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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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öffnete sich auf der Stelle, und zwei Männer traten hervor. Es waren Baron Reillac und Kapitän Richemonte.
    „Nun? Gelungen?“ fragte der erstere den Kutscher.
    „Weiß nicht genau!“ antwortete dieser.
    „Nicht genau? Alle Teufel! Du mußt doch wissen, ob ihr sie habt!“
    „Wir haben sie, aber –“
    „Was, aber –?“
    „Ob die Narkotisierung gelungen ist –!“
    „Das werden wir gleich sehen!“
    Er öffnete den Schlag, aus welchem ihm jener Geruch sogleich entgegendrang.
    „Gelungen?“ fragte er nun in den Wagen hinein.
    „Vollständig“, antwortete der verkleidete Schauspieler.
    „Heraus mit ihr!“
    Er griff zu, und der Kapitän half ihm.
    „Jetzt schafft den Wagen fort, und hier ist das Geld.“
    Er gab dem Schauspieler eine Börse, welche den vereinbarten Sünderlohn enthielt. Dieser steckte jene ein, bedankte sich und setzte sich wieder im Wagen zurecht.
    „Wie lange darf ich ausbleiben?“ fragte der Kutscher.
    „Bis du den Wagen abgeliefert hast; ich brauche dich vielleicht nötig.“
    „Das Abliefern wird langsam gehn.“
    „Warum?“
    „Wir müssen den Wagen erst ausräuchern; der Geruch könnte uns verraten.“
    „Ach. Wie wollt ihr dies tun?“
    „Ich habe das Notwendigste bereits bei mir. Wir fahren hinaus vor die Stadt, wo wir auf freiem Feld unbeobachtet sind. Vielleicht kommen wir vor Mitternacht nicht retour.“
    „So müssen wir versuchen, ohne euch zu auszukommen. Vorwärts!“
    Der Wagen setzte sich in Bewegung und verließ das Gäßchen.
    „Tragen Sie Ihre Schwester“, meinte der Baron zu dem Kapitän. „Ich habe die Türen zu öffnen und zu schließen.“
    Richemonte folgte dieser Aufforderung. Sie schafften in der angegebenen Weise Margot in das Haus hinauf in das Bibliothekzimmer. Das konnte unbeobachtet geschehen, da der Baron den meisten seiner Leute Urlaub gegeben und die übrigen mit irgendeinem Auftrage aus dem Haus entfernt hatte.
    Droben setzte der Kapitän seine Schwester auf einen Stuhl.
    „Wollen wir sie binden?“ fragte er.
    „Binden? Wird dies nötig sein?“
    „Ich denke es. Sie wird jedenfalls Widerstand leisten.“
    „Pah, diesen Widerstand werden wir wohl brechen können!“
    „Sie wird um Hilfe rufen!“
    „So verhüllen wir ihr den Mund.“
    „Sie wird die Hülle losreißen, wenn wir ihr nicht auch die Arme binden.“
    „Gut, so wollen wir sie an den Stuhl fesseln. Wie blaß sie ist. Wie eine Leiche.“
    „Sie wird doch nicht erstickt sein?“ fragte der Kapitän, indem sein Auge eine unheimliche Glut erkennen ließ.
    „Ich hoffe es nicht!“
    „Es wäre dies wohl ein Strich durch die Rechnung, Baron?“
    „Durch die Ihrige ebenso!“
    „Pah! Mir würde dies sehr gleichgültig sein!“
    „Ich bezweifle dies. Ich würde in diesem Fall nicht ihr Schwager werden und also die Wechsel nicht zerreißen.“
    Der Kapitän lächelte und fletschte dabei die Zähne.
    „Oh, diese Wechsel sind mir von jetzt an nicht mehr fürchterlich!“
    „Nicht? Warum?“ fragte der Baron, aufmerksam werdend.
    „Sie haben meine Schwester in Ihrer Hand, und ich fordere die Wechsel.“
    „Noch aber ist sie nicht meine Frau.“
    „Ob sie es wird oder nicht, das wird ganz allein von Ihrer Geschicklichkeit abhängen.“
    „Sie kann mir noch entrissen werden.“
    „Das geht mich nichts an.“
    „Ich begreife Sie nicht, Kapitän. Ich habe Ihnen versprochen, ihre Accepte zu vernichten, sobald Margot meine Frau ist. Ich werde Wort halten, aber eher nicht.“
    Der Kapitän zuckte die Achsel und antwortete:
    „Ganz wie es Ihnen beliebt. Behalten Sie die Papiere meinetwegen ganz; es ist ja ebensogut, als ob sie vernichtet wären.“
    Der Baron betrachtete ihn verwundert und fragte:
    „Ah, wie meinen Sie das?“
    „Muß ich Ihnen dies wirklich erklären?“
    „Ich bitte darum!“
    „Wissen Sie, welch eine Strafe das Gesetzbuch auf widerrechtliche Freiheitsberaubung legt?“
    „Ah, meinen Sie es so?“
    „Ja. Und wissen Sie, wie die gewalttätige Bezwingung einer Dame bestraft wird?“
    Da rötete der Zorn das Gesicht des Barons.
    „Hole Sie der Teufel!“ sagte er. „Sie werden doch nicht glauben, daß ich mich fürchte.“
    „Ich glaube es allerdings nicht, ersuche Sie aber, dasselbe auch von mir zu denken!“
    „Sie wollen drohen?“
    „Nicht im mindesten. Ich will nur eben bemerkt haben, daß ich Ihre Wechsel jetzt nicht mehr fürchte. Ich werde sie nicht honorieren.“
    „Und ich werde sie Ihnen doch präsentieren, falls sich meine

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