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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werde ich sie dir anbieten. Und nun klettert los, ihr Schlingel. Laßt euch aber von niemandem sehen!“
    Während die vier Soldaten sich leise und möglichst geräuschlos emporschwangen, begaben sich die beiden Männer nach der Mairie. Sie fragten einen der anwesenden Unterbeamten nach dem Maire und wurden in das Zimmer gewiesen, in welchem sich derselbe befand. Er saß bei seiner Arbeit, von welcher er nicht aufsah; er erwiderte den Gruß der beiden mit einem kaum sichtbaren Kopfnicken und schrieb weiter.
    Blücher hustete leise, da aber der Maire gar nicht darauf achtete, so fragte der Marschall Königsau leise:
    „Was heißt Schafskopf oder Pinsel auf französisch?“
    „Benêt“, antwortete der Gefragte ebenso leise.
    Blücher nickte befriedigt, trat einen Schritt auf den Maire zu und rief laut:
    „Benêt, Doppel-Benêt, dreifaches Benêt!“
    Da fuhr der Maire wie von einer Otter gestochen von seinem Stuhl auf und fragte:
    „Was ist das? Wer spricht da? Wer ist gemeint?“
    Blücher legte ihm die Hand auf die Achsel und fragte:
    „Können Sie Deutsch?“
    „Ja“, nickte er stolz.
    „Na, wenn ich das wußte, so hätte ich anstatt Benêt Einfaltspinsel gesagt.“
    Da schob der Maire, welchem die Brille nach der Nasenspitze gerutscht war, dieselbe in die Höhe und blitzte den Marschall wütend an. Er legte sich eine Strafrede zurecht.
    „Monsieur“, begann er, „wie können Sie es wagen, hier in meiner –“
    Er hielt plötzlich inne. Erst jetzt hatte er den Alten richtig angesehen. Seine Züge nahmen den Ausdruck des höchsten Schreckens an.
    „Ah, mein Sohn, du scheinst mich zu kennen?“ sagte Blücher freundlich.
    Da machte der Maire eine knietiefe Verbeugung und antwortete:
    „Ich habe die ausgezeichnete Ehre. Was befehlen Exzellenz?“
    „Zunächst, mein Sohn, befehle ich dir, in Zukunft nicht wieder ein Schafskopf zu sein. Man kommt zu dir, um mit dir zu reden, nicht aber, um sich deine hintere Front abzumalen. Verstanden? Und sodann wollte ich wissen, ob du vielleicht ein bißchen Zeit für mich hast.“
    „Ich stehe stundenlang zur Verfügung“, antwortete der Gefragte.
    „Stehe so lange, wie du willst; jetzt aber sollst du einmal mit uns gehen.“
    „Wohin?“
    „Kennst du einen Baron de Reillac?“
    „Sehr wohl. Ich habe die Ehre, sein Schwager zu sein.“
    „Sein Schwager? Hm! Woher kommt denn diese Bekanntschaft?“
    „Seine Schwester ist meine Frau.“
    „Alle Teufel, da brauche ich mich nicht zu wundern, daß du vorhin ein so großer Schafskopf warst.“
    Bisher hatte der Maire getan, als ob er die Mätzchen des Alten gar nicht bemerkte, jetzt aber stellte er sich einigermaßen in Positur und sagte:
    „Exzellenz vergessen wohl, daß ich Beamter bin!“
    „Als ich dich vorhin sitzen sah, vergaß ich es allerdings; da hielt ich dich für einen Ölgötzen. Gut, daß du mich daran erinnerst! Du bist doch der Maire?“
    „Zu dienen.“
    „Schön. Ziehe mal deinen Gottfried an, setze den Hut auf und komm mit.“
    „Wohin?“
    „Zu deinem lieben Schwager.“
    „Aus welchem Grund?“
    „Das wird sich finden, mein Söhnchen.“
    „Exzellenz erlauben mir die Bemerkung, daß ich das wissen muß.“
    „Und du erlaubst mir die Bemerkung, daß du das an Ort und Stelle erfahren wirst. Willst du oder willst du nicht?“
    „Eigentlich brauche ich nicht mitzugehen.“
    „So bleibe da, mein Sohn. Aber ich werde dich holen lassen.“
    „Ah! Durch wen?“
    „Oh, ich habe da in und um Paris eine Viertelmillion blauer Jungens stecken; da tut mir ein jeder gern den Gefallen, dich beim Hinterbein aus dem Stall zu ziehen.“
    „Wenn Exzellenz drohen, so kann ich allerdings nicht widerstehen, mache aber –“
    „Schon gut! Geh mit; weiter brauchst du nichts zu tun.“
    Der Maire legte den Schreibärmel ab, zog den Überzieher an, griff nach dem Hut und erklärte sich bereit, die Herren zu begleiten. Draußen auf der Straße nahmen sie ihn in die Mitte, und Blücher begann:
    „Herr Bürgermeister, Sie haben vielleicht gehört, daß ich ein eigentümlicher Querkopf bin. Im guten geht alles, im schlimmen geht nichts! Jetzt spreche ich zu Ihnen als zum Vertreter der Polizei. Wir bedürfen Ihrer Hilfe.“
    „In welcher Angelegenheit?“
    „Man hat einer Mutter ihre Tochter entführt.“
    „Ah, der Geliebte ist mir ihr durchgegangen?“
    „Nein, die Sache liegt strafbarer; man hat sie förmlich geraubt.“
    „Ah! Menschenraub? Das wäre schlimm! Wer ist das Mädchen?“
    „Es ist

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