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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mademoiselle Richemonte.“
    „Ah, vielleicht die Schwester des Kapitän Richemonte?“
    „Allerdings. Kennen Sie ihn?“
    „Ich sah ihn einige Male bei meinem Schwager. Wann ist sie entführt worden?“
    „Vor noch nicht einer halben Stunde.“
    „Von wem?“
    „Wir haben eben Ihren Schwager im Verdacht.“
    Da blieb der Maire erschrocken stehen und sagte:
    „Meinen Schwager? Den Baron?“
    „Ja, den neugebackenen Baron.“
    „Aber warum, Exzellenz?“
    „Weil er ein Halunke ist, dem man so eine Niederträchtigkeit zutrauen muß.“
    „Exzellenz verzeihen; ich darf unmöglich anhören, daß ein Verwandter von mir –“
    „Papperlapapp! Ihre Verwandtschaft geht uns gar nichts an. Ihr Schwager will Mademoiselle mit Gewalt zu seiner Frau machen; sie liebt ihn nicht. Hier dieser Herr, ein junger Freund von mir und wackerer Offizier, ist ihr Verlobter. Gestern abend hat Ihr Schwager ihn meuchlings auf der Straße überfallen und zwei Kugeln auf ihn abgegeben. Der Mord gelang nicht; da hat der Baron sich entschlossen, das Mädchen zu rauben.“
    „Unmöglich!“
    „Schwatzen Sie keinen Unsinn! Wenn ich, der alte Blücher, es sage, so haben Sie es zu glauben, sonst soll Sie der Teufel holen! Er hat sich zu dieser Schlechtigkeit sogar meines eigenen Namens bedient und einen als deutschen Offizier verkleideten Menschen zu der Dame geschickt, der sie angeblich zu mir zum Souper abholen sollte. Der Wagen ist nach der Wohnung des Barons gefahren.“
    „Aber, Exzellenz, wie ich meinen Schwager kenne, so ist er –“
    „Ein Erzspitzbube, nicht wahr?“ fiel Blücher ein. „Dem stimme ich vollständig bei!“
    „Ich wollte allerdings das Gegenteil sagen.“
    „Damit haben Sie bei mir kein Glück.“
    „Aber, die ganze Geschichte klingt so fabelhaft, daß ich –“
    „Herr!“ donnerte ihn da Blücher an. „Glauben Sie, daß ich mit meinem Heer nach Frankreich gekommen bin und Paris eingenommen habe, nur um einem kleinen Maire eine Fabel zu erzählen. Was ich sage, das sage ich!“
    „Aber, was wünschen Sie von mir?“
    „Ihr Schwager wohnt in Ihrem Arrondissement. Nicht wahr?“
    „Allerdings.“
    „Nun, wir wünschen eine Haussuchung bei ihm zu halten.“
    „Mein Gott, ist dies möglich?“
    „Sogar sehr. Diese Haussuchung soll keine heimliche, sondern eine offizielle sein.“
    „Da soll ich mithelfen?“
    „Natürlich. Ich respektiere die Gesetze, Herr Maire.“
    „Da muß ich Ihnen leider sagen, daß eine Haussuchung unmöglich ist.“
    „Ah, warum?“
    „An eine Haussuchung sind gewisse Vorbedingungen geknüpft, meine Herren, die –“
    „Die hier vollständig vorhanden sind“, fiel Blücher ein.
    „Im Gegenteil, im Gegenteil.“
    „Was? Wie sagen Sie?“ fragte Blücher. „Zu einer Haussuchung gehört nur zweierlei?“
    „Oh, mehr, viel mehr.“
    „Papperlapapp! Zu einer Haussuchung gehört erstens ein Haus und sodann, der, welcher es aussucht, pasta, abgemacht! Das Haus ist da, der Aussucher auch, ja, es sind sogar deren mehrere da. Es gibt keinen Grund zur Ausrede für Sie.“
    „Ich muß dennoch bei meinem Bescheid beharren, Messieurs.“
    „So beharren Sie, uns wird das gar nicht stören. Aber Sie werden die Freundlichkeit haben, uns zu Ihrem lieben Schwager zu begleiten.“
    „Eigentlich bin ich dazu viel zu sehr beschäftigt.“
    „So arbeiten Sie eine Stunde länger, Monsieur. Wir Deutschen haben Ihretwegen manche Stunde arbeiten müssen. Wo ist das Haus, Lieutenant?“
    „Hier, Exzellenz!“
    Sie waren natürlich nicht nach dem Gäßchen, sondern nach der vorderen Front der Straße gegangen. Die erste Etage des angedeuteten Hauses war nur teilweise erleuchtet. Der Marschall klingelte, und der Portier öffnete.
    „Wohnt hier Baron Reillac?“ fragte Königsau.
    „Ja, Monsieur.“
    „Ist er ausgegangen?“
    „Nein.“
    „Also daheim?“
    „Ja.“
    „Hat er Besuch?“
    „Der Herr Kapitän Richemonte scheint bei ihm zu sein.“
    „Ah! Wer noch?“
    „Weiter niemand.“
    „Da hören Sie es!“ sagte der Maire mit befriedigter Miene.
    „Was hören wir?“ fragte Blücher, indem er den Maire die Treppe emporschob. „Denken Sie, wir sind so dumm wie ihr Franzosen? Ihr meldet es wohl dem Portier, wenn ihr ein Mädchen entführt und nach Hause schleppt? Gott segne euren Verstand! Lieutenant, klingeln Sie. Man wird sehen, wo man Margot versteckt hat.“ –
    Während Königsau mit Blücher gesprochen hatte und dann mit diesem nach der Maire gegangen war, hatte

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