56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht
ankommen!‘
‚Oh, so werde ich gleich jetzt beginnen, sie mir zu verdienen, Monsieur.‘
‚Nun gut, so frage ich Sie, ob Sie in meine Dienste treten wollen.‘
‚Das geht nicht.‘
‚Warum nicht?‘
‚Weil ich in dem Dienst der Frau Baronin de Sainte-Marie mich befinde.‘
‚Das tut nichts zur Sache. Sie können ihr und mir ganz gut dienen.‘
‚Zu gleicher Zeit?‘
‚Ja, ihr öffentlich und mir heimlich.‘
‚Was geben Sie mir für Aufträge, Monsieur?‘
‚Sie werden dieselben empfangen, sobald Sie sich erklärt haben.‘
‚Nun gut, so stelle ich mich Ihnen zur Verfügung. Aber was werden Sie mir zahlen?‘
‚Ich gebe Ihnen fünfundzwanzig Napoleondor, und Sie erhalten dann das Weitere je nach dem Wert Ihrer Dienste.‘
‚Ich bin zufrieden, Monsieur.‘
‚Gut, so haben Sie hiermit die versprochenen fünfundzwanzig.‘
Er gab mir das Geld und fuhr dann weiter fort:
‚Ich wünsche nämlich alles zu wissen, was Mademoiselle Richemonte betrifft. Ich bin ein heimlicher Anbeter von ihr und möchte gern wissen, ob ihr Herz noch frei oder bereits vergeben ist, ob sie die Briefe oder Besuche eines Geliebten empfängt, kurz, alles, was einen Liebhaber zu interessieren pflegt. Sie verstehen mich doch?‘
‚Vollständig, Monsieur.‘
‚Ich brauche Ihnen folglich keine weitläufige Instruktion zu geben?‘
‚Ich glaube nicht.‘
‚Nun gut, so hoffe ich, daß ich Sie zu unserem gegenseitigen Nutzen engagiert habe.‘
‚Wohin soll ich Ihnen bringen, was ich erfahre?‘
‚Ins Hauptquartier nach Sedan. Ich bin Baron Reillac, der Armeelieferant. Aber sagen Sie mir, ob Sie verschwiegen sein können.‘
‚Ich werde stumm sein.‘
‚Das ist mir lieb und auch gut für Sie. Die Damen sollen nicht erfahren, daß ich in der Nähe bin; deshalb werde ich nie nach Jeannette kommen. Auch daß Sie mich kennen, darf kein Mensch wissen. Jede Botschaft erhalten Sie gut bezahlt. Passen Sie besonders genau auf, ob Briefe aus Berlin kommen, und wenn Sie erfahren können, daß dieselben mit Hugo Königsau unterzeichnet sind, so erhalten Sie doppelte Belohnung.‘“
Jetzt mußte Königsau doch sein längeres Schweigen brechen.
„So sind Sie förmlich von ihm engagiert worden?“ fragte er den Kutscher.
„Ja“, antwortete dieser ruhig.
„Und haben in seinen Diensten gearbeitet?“
„Fürchterlich!“
„Inwiefern?“
„Ich habe ihm ein halbes Dutzend Lügen erzählt und für jede mein Goldstück erhalten.“
„Wissen Sie, Florian, daß Sie ein Spitzbube sind?“
„Gegen diesen Kerl? Ja. Das schadet gar nichts. Gegen andere bin ich desto ehrlicher.“
„Aber Sie haben doch nachgesehen, ob Briefe aus Berlin mit meiner Unterschrift eintreffen.“
„Ja, aber nicht dieses Barons wegen, sondern meinetwegen.“
„Ah, Ihretwegen?“
„Ja, natürlich!“
„Was haben Sie dem Baron davon gesagt?“
„Nichts, gar nichts. Er hat gar nichts davon gehört, daß ich jenen Brief gesehen habe.“
„Aber warum wollten Sie ihn gerade Ihretwegen sehen?“
„Ich wollte wissen, ob der Geliebte von Mademoiselle Margot wirklich ein Deutscher sei. Wenn das der Fall war, so nahm ich mir vor, ihn gegen seine Feinde zu beschützen. Habe ich da Unrecht getan, Monsieur?“
„Unrecht? Hm! Ich darf Sie also meinen Beschützer nennen, nicht wahr, Monsieur Florian?“
„Ja. Lachen Sie immerhin darüber; es ist dennoch so. Unsereiner kann leicht einem großen Herrn einmal einen Dienst erweisen; das können Sie glauben.“
„Ich glaube es, denn ich habe es oft erfahren“, sagte Königsau im ernstesten Ton. „Also Sie sind mit dem Baron öfters zusammengekommen?“
„Sehr oft. Wir treffen uns wöchentlich einige Male. Letzthin nun passierte es mir, daß ich mir ein Goldstück holen wollte; ich wollte ihm irgend etwas erzählen, was gar nicht geschehen war, und fand seinen Diener nicht anwesend. Das Vorzimmer war nicht verschlossen, und ich trat ein. Da hörte ich in seinem Zimmer laute Stimmen. Er sprach mit einem Herrn. Ich setzte mich sehr gleichmütig nieder und hörte zu; ich konnte jedes Wort verstehen. Sie sprachen von Ihnen.“
„Von mir?“
„Ja, und vom alten Blücher.“
„Ah!“
„Von einem Überfall, bei welchem Sie einen Küraß getragen hatten.“
„Sapperment!“
„Ferner von Mademoiselle Margot, die sie zu dem Baron geschafft hatten. Sie waren dann mit dem Feldmarschall gekommen –“
„Wer war der Mann, mit dem der Baron sprach?“
„Derselbe, welcher Sie gestochen
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