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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Margot, Sie glauben nicht, wie sehr ich erschrocken bin, als ich hörte, daß Sie verwundet seien“, sagte er. „Ich wünschte im ersten Augenblick, daß die Kugel mich selbst an ihrer Stelle getroffen hätte.“
    Margot entzog ihm leise die Hand und fragte lächelnd:
    „Sie wünschten das im ersten Augenblick?“
    „Ja, bei Gott, ich wünschte das“, antwortete er.
    „Aber im zweiten Augenblicke?“
    „Auch noch.“
    „Und im dritten?“
    „Oh, ich wünschte es ja jetzt noch“, antwortete er, halb verlegen und halb in einer Art von schwärmerischer Begeisterung.
    „Ich danke Ihnen, lieber Cousin“, sagte die Patientin freundlich. „Ich bin überzeugt, daß Sie die Wahrheit sprechen.“
    Sein Blick ruhte wie trunken auf ihr. Er konnte sich dem Eindruck, den ihre Schönheit auf ihn machte, nicht entziehen; er gab sich auch gar keine Mühe, sich zu beherrschen. Er ergriff abermals ihre Hand, zog dieselbe an seine Lippen und sagte:
    „Der Augenblick, in welchem ich von Ihrer Verwundung hörte, wird mir unvergeßlich sein.“
    „Ist Ihr Gedächtnis wirklich ein so treues?“
    „In Beziehung auf Sie, jedenfalls. Dieser Augenblick ist ja einer der wichtigsten meines Lebens.“
    „Inwiefern, lieber Cousin?“ fragte Margot ahnungslos.
    „Weil er mir Aufschluß über mich gegeben hat. Ich habe da erkannt, wie teuer, wie wert Sie mir sind.“
    „Ich hoffe allerdings, daß es Ihnen nicht ganz gleichgültig ist, ob man Ihre Cousine erschießt oder nicht, Herr Baron.“
    Diese Worte sagte Frau Richemonte. Sie erteilte ihnen einen scherzenden Klang, welcher ihn abschrecken sollte. Sie hatte mit scharfem Auge erkannt, daß er im Begriff stehe, die schönste Liebeserklärung vom Stapel zu lassen. Er aber merkte oder beachtete ihre Absicht nicht im geringsten; denn er fuhr fort:
    „O bitte, liebe Tante, ich meine das anders, ganz anders! Nicht so allgemein, nicht bloß verwandtschaftlich. Ich habe vielmehr erkannt, daß mein Herz, mein ganzes Leben Margot gehören.“
    „Cousin!“ sagte da Margot erschrocken.
    „Ja“, antwortete er. „Ich hoffe, daß du es mir glauben wirst. Ich fühle, daß ich ohne dich nicht leben kann.“
    Er machte Anstalt, vor dem Bett niederzuknien, blieb aber stehen, als er eine Armbewegung Margots sah, in welcher sich Schreck ausdrückte.
    „Du scherzest“, sagte sie.
    „Scherzen? Oh, ich bitte dich im Gegenteil, es so ernst wie möglich zu nehmen.“
    Sie blickte ihm in das hübsche, jugendliche Gesicht, und über das ihrige glitt ein leises Lächeln, als sie ihm sagte:
    „Du dauerst mich da sehr, lieber Cousin.“
    „Warum?“ fragte er sie befremdet.
    „Weil du sterben mußt.“
    „Sterben? Ich? – Inwiefern?“ fragte er erblassend. „So hältst du mich für krank?“
    „Das nicht. Aber sagtest du denn nicht soeben, daß du ohne mich nicht leben kannst?“
    „Ja, allerdings.“
    „Nun, also wirst du sterben müssen.“
    Er blickte sie starr an, trat einen Schritt zurück und fragte dann in verwundertem Ton:
    „Wie? Verstehe ich dich recht?“
    „Wie hast du mich verstanden?“
    „Ich verstehe dich dahin, daß du mich nicht liebst.“
    „Oh, ich liebe dich freilich; du bist ja mein Cousin.“
    Er machte eine Gebärde des Unwillens und antwortete:
    „So meine ich es nicht.“
    „Wie denn?“
    „Nicht als Cousin sollen Sie mich lieben, sondern anders, ganz anders. Ich will von Ihnen als Bräutigam, als Mann geliebt sein.“
    Ihr Lächeln wurde noch schalkhafter als vorher.
    „So werden Sie doch sterben müssen“, sagte sie im Ton des Bedauerns.
    „Ah!“ seufzte er.
    „Ja, ohne Gnade und Barmherzigkeit.“
    „Das soll heißen, ich kann Ihr Bräutigam nicht sein?“ Da schlug er ganz überrascht die Hände zusammen und rief: „Mein Himmel, da falle ich ja wie aus den Wolken.“
    „Bitte, tun Sie sich dabei keinen Schaden.“
    „Wollen Sie meiner spotten?“ fragte er sehr ernsthaft.
    „Nein, lieber Cousin. Aber wie es scheint, haben Sie es für eine ganz und gar ausgemachte Sache gehalten, daß Sie mein Bräutigam werden?“
    „Allerdings“, antwortete er rasch.
    „Das überrascht mich sehr.“
    „Warum?“
    „Sie hätten sich vorher informieren sollen, ob Sie da auf kein Hindernis stoßen.“
    „Welch' ein Hindernis sollte denn da vorhanden sein?“
    „Oh, das größte, welches es geben kann: ein Bräutigam.“
    Es war beinahe belustigend anzusehen, wie er jetzt vor Erstaunen den Mund öffnete.
    „Das wäre allerdings ein ganz bedeutendes

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