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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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persönliche Feinde. Wurde er erwischt, so galt es jedenfalls einen Kampf auf Leben und Tod. An Gnade und Erbarmen war auf keinen Fall zu denken.
    Er befand sich jetzt im Garten, aber es war so dunkel, daß er sich forttasten mußte. Da anzunehmen war, daß sich die Hausfront parallel mit der Gartenmauer ziehe, so ging er im rechten Winkel von der letzteren aus gerade vorwärts und gelangte auch bald in den Hofraum, wo er die Veranda fand, von welcher der eine gesprochen hatte.
    „Also hier sind sie emporgeklettert“, dachte er. „Trägt sie diese beiden, so trägt sie jedenfalls auch mich. Ich werde es auf alle Fälle versuchen.“
    Er fühlte die Querlatten. Es ließ sich an ihnen wie an einer Leiter emporsteigen. Als er oben anlangte, untersuchte er die Decke der Veranda, ob sie ihn auch halten werde. Sie war stark genug dazu. Er trat auf sie und richtete sich empor. Er stand vor einem Fenster, das zwar von innen verschlossen, jedenfalls aber dasselbe war, durch welches jene eingestiegen waren.
    Ein Blick überzeugte ihn, daß dasselbe zu einem jetzt unerleuchteten Raum führe. Von diesem aber ging eine Tür, welche fast ganz geöffnet war, in ein Nebenzimmer, in welchem eine große Lampe eine hinreichende Helligkeit verbreitete, um alles erkennen zu können. Zwei Männer gingen darin auf und ab. So oft sie an der geöffneten Tür vorübergingen, konnte er sie sehen.
    „Ah; der Kapitän und dieser Baron Reillac! Ich habe es mir gleich gedacht.“
    So sagte Königsau zu sich, indem er diese beiden betrachtete.
    Sie mußten ein sehr erregtes Gespräch führen, wie aus ihren Mienen und den lebhaften Gestikulationen zu ersehen war. Leider konnte der Lauschende nicht alles hören; nur einige abgerissene Brocken wurden ihm verständlich.
    „Das, ja, das ist das Beste!“ hörte er den Kapitän sagen.
    „… komme ich unblutig in ihren Besitz“, meinte darauf der Baron. „Ob ich dann aber auch das gleiche zahle, das …“
    „Das versteht sich ja ganz von selbst, denn wenn ich es nicht zugebe, so wird aus diesem Plan nicht das …“
    „Na, so mag es sein. Ich denke … soll es mir auf die versprochene Summe nicht ankommen … Sie ja mein Schwager werden, und da darf man als anständiger Mann nicht …“
    Diese auseinandergerissenen Sätze waren von dem Baron zu hören. Der Kapitän antwortete darauf:
    „Wenn es gelingt, so … man vergeblich suchen wird. Besonders dieser verdammte Königsau … der mir …“
    „Die Hauptsache ist“, fuhr der Baron fort, „ob wir bereits … welche Uhr er stets zu kommen pflegt … muß es schon geschehen sein … sonst ist es jedenfalls zu spät.“
    „Ich werde morgen genaue Erkundigungen einziehen“, meinte der Kapitän, „und Ihnen beizeiten … Widerstand leisten wird.“
    „Ich werde ihn zu brechen wissen, da ich dabei auf Ihre Hilfe rechnen darf“, sagte der Baron. „Jedenfalls steht zu erwarten … ihre Ehre retten, so bleibt nichts anderes übrig als … darauf rechne ich!“
    Bei diesen letzten Worten schob er die Tür zu. Nun wurde es finster, und Königsau konnte kein einziges Wort mehr vernehmen. Er wartete noch eine längere Weile, doch vergebens, und so beschloß er, seinen Rückweg anzutreten.
    Dieser gelang ihm vollständig, denn da das Gartenhaus höher lag, als das Gäßchen draußen, so war von innen aus die Mauer leichter zu erklettern, als von draußen herein. Jetzt war es aber Hauptsache, sich das Gäßchen genau zu merken; dies konnte unter Umständen von größtem Vorteil sein.
    Er schritt es mehrmals auf und ab, ebenso die anliegenden Straßenteile und war endlich sicher, es am Tag sehr leicht auffinden zu können. Nun kehrte er nach Hause zurück.
    Auf dem Heimweg dachte er über das nach, was er gehört hatte. Er entnahm daraus, daß ein neuer Anschlag gegen ihn und Margot verabredet worden war, doch ließ sich nicht denken und erraten, worin derselbe bestehe. Es war die Rede davon gewesen, daß der Kapitän morgen Erkundigungen einziehen wolle, daß Margots Ehre zu retten sei, daß ihr Widerstand besiegt werden solle. Aus alledem ließ sich doch nichts Bestimmtes folgern. Nur das schien festzustehen, daß der neue Anschlag recht bald ausgeführt werden solle.
    Königsau gelangte bald auf seine Straße und an das Palais des Marschalls. Es standen, wie vorhin, zwei Posten da. Er bückte sich da, wo er seine Stiefel abgelegt hatte, nieder; sie waren weg. Er trat daher zu den Posten. Seines leisen Ganges und der Dunkelheit

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