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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in Anspruch. Ich stehe gleich zu Diensten!“
    Als sie in das Nebenzimmer getreten war, sah sich der angebliche Offizier erstaunt um und murmelte:
    „Bei Gott, ich bin ganz versteinert! Ich glaubte hier auf Schwierigkeiten zu stoßen, welche man nur mit der größten diplomatischen Finesse beseitigen kann, und nun geht alles wie genudelt. Man ist vorbereitet: man hat bereits Toilette gemacht; man nimmt die Mama nicht mit. Wenn mir nur dieser verteufelte Königsau nicht in die Quere kommt; dann habe ich gewonnen.“
    Nach kaum zwei Minuten trat Margot wieder herein und erklärte sich zum Mitgehen bereit. Da sie die Anspruchslosigkeit des Marschalls kannte, so hatte sie es unterlassen, große Toilette zu machen. Sie war sehr einfach, aber doch geschmackvoll gekleidet; aber gerade diese Einfachheit hob ihre Schönheit hervor, daß die angebliche Ordonnanz den Blick mit hoher Bewunderung auf ihr ruhen ließ. Sie sah so vornehm, so distinguiert aus und dabei doch so mädchenhaft, so kindlich lieb und gut, daß dem Schwindler fast ein Gefühl des Bedauerns und des Mitleids ankam.
    „Wie schön sie ist“, dachte er. „Wie rein und züchtig sie aussieht! Und dieses gute, herrliche Wesen soll diesem alten, trockenen Baron zum Opfer fallen! Ah, wenn mein Vater nicht sein Diener wäre, so würde ich mich sehr hüten, ihm behilflich zu sein. Wenn er noch jung und hübsch wäre! So aber kann sie mich dauern!“
    Er gab ihr durch eine Verbeugung das Zeichen, daß er bereit sei, mit ihr zu gehen, und so trat sie den Weg an, von dem sie nicht ahnte, wie verhängnisvoll er ihr werden sollte.
    Unten wartete die Equipage. Der Kammerdiener saß als Kutscher verkleidet auf dem Bock. Der Offizier öffnete den Wagenschlag, Margot stieg ein, und dann setzte sich der Wagen in Bewegung.
    Es war bereits finster auf der Straße. Hier und da brannte eine Laterne, doch war das dadurch verbreitete Licht nicht hinreichend, eine genügende Helle zu geben. Übrigens begann der Offizier eine lebhafte Unterhaltung, welche den Zweck hatte, zu verhindern, daß Margot ihre Aufmerksamkeit hinaus auf die Straße richte; sie hätte ja sonst bemerken müssen, daß der Wagen zwar in die Straße einbog, in welcher Blüchers Wohnung lag, aber nicht vor derselben hielt.
    Dennoch wurde sie aufmerksam. Das einem jeden Menschen innewohnende Vermögen, ganz unwillkürlich die Zeitdauer abzumessen, sagte ihr, daß sie das Ziel bereits erreicht haben mußten. Darum unterbrach sie die Unterhaltung mit der Frage:
    „Aber, Monsieur, müßten wir nicht bereits angekommen sein?“
    „Allerdings, Mademoiselle“, antwortete der Gefragte; „aber ich bemerke, daß der Kutscher einen kleinen Umweg eingeschlagen zu haben scheint. Lassen Sie einmal sehen, ob ich richtig rate oder mich irre.“
    Er blickte durch die Fensterscheibe seiner Wagenseite und tat so, als ob er da nichts erkennen könne. Dann neigte er sich zur anderen Seite herüber und sagte:
    „Gestatten Sie! Hier kann man deutlicher sehen.“
    Sie bog sich ein wenig zurück, um ihm Raum zu lassen, aber in demselben Augenblick fühlte sie sich von ihm ergriffen und mit aller Gewalt in die Ecke gedrückt.
    „Herrgott, was ist das! Was wollen – – –“
    Sie konnte nicht weiter sprechen. Ein Tuch verschloß ihr den Mund, und diesem Tuch entströmte ein scharfer, unangenehmer Geruch, welcher ihr in die Atmungsorgane drang und ihr fast augenblicklich die Kraft, zu widerstehen, benahm. Sie versuchte zwar noch, den Angreifer von sich zu schieben, doch geschah dies so schwach, daß sie damit kein Kind fortzustoßen vermocht hätte. Einige Sekunden später lag sie vollständig bewußtlos in der Ecke.
    „Ah, das ist mir leicht geworden“, flüsterte der Schauspieler. „Ich hatte es mir bedeutend schwerer vorgestellt. Nun aber werde ich mir einen Lohn nehmen, der allerdings nicht vereinbart worden ist. Ich werde sie küssen, bis der Wagen hält!“
    Er setzte sich auf das Sitzkissen neben sie nieder, zog ihren Kopf herbei und legte seine Lippen auf ihren Mund. Da aber spürte er den scharfen Geruch des Parfüms, welcher ihm beinahe den Atem versetzte.
    „Donnerwetter, es geht nicht“, sagte er, „ich muß gewärtig sein, daß ich die Besinnung geradeso verliere wie sie. Wie schade! Ach der Genuß wäre ja auch ein nur kurzer gewesen, denn wir sind bereits am Ziel. Der Wagen hält.“
    Die Equipage hatte das Gäßchen erreicht, war in dasselbe eingebogen und hielt nun vor dem Gartenpförtchen. Dieses

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