56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht
anderen?“
„Zu keinem.“
„Nun gut, ich will Ihnen vertrauen. Ich heiße Königsau und bin Husarenlieutenant.“
„Mit dem alten Blücher gut bekannt?“
„Ja. Aber woher wissen Sie das?“
„Das wird bald kommen. Sie haben Mademoiselle Margot hier verstecken wollen?“
„Ah! Wie kommen Sie auf diese Idee?“
„Nun, Madame Richemonte ist mit Mademoiselle von Paris heimlich fort.“
„Sie werden mir unbegreiflich.“
„Sie werden mich bald begreifen“, sagte der Kutscher in seiner bedächtigen Weise.
„Warum sollten sie heimlich fortgegangen sein?“
„Eines Stiefbruders wegen, welcher Richemonte heißt und Kapitän ist.“
„Donnerwetter!“
„Und eines Barons wegen, welcher Reillac heißt und Armeelieferant ist.“
„Mensch, Sie haben irgendein Gespräch der beiden Damen belauscht.“
„Fällt mir gar nicht ein.“
„Woher wissen Sie das alles?“
„Von ‚ihm‘ natürlich.“
„Wer aber ist dieser ‚ihm‘ denn eigentlich?“
„Kapitän Richemonte.“
Wäre es im Wald hell gewesen, so hätte der Kutscher sehen können, daß Königsau erbleichte. Was er hörte, ließ ihn tief erschrecken.
„Der Kapitän?“ fragte er. „War er hier auf Jeannette?“
„Ja.“
„Wann ist das gewesen?“
„Vor einer Woche.“
„Alle Teufel! War er bei der Baronin?“
„Nein.“
„Bei einer von den anderen Damen?“
„Auch nicht.“
„Oder bei dem jungen Baron?“
„Das fiel ihm gar nicht ein.“
„Nun, zum Teufel, bei wem soll er hier dann sonst gewesen sein, he?“
Da holte der Kutscher tief Atem und antwortete mit Nachdruck:
„Bei mir!“
„Ah, der Tausend! Bei Ihnen?“
„Ja, natürlich!“
„Wie kommt er denn zu Ihnen?“
„Ich war ihm empfohlen.“
„Von wem?“
„Vom Herrn Baron de Reillac.“
„So kennen Sie diesen auch?“
„Oh, sehr gut, außerordentlich gut.“
„Woher denn?“
„Woher? Hm! Wissen Sie denn nicht, daß er sehr oft in Roncourt ist?“
„In Roncourt? Davon weiß ich kein Wort, kein einziges Wort. Wahrhaftig nicht!“
„Er hat ja sein Quartier in Sedan!“
„Er wohnt in Sedan? Wohl wieder als Armeelieferant des Kaisers?“
„Das versteht sich.“
„Alle tausend Teufel! Nun wird die Plage und Gefahr von neuem beginnen.“
„Keine Sorge, Herr Lieutenant! Da ist der Florian Rupprechtsberger da.“
„Um Gottes willen, lassen Sie den Lieutenant fort.“
„Es hört's ja niemand.“
„Wenn zehnmal! Nennen Sie mich Herr Kapitän; das ist das Sicherste! Aber sagen Sie mir doch, wie Sie mit diesen Kerls zusammengekommen sind.“
„Nun, eines Tages fahre ich die Damen nach Sedan. Wir stiegen in unserem gewöhnlichen Gasthof ab. Ich führe die Pferde in den Stall, und da kommt ein feiner Herr und fragt mich:
‚Sind Sie es, welcher die drei Damen gefahren hat, welche soeben abstiegen?‘
‚Ja‘, antwortete ich.
‚Wer sind sie?‘
‚Die Baronin de Sainte-Marie. Die beiden anderen sind Gäste von ihr.‘
‚Woher? Vielleicht aus Paris?‘
‚Vielleicht.‘
‚Wie heißen sie?‘
‚Madame und Mademoiselle Richemonte.‘
‚Ah, diese Namen habe ich gehört. Wo wohnt die Baronin, Ihre Gebieterin?‘
‚Auf Meierhof Jeannette bei Roncourt.‘
‚Danke.‘
Damit drückt er mir einen Napoleondor in die Hand und geht.“
„Das war jedenfalls der Baron de Reillac?“
„Ja. Einige Zeit darauf hatte ich im Feld draußen zu tun. Da kam ein Reiter; es war derselbe Baron. Er begann ein Gespräch mit mir und war so auffällig freundlich, daß er mir geradezu widerwärtig wurde. Ich mußte es ihm ansehen, daß er mich zu irgendeinem Zweck gewinnen wolle; darum nahm ich mir vor, sehr vorsichtig zu sein. Nachdem er verschiedenes gesagt und gesprochen hatte, fragte er auch:
‚Kamen die beiden Damen Richemonte allein nach Jeannette?‘
‚Ich weiß nicht‘, antwortete ich vorsichtig. ‚Ich war an diesem Tag abwesend.‘
‚War vielleicht mit ihnen ein anderer Besuch da?‘
‚Ich könnte mich nicht besinnen.‘
‚So besinnen Sie sich vielleicht auf den deutschen Namen Königsau?‘
‚Nein. Ich habe ihn noch gar nicht gehört.‘
‚Hm, eigentümlich! Wissen Sie auch nicht, ob die Damen Briefe aus Berlin empfangen?‘
‚Nein.‘
Da sah er mich mit einem außerordentlich forschenden Blicke an und fragte:
‚Ich gab Ihnen letzthin einen Napoleondor, nicht wahr?‘
‚Ja, Monsieur‘, antwortete ich.
‚Wollen Sie sich mehr solcher Goldstücke verdienen?‘
‚Wieviele?‘
‚Das wird ganz auf Sie
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