockte nun Lina den Kastellan unter einem Vorwande wieder heran und teilte ihm den Wunsch des Paschas mit. Selbstverständlich ging derselbe scheinbar auf denselben ein. Es dauerte eine kleine Weile, ehe Lina allein wiederkam. Ihr Gesicht hatte den Ausdruck des Schrecks angenommen.
    „Was ist? Was ist geschehen?“ fragte der Pascha ängstlich.
    „Oh, Steinbach und die anderen sind nicht tot! Sie leben!“ antwortete Lina ängstlich. „Wir haben es deutlich gehört. Man vernimmt ihre Stimmen. Sie rufen um Hilfe; Sie sollen kommen, meine Herren.“
    „Gut, wir kommen. Gehen wir.“
    Die drei sprangen auf und folgten dem Mädchen. Unten an der Tür angekommen, tat Lina zur Seite, ließ den Derwisch und Schubert vorantreten und folgte langsam mit dem Pascha. Dieser benutzte die Gelegenheit zu der leisen Frage:
    „Nun, wie steht es?“
    „Gut. Der Onkel will sie in das Brunnenzimmer hinablocken.“
    „Vortrefflich! Aber werden sie dort auch eintreten wollen?“
    „Gewiß. Er führt uns durch einen Gang, den wir noch gar nicht kennen. Das macht sie so irre, daß sie es sicher nicht bemerken werden, wo sie sich befinden.“
    „Ah, ein schlauer Kerl, dieser Kastellan. Aber still! Sie hören es sonst.“
    Sie gelangten nun, von Lina geführt, in einen Keller, wo der Kastellan eben damit beschäftigt war, einen Haufen Kartoffeln beiseite zu räumen.
    „Haben Sie es von Lina gehört?“ fragte er den Pascha.
    „Ja. Eilen wir“, antwortete dieser. „Es muß jemand von den Leuten noch leben. Wir müssen natürlich erfahren, wer es ist.“
    Jetzt wurde eine kleine Falltür da, wo die Kartoffeln gelegen hatten, sichtbar. Der Kastellan nahm nun die Laterne zur Hand, öffnete die Tür und stieg eine kurze Treppe hinab. Als nun der Pascha ihm folgen wollte, ergriff Lina ihn heimlich beim Arm und flüsterte ihm zu:
    „Laß ihn stets mit den beiden anderen voran, sonst gelingt es nicht.“
    Infolgedessen trat der Pascha zurück und ließ den Derwisch und den Agenten voransteigen, bevor er mit Lina folgte.
    Wie bereits erwähnt, hatte der Kastellan vorher beide Türen der Brunnenstube offen gelassen. Er mußte die beiden Genannten ja in dem Glauben erhalten, daß sie sich noch nicht an dem gefährlichen Ort befanden. Darum setzte er die Laterne zu Boden und schritt, die vor ihm liegende Tür aufziehend, allein weiter, in die Brunnenstube hinein, schloß die gegenüberliegende zu und kehrte dann zurück.
    „Ja“, sagte er, „man hört es da drinnen ganz deutlich. Es ruft jemand um Hilfe.“
    „Wo befinden wir uns denn?“ fragte der Agent.
    „Die Stube vor uns liegt neben dem Brunnen, ohne mit ihm verbunden zu sein“, erklärte der Alte. „Trotzdem hört man ganz deutlich rufen.“
    „Das muß ich hören“, sagte der Derwisch.
    „Ich auch“, stimmte der Agent bei.
    Beide traten jetzt ein, um zu lauschen, und hörten auch etwas: nämlich daß hinter ihnen die Tür in das Schloß geworfen wurde und draußen ein lautes

Weitere Kostenlose Bücher