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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Miene des Mißmutes.
    „Junge, du kannst recht haben“, sagte er, jetzt ein wenig nachdenklich.
    „Denken Exzellenz an das Aufsehen.“
    „Hm. Ja.“
    „Feldmarschall Blücher auf der Anklagebank wegen Hausfriedensbruch.“
    „Verdammt fatal.“
    „Und im Feindesland. Das könnte böses Blut geben.“
    „Ja, ja. Aber wir müssen Hilfe bringen auf alle Fälle.“
    „Auf möglichst gesetzlichem Weg aber.“
    „Dann kann Margot zwanzig Jahre auf uns warten. Ich kenne die Schnelligkeit der Gesetze. Eine Schnecke ist eine Schwalbe gegen sie. Hast du einen Gedanken?“
    „Ja.“
    „Nun, so schieß ihn heraus.“
    „Wir begeben uns zum Maire des Arrondissements.“
    „Ah, zum Vorsteher des Stadtviertels! Gut. Wenn der Blücher zu ihm kommt, so wird er wohl keine Sperenzien machen.“
    „Das denke ich auch. Wir sagen ihm, in welchem Verdacht der Baron bei uns steht. Er muß mit, um dort auszusuchen.“
    „Gut. Aber er ist Franzose und wird einem Landsmann die Augen nicht auskratzen.“
    „So unterstützen wir seinen Scharfsinn.“
    „Schön. Ich schlage vor, wir nehmen doch einige pommersche Grenadiere mit.“
    „Jawohl, Exzellenz, aber nur heimlich. Wir stecken sie hinauf auf die Veranda, wo sie unser Zeichen erwarten und vielleicht auch etwas erlauschen können.“
    „Dieser Gedanke ist sehr gut. Jetzt haben wir einen Plan, und wir werden ihn sofort ausführen. Weiß du die Mairie?“
    „Ja. Sie ist vis-à-vis des Gäßchens, um welches es sich handelt.“
    „Das paßt. Da verlieren wir nicht viel Zeit. Hier hast du die zwei Pistolen, komm!“
    Jeder der beiden steckte zwei geladene Pistolen zu sich, und dann begaben sie sich hinunter in das Wachlokal. Dort erregte das Erscheinen des Marschalls nicht wenig Aufsehen. Die Mannschaft sprang schleunigst von ihren Pritschen auf und salutierte.
    Blücher überflog die Leute mit einem raschen Blicke, dann trat er zu einem von ihnen.
    „Du, Kerl, bist du nicht der August, mit dem ich gestern gesprochen habe?“
    „Zu Befehl!“ antwortete der Mann.
    „Du hast mich gemeldet?“
    „Zu Befehl!“
    „Ist dir das Urteil bekannt gemacht worden?“
    „Zu Befehl!“
    „Wie lautet es?“
    „Ein Verweis.“
    „Gut, diesen Rüffel habe ich auch erhalten, schriftlich natürlich. Ja, lieber August, nun kannst du dich rühmen, daß du den alten Blücher angezeigt und in Strafe gebracht hast. Man wird dich anstaunen, mein Junge! Aber euer Geld habt ihr euch nicht geholt!“
    „Exzellenz!“
    „Was, Exzellenz?“
    „Das wäre zu bettelig erschienen.“
    „Donnerwetter, August, du bist stolz, du hast Zartgefühl! Das freut mich von dir, alter Schwede. Deshalb will ich dir jetzt Gelegenheit geben, dich auszuzeichnen. Kannst du klettern?“
    „Zu Befehl, Exzellenz!“
    „Über eine Mauer?“
    „Ja.“
    „Auch auf eine Veranda hinauf, welche Querlatten hat?“
    „Ja.“
    „Nun gut. Nimm noch drei zu dir, welche auch so klettern können. Gewehre braucht ihr nicht. Das übrige sollt ihr erfahren. Aber macht schnell.“
    In der Zeit von einer Minute standen die vier Männer zur Verfügung, und der Marsch wurde angetreten.
    Königsau machte den Führer. In dem Gäßchen und an dem Pförtchen angekommen, sagte er ihnen flüsternd:
    „Wir suchen ein Mädchen, welches man, wie wir vermuten, gewaltsamerweise hierhergebracht hat. Ihr steigt hier über die Mauer und schleicht euch geradeaus nach dem Hof und an die Veranda, welche sich dort befindet. An dieser steigt ihr in die Höhe und sucht zu erlauschen, was geschieht. Aber ihr nehmt euch in acht, daß man euch nicht bemerkt. Sollten wir euch rufen, so kommt ihr durch das Fenster in die Stube gestiegen.“
    „Ja“, meinte der Marschall, „sobald ich rufe ‚August, herein!‘, so zerhaut ihr das Fenster und springt in das Zimmer.“
    August Liebmann fühlte sich geschmeichelt. Er war nicht dumm; es kam ihm ein Gedanke, den er auch sofort auszusprechen wagte:
    „Exzellenz, ist das Mädchen gelaufen oder gefahren?“
    „Gefahren natürlich! Warum?“
    „Vor vielleicht einer Viertelstunde fuhr ein Wagen in dieses Gäßchen.“
    „Ah! Was für ein Wagen?“
    „Eine feine Kutsche.“
    „Sapperlot! Woher weißt du das?“
    „Ich habe es selbst gesehen. Ich wurde durch den Wachhabenden nach der Mairie geschickt; da sah ich die Kutsche, welche hier her einlenkte.“
    „August, du bist kein übler Kerl! Hast du schon eine Liebste?“
    „Nein, Exzellenz.“
    „Na, sieh, wenn ich einmal eine Tochter übrig habe,

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