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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Lieutenant. Sie hat mir alles erzählt, was heute passiert ist. Nun erzähle du weiter, mein Sohn, damit man klar sehen kann.“
    Königsau setzte sich neben Margot, legte den Arm um sie und begann zu erzählen. Unterdessen ging Blücher auf und ab und rauchte wie ein feuerspeiender Berg.
    Der Lieutenant ließ nicht das geringste hinweg. Margot lehnte ihr Köpfchen an seine Schulter und weinte vor Glück, ihn wieder zu haben. Es war, als ob Blücher der Vater dieser beiden sei, vor dem sie sich gar nicht zu genieren brauchten.
    Als Königsau geendet hatte, sagte der Marschall:
    „Fürchterlich! Der eigene Bruder! Was willst du tun, mein Junge?“
    „Sie beide niederschlagen, wo ich sie finde.“
    „Nein. Das geht nicht, das verbiete ich dir. Verstanden!“
    „Exzellenz –!“
    „Papperlapapp Exzellenz! Ich habe es der da versprechen müssen.“
    Er zeigte bei diesen Worten auf Margot. Königsau sah dem schönen Mädchen in die dunklen, feuchten Augen und fragte:
    „Margot, du wünschst, daß ich mich nicht räche?“
    „Hugo, er ist doch immer mein Bruder!“ bat sie.
    „Gut! Aber dieser Baron Reillac?“
    „Auch ihm soll nichts geschehen, mein lieber Freund.“
    „Ja, so wie es in der Bibel zu lesen ist“, sagte Blücher gerührt. „Rebecca hat auch feurige Steinkohlen auf das Haupt des Herodes gesammelt.“
    Der Lieutenant konnte denn doch ein Lächeln nicht unterdrücken. Der Marschall sah es, und fragte mit etwas verlegener Miene:
    „Was lachst du, he? War's etwa bloß Torf und keine Steinkohlen?“
    „Es müssen doch Steinkohlen gewesen sein, Exzellenz, denn dem Herodes ist dabei die ganze obere Hälfte des Kopfes weggebrannt. Übrigens möchte ich nicht sagen, daß es mir sehr leicht wird, den Baron entkommen zu lassen. Er geht uns nichts an; wir sind ihm keine Rücksichten schuldig, und er wütet als Todfeind gegen uns.“
    „Da weiß ich Hilfe“, meinte Blücher. „Anstatt sie unschädlich zu machen, will ich euch unverletzlich machen; beides führt zu ganz demselben Ziel. Wie wäre es, wenn ich dich nach Berlin schicke, mein Junge?“
    „Oh, Exzellenz, soll Margot ohne meinen Schutz hier zurückbleiben?“
    „Nein. Ich habe vorhin mit ihr darüber gesprochen. Frau Richemonte hat da in Belgien eine nahe Verwandte. Dorthin reisen die beiden Damen morgen ab, und kein Mensch erfährt, wo sie sich befinden. Dort werden die beiden Spitzbuben dir die Margot sicherlich nicht ausgattern.“
    „Dieser Vorschlag ist prächtig, Exzellenz! Führen wir ihn aus, so entziehen wir uns den Verfolgungen und sind nicht zur Rache gezwungen.“
    „Siehst du! Ich habe heute bereits einmal gesehen, daß der Blücher ein guter Amtskopist hätte werden können. Und was dich betrifft, so bringst du die Damen an Ort und Stelle und gehst dann nach Berlin. Du wirst schon noch erfahren, wozu. Aber du wirst da heute den ganzen Tag bei mir sein müssen, um mir zu helfen, die dazu nötigen Schreibereien anzufertigen.“
    „Ich stehe ganz zu Befehl, Exzellenz!“
    „Gut. So führe jetzt dein Mädel nach Hause, wie es einem richtigen Burschen geziemt. Punkt neun Uhr bist du bei mir; da geht das Arbeiten los, und erst am Abend sehen wir uns alle wieder. Damit euch aber nicht wieder etwas Schlimmes widerfährt, gebe ich euch acht Mann Garde mit, unter scharf geladenem Gewehr, vier Mann auf der einen, vier Mann auf der anderen Seite der Straße und ihr in der Mitte. Hier ist der Befehl, mein Junge; gib den Wisch unten in der Wachstube ab. Und nun gute Nacht, Kinder! Und wenn ihr euch küßt, so macht nicht zu viel Lärm dabei; leise und zart schmeckt's viel besser.“
    Sie gingen und erreichten unter der erwähnten Bedeckung glücklich die Wohnung Margots. Der Portier öffnete wieder persönlich.
    „Verzeihung, Mademoiselle“, sagte er, „Sie waren bei dem Marschall Blücher?“
    „Ja“, antwortete sie.
    Er machte eine außerordentlich tiefe Reverenz, und als sie außer Hörweite von ihm waren, brummte er leise in den Bart:
    „Der ist sicher kein Lieutenant, sondern irgendein Prinz inkognito, sonst würden die beiden nicht so intim mit dem berühmten Marschall sein. Na, ich gönne es Mademoiselle Margot von ganzem Herzen, eine Prinzessin zu werden.“
    Margot war ganz erfüllt von dem, was sie erlebt und mit dem Marschall besprochen hatte. Sie konnte nicht anders, sie weckte ihre Mutter, und als diese vernahm, um was es sich handle, verzichtete sie gern auf die Fortsetzung der unterbrochenen Nachtruhe. Königsau

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