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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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diese Kerls in einem Mörser zerstampfen und dann das Pulver aus einer Pistole in die Luft blasen. Da bilden sie einen Friedenskongreß. Sie nehmen das bißchen Europa her, zwicken hier einen Lappen ab und leimen dort einen Lappen an. Und ehe sie mit dem Leimen und Zwicken zustande gekommen sein werden, wird Napoleon hinter ihnen stehen und ihnen auf die Finger klopfen. Und was wird dann geschehen, mein Sohn?“
    „Sie werden dann rufen: ‚Blücher her!‘“
    „Ja, Blücher her! Du hast recht. Und was diese politischen Schneiderseelen dann gezwirnt, gefädelt und gestecknadelt haben, das werde ich mit dem Säbel wieder zerhauen müssen, das ist so sicher wie sonst etwas. Darum muß ich die Augen offen halten, und du sollst auch nach Berlin, um mir heimlich zu helfen, das bißchen preußischen Verstand zusammenzuhalten. Du schreibst mir regelmäßig, und ich schreibe dir. Und kannst du meine Briefe nicht lesen, so steckst du sie lieber ins Feuer, statt daß du sie einem anderen zeigst. Und nun schreibe! Ich werde dir schriftliche Instruktionen geben.“
    So hatten diese beiden bis zum Abend gearbeitet. Als der letzte Federstrich getan war, sagte Blücher:
    „Nun schmeiß die Feder in den Ofen, das Tintenfaß an die Wand und stecke die Scriblifaxerei in die Tasche. Ich habe das Ding satt. Geh zu deiner Margot, und sage ihr, sie soll mit ihrer Mutter ein bißchen herkommen. Wir haben ja noch verschiedenes zu besprechen.“
    Das war Königsau willkommen. Er machte sich schleunigst auf, um den Befehl des Alten auszuführen.
    Es war dunkel, und als er die Straße hinabschritt, begegnete ihm da, wo er in die Rue d'Ange einzubiegen hatte, eine Equipage, welche im Trab an ihm vorüberrollte. Er achtete kaum auf sie. Er ahnte nicht, daß man in diesem Wagen ihm soeben die Geliebte entführt habe.
    Als er die Wohnung erreicht hatte, ließ ihn das Mädchen ein, welches sich zugegen befand, als Margot fortfuhr, morgen aber entlassen werden sollte. Er grüßte und fragte:
    „Mademoiselle Margot?“
    „Ist ausgefahren!“
    „Ah! Wohin?“
    „Zum Feldmarschall Blücher.“
    „Wirklich? Eigentümlich! Frau Richemonte ist natürlich mit?“
    „Nein.“
    „So fuhr Mademoiselle Margot allein?“
    „Nein. Ein Offizier war bei ihr.“
    Königsau erstaunte noch mehr als vorher.
    „Was für ein Offizier?“ fragte er. „Ein Deutscher?“
    „Ich weiß es nicht. Madame wird es wissen.“
    „So melden Sie mich sofort an!“
    Frau Richemonte erstaunte natürlich ebenso, als sie erfuhr, daß Königsau mit ihr sprechen wolle. Sie ließ ihn eintreten und sagte: „Margot ist zum Marschall, Herr Leutnant.“
    „Wann?“
    „Vor wenigen Minuten.“
    „Ah! Zu Wagen?“
    „Ja.“
    „Ich bin ihm begegnet. Ich höre, daß ein deutscher Offizier mit ihr sei?“
    „Allerdings. Es war eine Ordonnanz des Marschalls.“
    „Eine Ordonnanz? Unmöglich!“
    „Oder ein Adjutant.“
    „Ebenso unmöglich!“
    „Aber mein Gott, der Marschall schickte ja den Herrn, um uns zum Souper abzuholen.“
    Königsau erbleichte, doch nahm er sich der kranken Dame gegenüber zusammen und fragte:
    „Wie hieß er?“
    „Ich weiß es nicht, ich habe nicht gefragt; ich habe ihn gar nicht gesehen.“
    „Sie waren auch mit eingeladen, Madame?“
    „Ja. Ich ließ mich entschuldigen, weil ich mich sehr angegriffen fühle.“
    „Ah, so liegt meinerseits ein kleiner Irrtum vor.“
    „Welcher?“
    „Ich wußte nicht, daß der Marschall so aufmerksam war, bereits nach Ihnen zu senden; ich glaubte, Sie abholen zu müssen. Sie verzeihen, daß da meine Zeit gemessen ist.“
    „Gehen Sie, mein lieber Leutnant, und haben Sie die Güte, mich nochmals beim Marschall zu entschuldigen. Wenn die Stunde unserer Abreise bestimmt ist, werde ich sehen, ob mir Zeit bleibt, mich noch persönlich bei Blücher zu empfehlen.“
    Königsau ging.
    Er hatte ihr von seinem Schreck nichts merken lassen. Er war beinahe überzeugt, daß ein neuer Anschlag gegen Margot vorliege, und rannte in größter Eile zum Marschall zurück, bei welchem er atemlos und mit hochrotem Gesicht eintrat.
    „Donnerwetter, müssen Sie gelaufen sein!“ sagte Blücher. „Was gibt es?“
    „Ist Margot hier, Exzellenz?“ keuchte der Leutnant.
    „Nein. Ich denke, Sie bringen sie mit.“
    „Ah, Exzellenz haben nicht nach den Damen geschickt?“
    „Nein.“
    „Keine Equipage?“
    „Nein.“
    „Keinen Ordonnanzoffizier oder einen Adjutanten?“
    „Nein. Was ist denn los?“
    „So ist Margot

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