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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ein Mädel, für das man sich die Finger wegbeißen könnte. Als Sie sie brachten, habe ich mich auf der Stelle bis über die Ohren in sie verliebt – – –“
    „Oho!“
    „Ja, ja! Nämlich so, wie sich ein ehrlicher Kutscher in die Herrschaft verlieben darf. Ich habe nun genau aufgepaßt. Da gingen nun Blicke herüber und hinüber, die niemand sehen sollte; da mußte ich sie beide ausfahren, und als ich die Ohren spitzte, da hörte ich es hinter mir – – – hm, na, gerade so, als wenn vier Lippen zusammenkleben und auseinandergerissen werden, ungefähr so, als wenn man eine halb neubackene Fischblase auseinanderreißt.“
    „Florian, Florian!“
    „Na, nichts für ungut! Sie sind ein Deutscher; Sie sind ein Kerl, den man leicht liebgewinnt, und darum gönne ich sie Ihnen; einen anderen hätte ich halb tot geprügelt. Aber wie ist denn eigentlich Ihr Name?“
    „Jetzt heiße ich Sainte-Marie.“
    „Gut, wenn Sie nicht anders wollen. Man kann kein Vertrauen erzwingen, daß muß von selbst kommen. Aber beweisen will ich Ihnen doch, daß ich ein ehrlicher Kerl bin. Sagen Sie mir nur vorher erst, was Sie sind?“
    „Jetzt bin ich Seekapitän.“
    „Da schlage doch das Wetter drein! Auch hier wird man belogen.“
    „Wissen Sie das genau?“
    „Ja.“
    „Beweisen Sie es.“
    „Sofort! Sie heißen nicht Sainte-Marie, sondern Königsau.“
    „Ah!“
    „Sie sind nicht aus Marseille, sondern aus Berlin.“
    „Oho!“
    „Und Sie sind nicht Seekapitän, sondern Husarenlieutenant.“
    „Unsinn!“
    Königsau war im höchsten Grad erschrocken. Woher kannte dieser Kutscher ihn so genau? Das konnte höchst gefährlich werden; er mußte sich sehr vorsichtig benehmen.
    „Unsinn?“ fragte der Kutscher. „Das ist kein Unsinn, sondern die reine Wahrheit.“
    „Wer sagte das?“
    „Beide sagten es, nämlich sie und er.“
    „Wer ist diese ‚sie‘?“
    „Mademoiselle Margot.“
    „Ah! Hat sie von mir gesprochen?“
    „Nein, das war anders. Wenn ich nicht fahre, bin ich oft im Garten. Da saß sie denn einmal in der Laube und hatte einen Brief in der Hand. Sie küßte und küßte ihn immer wieder, denn sie dachte, sie wäre allein. Dann legte sie ihn neben sich. Er fiel von der Bank herab, und als sie ging, vergaß sie ihn.“
    „Ah! Sie haben ihn gelesen?“
    „Ja.“
    „Donnerwetter, das ist unverschämt.“
    „Warten Sie es ab!“ antwortete Rupprechtsberger ruhig.
    „Was gibt es da abzuwarten! Sie eilten nach der Laube – – –!“
    „Ja, ich eilte sehr.“
    „Sie hoben den Brief auf – – –!“
    „Natürlich.“
    „Sie schlugen ihn auseinander – – –!“
    „Ja, sonst hätte ich ihn ja nicht lesen können.“
    „Und Sie lasen ihn! Wirklich? Wirklich?“
    „Na, ganz und gar nicht; dazu hätte ich gar keine Zeit gehabt, denn ich hörte Mademoiselle bereits wieder zurückkehren. Ich las nur die Überschrift und dann die Unterschrift.“
    „Schurke!“
    „Unsinn! Ich hatte meine Gründe dazu. Die Überschrift lautete ‚Berlin‘ und ‚meine heißgeliebte Margot‘, und die Unterschrift klang wie ‚Hugo von Königsau‘. Habe ich richtig gelesen?“
    „Welchen Grund hatten Sie, diese Indiskretion zu begehen, he?“
    Er sprach diese Frage in einem sehr strengen, ärgerlichen Ton. Er war zornig geworden.
    „Welchen Grund? Hm, weil ‚er‘ mir den Namen genannt hatte.“
    „Er? Ah, Sie sprachen vorhin von er und sie. Ist das dieser Er?“
    „Ja.“
    „Wer ist es?“
    „Das darf ich nicht verraten. Übrigens haben Sie kein Vertrauen zu mir; was nützt es da, Vertrauen zu Ihnen zu haben.“
    „Florian, ich beginne zu bemerken, daß Sie nicht ein ‚guter, treuer und ehrlicher‘, sondern ein höchst pfiffiger und verschmitzter Kerl sind.“
    „Da irren Sie sich! Ich bin sogar noch etwas dümmer, als ich aussehe; aber für eine Person, die ich liebhabe, kann ich, weiß Gott, zum gescheitesten Kerl werden.“
    „Da wollte ich, daß ich zu denen gehörte, die Sie liebhaben.“
    „Das ist ja auch bereits der Fall!“
    „Wirklich?“
    „Wahrhaftig. Ich wollte Sie ja deshalb herauf auf den Bock haben, um mit Ihnen von der Leber weg reden zu können. Hier im Wald hört es kein Mensch.“
    „Es scheint aber doch, als ob es nicht so recht von der Leber weg gehen wollte.“
    „Inwiefern?“
    „Nun, weil ich von diesem ‚er‘ nichts höre.“
    „Von ihm darf ich nur zu einem reden, der Königsau heißt und Lieutenant ist.“
    „Wirklich zu keinem

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