Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
nicht weit von hier; die Kasse aber war weg. Nach einigen Tagen hatten die Deutschen die Gegend verlassen, und es kam im geheimen eine Streifpartei der Unsrigen, welche nach der Kasse suchte. Sie erfuhren, was geschehen war, und wir mußten zur Strafe eine schwere Kontribution zahlen, durch welche wir vollends arm geworden sind.“
    „Das ist allerdings sehr traurig für euch. Hat sich keine Spur der Kasse je wieder gezeigt?“
    „Nein.“
    „Und auch keine Spur der Schützen, welche damals die Bedeckungsmannschaften niedergeschossen haben?“
    „Nein.“
    „Hat man denn die Angelegenheit nicht gerichtlich untersucht?“
    „Was denkt Ihr, Herr! Wir hatten ja Krieg, dann keine Regierung, dann eine, welche nichts galt. Es blieb eben alles, wie es war.“
    „Vielleicht sind deutsche Nachzügler die Räuber gewesen?“
    „Nein. Diese hätten unser Terrain nicht gekannt.“
    „Oder französische Marodeurs?“
    „Das ist eher möglich. Wir wollen lieber von der traurigen Geschichte schweigen. Sagt, geht Ihr jetzt direkt nach Paris zurück?“
    „Ja.“
    „So werdet Ihr das Glück haben, den großen Kaiser zu sehen?“
    „Jedenfalls.“
    „Ich wollte, daß ich an Eurer Stelle wäre. Ihr geht natürlich über Sedan?“
    „Ja.“
    „Berührt Ihr da vielleicht das Dörfchen Roncourt?“
    „Das ist wohl möglich.“
    „So versäumt ja nicht, nach dem dortigen Meierhof Jeannette zu gehen.“
    „Jeannette? Ah, warum?“
    „Weil dort das schönste Mädchen Frankreichs wohnt.“
    „Was, Vater, Ihr seid noch für die Schönheit eines Mädchens begeistert?“
    „Ja, welcher Franzose wäre das nicht? In allen Ehren, natürlich.“
    „Ist diese Schönheit gar so groß?“
    „Hm, ich bin kein Kenner, wie Ihr ja auch hier an meiner Alten ersehen könnt, aber man sagt es allgemein.“
    Da ergriff endlich auch die Wirtin das Wort; hier konnte sie nicht schweigen.
    „Was?“ fragte sie. „An mir kann man das sehen?“
    „Daß ich kein Kenner bin? Ja.“
    „Wie meinst du das?“
    „Wenn ich Kenner wäre, hätte ich doch eine Schöne genommen!“
    „Oh, das sagst du jetzt“, lachte sie vergnügt. „Du warst mit mir sogar sehr zufrieden.“
    „Ja, eben weil ich kein Kenner bin.“
    „Hm, ich denke, daß ich hübsch genug war, wenn auch freilich nicht eine Schönheit wie die vom Meierhof Jeannette. Ja, Herr, Ihr solltet sie wirklich sehen.“
    „Ihr macht mir beinahe Lust, hinzugehen.“
    „Tut es! Geht man weit, um ein schönes Bild anzusehen, warum soll man nicht dasselbe tun, um einen schönen Menschen zu betrachten.“
    „Habt Ihr sie selbst gesehen?“
    „Ja. Sie ist ja selbst hier bei uns gewesen.“
    „Ah, zu Besuch?“
    „Nein, nur für eine halbe Stunde, bis eine andere Deichsel da war.“
    „Sie hatte wohl einen Unfall erlitten, diese schöne Person?“
    „Freilich. Sie hatte nach Lüttich gewollt, um dort Verwandte zu besuchen. Hier in der Nähe brach die Deichsel am Wagen, und da war sie gezwungen, bei uns einzukehren. Sie fuhr gar nicht weiter.“
    „So ist sie abergläubisch?“
    „Herr, das Abbrechen der Deichsel bedeutet stets etwas Böses.“
    „Sehr richtig“, lachte er.
    „Und sodann diese Deutschen! Sie waren ja bereits in Lüttich. Wir alle haben ihr abgeraten. Und so ist sie wieder umgekehrt.“
    „Sie ist gewiß die Tochter des Meiereibesitzers?“
    „O nein. Sie ist nur zu Besuch bei ihm.“
    „Ah! Woher?“
    „Daß weiß man nicht.“
    „Wie heißt sie?“
    „Das kann ich nicht sagen. Hier bei uns war sie mit ihrer Mutter, von dieser wurde sie Margot genannt.“
    „Ein hübscher Name!“
    „Ja, er paßt ganz zu dem Mädchen. Aber gar zu schön ist doch auch nicht gut; das kann man an ihr sehr deutlich sehen.“
    „Wieso?“
    „Weil ihre Schönheit bereits zwei Menschen das Leben kostete.“
    „Sapperlot.“
    „Ja. Denkt Euch, daß die ganze Garnison von Sedan verrückt ist, sie nur zu sehen. Jeder möchte wenigstens einmal mit ihr sprechen. Man hat sich bereits dreimal duelliert. Zweimal fiel ein Offizier.“
    „O weh! So ist sie wohl coquet?“
    „Oh, nicht im geringsten. Sie erscheint auf keinem Ball, wenn sie auch zehnmal eingeladen würde. Sie geht nie allein aus, sondern nur in Gesellschaft ihrer Mutter. Es kann sich keiner rühmen, ihr auch nur die Fingerspitzen geküßt zu haben.“
    „Und doch diese Duelle?“
    „Oh, gerade diese Zurückhaltung macht ja die Männer verrückt.“
    „Na, Alte, ich war damals in dich nicht verrückt!“ neckte der

Weitere Kostenlose Bücher